Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Die Haltung der GfK

Hallo, Welt!
Zum Jahreswechsel oder zum Start ins neue Jahr plane ich mit einem Kollegen ein Seminar. Wir sind ein bisschen um die Themen geschlichen, klar war, dass wir etwas Vertiefendes wollten, etwas für Menschen, die schon GfK-Erfahrung mitbringen. Vielleicht für Zertifizierungskandidaten (und ab zehn Seminartagen bei zertifizierten Trainern kann man sich für die Zertifizierung registrieren). Empathie, Selbstempathie, das war es nicht. Und dann machte es plötzlich bei uns beiden *klick*. Die Haltung der GfK. Das ist es.
Nun bewege ich seit zwei Tagen in meinem Herzen die Frage: Was ist für mich die Haltung der GfK? Ich kann reihenweise Beispiele aufzählen, bei denen ich eben diese Haltung vermisse. Ein Trainer, der nach einem durchaus wohlwollenden und unterstützenden Feedback die Nerven verliert, herunter gelassene Rolladen im Konflikt, Durchschweigen (das kenne ich aus meiner Kindheit und spüre es direkt als körperlichen Schmerz). Impulskontrolle. Affektkongruenz. Hier lohnt sich doch gleich wieder ein Besuch bei Wikipedia (oder bei mir…)

Der Affekt (von lat. afficere: antun; in einen Zustand versetzen; mit etwas erfüllen, versehen) ist eine Gemütserregung (englisch: occurring emotion etwas, das einem passiert).[1] Sie hat eine Ausdrucksdimension, eine körperliche Dimension und eine motivationale Dimension. Ein Lächeln kann beispielsweise ein Ausdruck für den Affekt Sympathie sein, Erröten, im körperlichen Bereich, bezeichnend für den Affekt Scham und die Bereitschaft, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, eine charakteristische Motivation aus dem Affekt Zorn heraus sein.[2]

Affekt ist eine besondere Qualität des Fühlens. Die definierenden Merkmale sind eine relative Quantität − in Relation zur Grundstimmung, und eine Akzidenz der Erregung. Seine jeweilige Benennung (zum Beispiel Eifersucht, Trauer, Neugier usw.) erhält der Affekt von der Emotion, die er in Gang bringt und der er sprachlich zugeordnet wird. So kann zum Beispiel Eifersucht nicht nur in Gestalt des Affektes auftreten, sondern auch als Gefühl, als Zwangsgedanke, als Motiv usw. Aus dem Kontext der sprachlichen Verwendung (zum Beispiel rasende Eifersucht) geht dann hervor, ob Affekt oder eine andere Qualität von Gemütsbewegung gemeint ist. Affektiv (synonym: emotional) wird somit ein Verhalten genannt, das überwiegend von der Gemütserregung und weniger von kognitiven Prozessen bestimmt wird.

Affekt wird definiert als Gefühls- und Gemütsbewegung von großer Brisanz, geringer Latenz und energisierender Dynamik (Motivation), einhergehend mit eingeengter Wahrnehmung (Aufmerksamkeitsverzerrungen und Tunnelblick), ggf. einer Überforderung der Willenskontrolle und starker Ausdruckskraft. Dazu kommt eine Beteiligung des motorischen und vegetativen Nervensystems sowie eine Beteiligung des Systems der sog. Botenstoffe und der Hormone. Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein psychosomatisches Ereignis mit kommunikativen, motivationalen und kognitiven Folgen.[16] Positiver Affekt geht bspw. mit verstärktem Lächeln, Annäherungsverhalten und heuristischer Informationsverarbeitung einher, negativer Affekt mit missbilligendem Gesichtsausdruck, Vermeidungsverhalten und systematischer Informationsverarbeitung.

Besteht zwischen den Ausdrucksmerkmalen und dem dahinterliegenden Gefühlszustand ein Widerspruch, so ist dies ein inadäquater Affekt. Bei größeren und raschen Wechseln zwischen den Ausdrucksmerkmalen wird von einer Affektlabilität gesprochen, zu unterscheiden von Affektinkontinenz.

Und dazu noch einmal eine Perle zur Impulskontrolle, auch Selbstregulation genannt:

Selbstregulation umfasst u. a. den mentalen Umgang mit Gefühlen und Stimmungen (s. Emotionsregulation) und die Fähigkeiten, Absichten durch zielgerichtetes und realitätsgerechtes Handeln zu verwirklichen (z. B. Selbstwirksamkeit) sowie kurzfristige Befriedigungswünsche längerfristigen Zielen unterzuordnen (s. Selbstdisziplin, Selbstkontrolle). Gut ausgeprägte Fähigkeiten zur Selbstregulation setzen (im neuropsychologischen Sprachgebrauch) intakte exekutive Funktionen voraus.

Vor ein paar Wochen habe ich einen Block mit Feedback-Formularen entwickelt. Darin sind einige Denkanstöße zum Thema Haltung der GfK versteckt:

Hier eine Kostprobe:

  • Bezieht  sich  ehrlich  auf  sich  und  andere,  ist  verbunden  mit  eigenen Gefühlen  und  Bedürfnissen  und  kann  diese  ausdrücken.
  • Ist  fähig,  mit  sich  selbst  in  Verbindung  zu  bleiben, wenn  er/sie  „negatives“  Feedback erhält.
  • Bemerkt,  wenn  sich  das  eigene  Herz  verschließt  oder  der  Wunsch entsteht,  eine  anderen  zu  verletzen,
    entscheidet  sich  aber  bewusst  in  Einklang  mit  den  eigenen  Werten  zu  sprechen  und  zu  handeln.
  • Ist  verlässlich:  macht,  hält  und  bricht  Vereinbarungen  sorgsam, bewusst  und  verantwortungsvoll.

 

 
Ich merke, dass ich das Thema tatsächlich am einfachsten an Negativbeispielen festmachen kann: Wenn jemand bei auftretenden Interpretationsgefühlen nicht mit Leichtigkeit in echte Gefühle und Bedürfnisse übersetzen kann (meine Mutter hat mich gedemütigt), wenn jemand sich in negativen Gedanken oder Erwartungen verfängt und nicht in die Realität zurück findet (meine Beziehung wird zerbrechen, wenn ich mich so und so verhalte), wenn jemand sich aus (alter) Angst nicht für sich einsetzt.

Die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation hat für mich fundamental etwas mit Verantwortung zu tun. Ich übernehme Verantwortung für mich und meine Gefühle. Melody Beattie schreibt dazu in ihrem Buch „Die Sucht gebraucht zu werden“:

Ich bin verantwortlich dafür, ob ich lebe oder nicht lebe. Ich bin verantwortlich dafür, nach meinem geistigen, emotionalen, körperlichen und finanziellen Wohlergehen zu streben. Ich bin verantwortlich dafür, meine Bedürfnisse zu er- kennen und zu befriedigen. Ich bin verantwortlich dafür, meine Probleme zu lösen oder mit meinen Problemen leben zu lernen, die ich nicht lösen kann. Ich bin verantwortlich für meine Entscheidungen. Ich bin verantwortlich dafür, was ich gebe oder empfange. Ich bin auch dafür verantwortlich, mir Ziele zu setzen und sie zu erreichen. Ich bin verantwortlich dafür, wie sehr ich das Leben genieße, wie viel Freude ich an täglichen Aktivitäten finde. Ich bin verantwortlich dafür, wen ich liebe und wie ich mich entscheide, diese Liebe auszudrücken. Ich bin verantwortlich dafür, was ich anderen antue und dafür, was ich anderen erlaube mir anzutun.

Was für ein Hammer-Thema für ein Seminar! Boah! Ich freu mich drauf!

So long!

Ysabelle

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