Mit Angst vor Liebesentzug umgehen
„Die Quelle der Angst liegt in der Zukunft, und wer von der Zukunft befreit ist, hat nichts zu befürchten.“ – Milan Kundera, Die Langsamkeit
Heute wollen wir ein wenig dem Phänomen der Angst vor Liebesentzug nachspüren. Angst ist ein mächtiges Gefühl, das uns lähmen, aber auch beflügeln kann. Und oft hat unsere Angst etwas mit unseren Erinnerungen, unserer Vergangenheit und unseren unerfüllten Bedürfnissen zu tun.
Vielleicht haben wir als Kinder zu oft gehört: Sei nicht so laut! Sei nicht so frech! Sei artig! Das tut man nicht! Wenn diese Sätze auch noch verbunden waren mit Strafe, Liebesentzug, Schweigen, bösen Blicken, fällt es uns heute schwer so zu sein wie wir sind. Wir nehmen uns zurück, wir halten Situationen aus, die uns nicht gut tun, wir schweigen, wo wir besser reden sollten. Und nicht selten sind wir unverbunden mit unseren Bedürfnissen. Die vor langer Zeit eingebaute Angst verstellt wie ein großer Schrankkoffer den Blick auf das, was ist.
Uns für unsere eigenen Belange einzusetzen, fühlt sich schwer und falsch an. Vielleicht brauchen wir einen neuen Ansatz. Wozu dient unsere Angst?
Unsere Angst will uns schützen, unsere Angst will uns vor einem Fehler bewahren. Unsere Angst kann aber auch verhindern, dass wir unsere Stärken erkennen. Doch häufig verstellt unsere Angst wie der schon erwähnte Schrankkoffer den Blick auf die Bedürfnisse, die im Hintergrund schlummern: Das Bedürfnis nach Autonomie, nach Leichtigkeit, nach Verbindung, nach Authentizität oder Integrität. Unsere Angst in Beziehungen kann dazu führen, dass wir den Blick auf das was ist, erst neu lernen müssen.
Es gibt ein Zaubermittel für den Umgang mit unserer Angst. Dieses Zaubermittel heißt: Realitätsüberprüfung. Was sind die Fakten? Ist es real, dass der gute Freund sich nicht mehr mit uns treffen wird, wenn wir ihm zeigen, dass wir uns in ihn verliebt haben? Wird der Partner die Beziehung beenden, wenn wir im Schlafzimmer nein sagen zu Experimenten, die uns keine Freude bereiten? Wird die Tochter sich nicht mehr melden, wenn wir die monatlichen Zahlungen reduzieren? Wie realistisch ist es, dass unsere Befürchtungen eintreffen?
Und nehmen wir einmal an, all unsere schlimmsten Befürchtungen würden wahr. Der gute Freund ist an Treffen nicht mehr interessiert. War er dann ein guter Freund? Der Partner beendet die Beziehung, weil ihm das Ausleben seiner erotischen Wünsche eine hohe Priorität ist. Gewinnen wir damit nicht unsere Integrität, Leichtigkeit und Kongruenz (in Übereinstimmung mit den eigenen Werten leben) zurück und haben die Freiheit, einen Partner zu finden, mit dem ich meine Werte leben kann? Wenn ich meiner Tochter nichts mehr gebe, braucht sie sie nicht mehr verpflichtet zu fühlen und dagegen aufzubegehren – kann all das nicht der Beginn einer wunderbaren aufrichtigen Beziehung zwischen zwei Menschen sein?
Angst in Beziehungen hält uns in einem wabernden Zustand der Unsicherheit. Was wird? Was kommt? Je mehr wir diese Angst loslassen, desto näher rücken wir an uns heran. Wir lernen uns selbst zu vertrauen und für unsere Belange einzutreten.
Heute bin ich bereit, meine Angst in Beziehungen freundlich anzusehen. Welchen Bedürfnissen gebe ich noch keinen Raum, weil meine Angst den Blick auf sie verstellt?
Hi Ysabelle!
Wieder eine Meditation, die wie gemacht ist für diesen Tag oder für das, was in meinem Leben gerade die größte Rolle spielt.
Mein Wunsch, so sein zu dürfen, wie ich bin, ist in den Jahren immer größer geworden. Aber zunächst mal bin ich selbst diejenige, die mir erlauben muss, so zu sein, wie ich bin.
Wie vertraut, daß immer alles wieder zu mir zurückführt.
Wenn ich mir erlaube, ich selbst zu sein und mich liebe, wie ich bin, kann mir nichts passieren. Es gibt keinen Liebesentzug, wenn ich bei mir bin.
Danke für die Meditation,
TabasCo
Hiya, Tabasco,
ich finde es gerade mal wieder sauschwer, ich selbst zu sein und mich zu lieben, vor allem wenn ich höre, was meine Entscheidungen bei anderen Menschen für Schmerz auslösen…
Einen Gruß hinterlässt
Ysabelle