Pass auf, was du dir wünschst…
Hallo, Welt!
Heute möchte ich Euch eine unglaubliche Geschichte erzählen. Ich bin selber noch völlig durcheinander.
Vor ein paar Monaten habe ich beim CNVC nachgefragt, ob es noch irgendwo Giraffenohren zu kaufen gebe und wenn ja, wo. Ich bekam die Info, die entsprechende Person wäre in Rente und es gäbe keine mehr. Daraufhin habe ich angefragt, ob ich eventuell welche machen könnte und die in meinem Shop verkaufen. Nach einigem Hin und Her kam schließlich die Nachricht, ja, das sei ok, solange ich klarstellen würde, dass ich nicht namens des CNVC verkaufe.
Eine unglaublich geschickte Bekannte hat daraufhin Giraffen- und Wolfsohren gebaut, die ziemlich genau so aussahen wie das Original vom CNVC. Drei Sets sind davon inzwischen verkauft. Gestern nun bekam ich über die Kontakt-Funktion des Shops eine Nachricht von der Erfinderin der Ohren. Sie hat vor 30 Jahren angefangen, GFK bei Marshall zu lernen und ist wahrscheinlich schon 20 Jahre zertifizierte Trainerin, und das merkt man auch mit jedem Atemzug. Hier ein Auszug aus der Nachricht:
I would like to hear from you if you are willing
a) if you are hearing my sadness from my heart to yours or if you are hearing blame or criticism? Can you put on the giraffe ears and let me know in what way you can hear this as my deep mourning for honor and respect of creativity? or if not, what need in you is preventing you from offering this connection with me? and if ytou might be needing some empathy too?
b) If you are willing , because maybe it is a difference in cultural ethics, can you give me a brief story regarding how you came to accept these ears to sell, if you knew they were copies of my product with no permission granted?
Für diejenigen unter Euch, denen Englisch nicht so leicht fällt: Sie fragt, ob ich ihre Traurigkeit wahrnehmen kann oder ob ich Schuldzuweisungen und Kritik höre? Ob ich mit Giraffenohren ihre Bedürfnisse und ihre Trauer hören kann oder was mich davon abhält. Und ob ich bereit bin kurz zu erzählen, wie es dazu kam, dass ich die Ohren verkaufe…
ich habe umgehend geantwortet und eine sehr zauberhafte Reaktion bekommen. Wir haben uns dann gestern Abend im Skype getroffen und eine einvernehmliche Lösung gefunden. Dazu gab es ein Angebot, in einer kostenlosesn Session auf einen Kummer von mir zu gucken. Ich war komplett überwältigt.
Heute gingen noch einmal zwei Mails hin und her und eben bekam ich ein sehr überraschendes Angebot via Skype. Die Erfinderin der Ohren wird aus Frankreich, wo sie sich aktuell aufhält, zu mir nach Hause kommen, „mit einem Koffer voller Ideen“, und dann wollen wir sehen, was wir gemeinsam auf die Beine stellen können.
Ich war so berührt, ich habe einfach nur weinend vor diesem Monitor gesessen.
Gestern noch hatte ich ein wunderbares Telefonat mit einer GFK-Freundin aus Hamburg, die ich sehr lieb habe. Und in diesem Gespräch sagte ich ihr, wie einsam ich mich fühle und dass all diese Dinge rund um den Shop – und gerade mit Hinblick auf den erwarteten Ärger wegen der Ohren – mich an manchen Tagen bedrücken und ich mir Unterstützung und Rat wünsche. Verdammt, ich habe noch nie einen Internet-Shop gehabt. Mein Unternehmensberater hat gerade einen Haufen Zahlen nach mir geworfen, wie sich der Umsatz entwickeln „muss“. Ich bin echt auf Glatteis unterwegs mit all diesen rechtlichen Anforderungen, Widerrruf, divergierende Portoangaben, Macken in der Software, Entscheidungen für Ware, die anschließend nicht gekauft wird… und ich nehme mich mit all dem sehr allein wahr. und dann sitzt da in Frankreich diese Frau vor ihrem Laptop und wiederholt mit einer Sanftmut und Zartheit, was sie von mir gehört hat, und macht – ohne dass wir über Einsamkeit oder ähnlichen Kram gesprochen haben, plötzlich den Vorschlag, mal mit ein paar Kooperationsideen vorbeizuschneien…
Ich bin berührt. Ehrlich, nie wieder möchte ich Konflikte austragen mit Leuten, die keine Giraffenherzen haben. Wir konnten mit so viel Leichtigkeit eine Lösung finden, die für uns beide passt. Die Verbindung war so einfach hergestellt. Nicht eine Sekunde hatte ich den Eindruck, dass sie mich als Feind oder Gegner sieht. Zu jedem Augenblick fühlte ich Respekt und Wertschätzung für mich… Ach, das tut einfach gut.
So long!
Ysabelle