Sinnvolle Tage
„Hoffnung ist eben nicht Optimismus, ist nicht Überzeugung, daß etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, daß etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“ – Václav Havel, tschechischer Schriftsteller und Politiker;
Caryle Hirshberg, Unerwartete Genesung, Droemer Knaur, 1995, ISBN 3-426-26869-8
An manchen Tagen erscheint das Leben sinnlos und leer. Zwar hat man etwas geschafft, ist vielleicht sogar vollkommen erschöpft, aber trotzdem kann man keine Befriedigung aus dem ziehen, was man getan hat.
Bis ich die Gewaltfreie Kommunikation kennen lernte, hatte ich das Wort Sinnhaftigkeit noch nie gehört. Aber ich kannte Zeiten, in denen mir Dinge leicht von der Hand gingen, mich mit Freude erfüllten, mein Leben bereichertem. Und natürlich kannte ich öde Tage, an den ich abends mürrisch Bilanz zog. Dass meine Unzufriedenheit etwas mit Sinnhaftigkeit zu tun haben könnte, ahnte ich damals nicht.
Was können wir tun, um unser Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit zu erfüllen?
Papst Johannes XXIII hatte sich dafür einen Plan geschrieben, der als
Dekalog der Gelassenheit
bekannt geworden ist:
1. Heute, nur heute werde ich mich bemühen, den Tag zu leben, ohne die Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
2. Heute, nur heute werde ich auf ein zurückhaltendes Auftreten achten: ich werde niemanden kritisieren, ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern – nur mich selbst.
3. Heute, nur heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin – nicht nur für die andere, sondern auch für diese Welt.
4. Heute, nur heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich meinen Wünschen anpassen.
5. Heute, nur heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das leibliche Leben notwendig ist, so ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
6. Heute, nur heute werde ich eine gute Tat vollbringen, und ich werde es niemandem erzählen.
7. Heute, nur heute werde ich etwas tun, wozu ich eigentlich keine Lust habe; sollte ich es als eine Zumutung empfinden, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.
8. Heute, nur heute werde ich ein genaues Tagesprogramm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.
9. Heute, nur heute werde ich fest daran glauben – selbst wenn die Umstände mir das Gegenteil zeigen sollten -, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
10. Heute, nur heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem freuen, was schön ist, und an die Güte glauben.
Nimm dir nicht zuviel vor.
Es genügt die friedliche, ruhige Suche nach dem Guten
an jedem Tag zu jeder Stunde, und ohne Übertreibung und ohne Ungeduld.
Der Geist dieser Übungen passt für mich gut zur GfK. Es geht um Wertschätzung für mich und andere, um Vertrauen, Verbindung, Wachstum, Struktur, Leichtigkeit und Schönheit. Wenn all diese Dinge zusammenkommen, sind die Chancen groß, dass mein Tag sinnvoll ist, mein Leben bereichert.
Heute will ich wachsam sein für alle Dinge, die mein Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit nähren.