Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Drehohren!

Hallo, Welt!
Gerade habe ich die Spam-Antworten 6799 bis 6997 weggeschmissen. Wieder soll ich Burberry-Taschen oder Nike-Schuhe kaufen oder finde die besten Pornoseiten, wenn ich sie dann suche. *Grummel*
In diesen Tagen sind meine GFK-Fähigkeiten wieder einmal auf dem Prüfstand gewesen. Heute kann ich mir selbst mit Mitgefühl begegnen. Auslöser war die Produktion einer Broschüre.

Endlich, endlich habe ich dieses Ding fertig gehabt und Montagmorgen ging sie vor neun in die Druckerei. Seit Januar hatte diese Idee in mir gegart. Es kam eine Nachricht, dass der Auftrag angekommen ist, und vier Tage freute ich mich auf dieses neue Produkt. Donnerstag dann dachte ich bei mir, hm, jetzt müsste doch allmählich mal eine Nachricht von der Druckerei kommen, dass sie die Broschüre versenden… Ich wollte sie unbedingt für einen Workshop am Samstag haben. Zum Checken habe ich dann mal meine Mails sortiert und entdeckte eine Nachricht von Montag, 10.23 Uhr oder so. Darin schrieb die Druckerei, die Druckdatenüberprüfung habe ergeben, dass sich das Produkt so nicht herstellen ließe.

Boah….
Ysabelle-Bashing. Wieso hast du diese Mail nicht gesehen? Wie kann man nur so blöd sein? Jetzt hast du keine Broschüre für übermorgen… Verpennt! Unaufmerksam! Nachlässig! Dann kam die Wende, im wahrsten Sinne des Wortes. Ok, ICH hatte die Mail nicht gesehen. Hochgeladen und letztendlich technisch/künstlerisch produziert hatte das Produkt jemand anderes. Ah… da hatten wir ja den Schuldigen. Wenn der ordentlich gearbeitet hätte, wäre der Auftrag reibungslos abgewickelt worden und die Broschüre jetzt in der Post.
Ungelogen: Ich konnte in meinem Körper spüren, wie die Wolfsohren rotierten: Du bist schuld ./. ich bin schuld. Das machte ganz unterschiedliche Energie. Einmal wurde ich klein und wollte mich am liebsten verkriechen, dann wieder fühlte ich mich irgendwie übermächtig und hatte den Impuls rumzupöbeln…
Beides fühlte sich zutiefst unerfreulich an.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich das transformieren konnte. Zunächst versuchte ich noch, eine „Lösung“ zu finden. Aber auch Overnight-Druck hätte mich nicht mehr gerettet, denn ich wäre ja am Samstag nicht da gewesen, um die Lieferung in Empfang zu nehmen (abgesehen davon war am Freitag im Süden Feiertag, da hätte eh keiner gedruckt). Schließlich hatte ich den Gedanken, wir bauen die Broschüre um auf ein Format, dass ich an meinem Laser-Hochleistungsdrucker selbst ausdrucken kann.
Doch der Mensch, der für die künstlerisch-technische Seite zuständig war, hatte auch noch ein Wörtchen mitzureden. Tatsächlich haben wir erst mal per Telefon gemeinsam getrauert. Wie doof ist das denn, dass das so schief gegangen ist! Und dann hat die Person eine Druckerei in der Nähe aufgetan, wo am Freitag dann 30 Broschüren von Hand gedruckt wurden und dann einzeln gefalzt. Ich bin zutiefst dankbar für diese kostengünstige und effiziente Lösung! Gleichzeitig gingen Freitag noch einmal die überarbeiteten Druckdaten an die Online-Druckerei. Und Mittwoch dürfte ich dann wohl den Karton mit den Broschüren hier haben…
Hier haben wir ein schönes Beispiel, wie man GFK anwenden kann. Ich erinnere mich daran, dass ich nicht in einer Welt von RICHTIG oder FALSCH leben möchte. Ich verbinde mich mit meinen unerfüllten Bedürfnissen. Ich trauere. Ich finde neue Wege, meine Bedürfnisse zu erfüllen… Das „Anwenden“ bezieht sich ausschließlich darauf, dass ich mir ins Gedächtnis rufe, nach welchen Werten ich leben und handeln möchte. Wenn die Drehohren aktiv sind, rutscht mir das schon mal aus dem aktiven Speicher…

So long!
Ysabelle

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