Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Mein Konto auf der Zeitsparkasse

Hallo, Welt!
So viele verpasste Gelegenheiten! Beinahe täglich blitzt es in meinem Hirn, „das wäre doch etwas für einen Blog-Beitrag“, und ich schaffe es nicht, dafür die Zeit freizuschlagen. Dabei dämmert mir heute Morgen, dass dahinter ein Riesenthema steckt.
Aktuell auf meinem Schreibtisch sind
• die Abrechnung des IIT (Scham… noch immer nicht fertig)
• die Vorbereitung eines Vortrags, den ich am Dienstag mit zwei weiteren Menschen halte (genervt)
• der Antrag auf 500 Euro Zuschuss zu meinen Heizungskosten (genervt)
• ein Brief an die Krankenkasse meiner Mutter. Die wollen die Fahrtkosten ins Krankenhaus nicht übernehmen (empört)
• einen Brief an meine Hypothekenbank, die erst mal Bearbeitungsgebühren kassiert, bevor sie anfängt zu arbeiten (empört)
• die Suche nach Druckdaten. Meine Grafikdesignerin ist verschwunden und ich steh mit allem allein da (enttäuscht, im Schmerz)
• Wartungsarbeiten im Shop
• Unterrichtsvorbereitung für Dienstag (frustriert, mutlos)
• Hausarbeit – Katzenfutter kocht schon (lustlos)
• Bügelwäsche (irritiert. Wo kommt dieser Berg her? Zum Glück bügele ich gern, nur wann?)
• Ablage. All überall um mich rum liegt Papier (hilflos/orientierungslos)
• unbeantwortete oder zu erledigende Mails (schweres Herz)
• Vorbereitung Trainertreffen Niederkaufungen (leises angenehmes Prickeln)
• Drucksache in Auftrag geben (unsicher, besorgt)

Nun gibt es ja haufenweise Strategien, um damit umzugehen. Eine meiner am häufigsten angewandten Strategien ist „noch ein Spielchen Solitär“. Das kann ich spielen, bis ich völlig verblödet einschlafe.
Eine weitere Strategie ist, irgendwo anzufangen und mich langsam vorzuarbeiten.
Eine weitere Strategie könnte sein, eine Prioritätenliste zu erstellen und dann oben anzufangen. Huch!
Und eine Strategie heißt „liegen lassen“, keine Lebensgefahr.
Letzteres geht gar nicht.
Innerlich gibt es so einen Druck – den ich aber nicht immer spüre/wahrnehme – dass die bewusste Entscheidung, Sachen liegen zu lassen, nicht möglich zu sein scheint. Eben hatte ich den aktuellen Morgenanruf bei meiner Mutter und sie sagte: „Kind, das Wetter wird heute noch mal schön. Wie wäre es, wenn du auf den Golfplatz fährst?“ Ich bin in Tränen ausgebrochen, weil mein innerer Richter einen Besuch auf dem Golfplatz davon abhängig macht, dass „der Schreibtisch blank ist“ oder ähnlichen Wahnsinn. Und wenn ich dann zu leer, erschöpft, mutlos oder müde bin, spiel ich halt ne Runde Solitär… Nur ein Viertelstündchen…

Mein Wolf kommentiert
• unzuverlässig
• taugst nichts
• keine Disziplin
• keine Struktur
• aus dir wird nie was
• Versager
• Faulpelz

IST DAS WIRKLICH WAHR?
Natürlich nicht.
Ich glaube, so richtig aus 2014 stammt nichts davon. Die letzten „richtig“ freien Tage hatte ich auf dem IIT in Birmingham, was ja nun auch fast zwei (!) Monate zurück liegt. Und wer von Euch schon mal auf einem IIT war, weiß, dass das auch als Teilnehmer kein Erholungsurlaub ist. Seither geht es Schlag auf Schlag. Der Gesundheitszustand meiner Mutter hat sich dramatisch verschlechtert. Ich versuche so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Die neue Seminarsaison hat angefangen. Ich habe einen neuen Job angenommen, in dem es noch keine Regelmäßigkeit gibt. Dazu verlasse ich aktuell um acht das Haus und bin gegen 16 Uhr wieder hier. Übungsgruppe, Lernmittelshop, Haushalt, meine Mutter, ich fahre eine 16-spännige Kutsche gerade… Und es gibt viele Stunden, in denen ich mich wirklich einsam fühle. Die Unsicherheit in Bezug auf meine Mutter (nicht die Angst, dass sie stirbt, das tun wir alle irgendwann… aber der Weg da hin… sie möchte so gern in ihrer Wohnung bleiben und gleichzeitig gibt es Faktoren, die dagegen sprechen), der finanzielle Druck (der neue Job bringt nur ein Taschengeld ein), und all der andere Kram, der mich am Drehen hält… wer rastet, rostet…

Für heute brauche ich einen Plan.
Als nächstes werde ich drei Briefe schreiben: Krankenkasse meiner Mutter, Haufe Sachbücher und Hypobank. Dann versuche ich eine Druckereibestellung zu starten und mache ich die Katzenklos. Danach geht es an die Bügelwäsche. Die werde ich heute nicht komplett abarbeiten können, aber vielleicht die Hälfte. Und dann fahre ich Golf spielen. Bis 19 Uhr. Und heute Abend … werde ich so erschöpft sein, dass ich nichts mehr für den Vortrag vorbereiten kann… uiuiuiui…. ob ich das hinkriege? Nichts mehr tun? Entscheiden, dass fünf Stunden Arbeit an einem Sonntag genug sind? Wir werden sehen.

So long!
Ysabelle

Eine Reaktion zu “Mein Konto auf der Zeitsparkasse”

  1. Ysabelle Wolfe

    Hallo, Welt!
    Nur mal als Nachtrag… Ich war nicht auf dem Golfplatz, ich habe den Vortrag vorbereitet. Insgesamt habe ich da drei volle Arbeitstage reingesteckt und gekommen sind zwei Leute. Da braucht es dann schon eine Tüte Selbstempathie…
    So long!
    Ysabelle

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