Dankbarkeit: 22.12.2014
Hallo, Welt!
Heute in zwei Tagen bin ich hoffentlich schon wieder zu Hause. Heiligabend im Kreis meiner Ursprungsfamilie – das letzte Mal in dieser Besetzung – das ist schon hart. Und ich kann nicht mit meinem Sohn und seiner kleinen Familie feiern, weil ich mich anders entschieden habe. Das ist in Ordnung so, und trotzdem spüre ich auch Traurigkeit.
Heute Abend hatte in einen Austausch mit meiner Mutter, der schon denkwürdig ist. Ich erzähle etwas, versuche Fragen zu stellen, die sie mit ja oder nein beantworten kann. Und sie sitzt mit einer „Nimm-mich-aus-dem-Urlaub-mit-nach-Hause“-Kuhglocke am Telefon und klingelt einmal für Ja und zwei mal für nein.
Mal sehen, ob ich Morgen irgendwo ein Xylophon her bekomme, das fände ich angenehmer als dieses heftige Bimmeling von der Kuhglocke.
Und gleichzeitig bin ich dankbar, dass wir damit eine Art von Verständigung hinbekommen. Was für eine schreckliche Krankheit!
Mein Sohn hat sich zu Weihnachten eine Kaffeekanne gewünscht. Klick. Bestellt. Vor acht Tagen. Und noch nicht hier. Allmählich werde ich unruhig.
Ansonsten habe ich alle Geschenke im Sack, denke ich. Nicht dass es dieses Jahr so viele wären. Eben habe ich noch für meinen Londoner Freund Michael einen Satz Lebenskarten auf Englisch gekauft… Die kommen dann zwar etwas später an, aber grad mal egal. Er weiß, dass sie von Herzen kommen.
Wofür bin ich heute dankbar?
Dass ich die lange Schlange in der Post ertragen habe, ohne den Umstehenden schreiend meine Pakete um die Ohren zu hauen.
Ich bin mir dankbar, dass ich mir heute Mittag und heute Abend was zu Essen gemacht habe. Gekocht und Brote geschmiert. Und dass ich mir einen Mittagsschlaf genehmigt habe.
Ich bin dankbar für ein Gespräch mit einem früheren Kollegen aus meiner alten Firma. Er bereitet sich gerade auf Hartz IV vor, hat keinen neuen Job gefunden. ich habe ihn gebeten, mich bei der nächsten Ausgabe der Empathischen Zeit als Layouter zu unterstützen. Das war ein wirklich schönes Gespräch, für das ich dankbar bin.
Dankbar bin ich, dass ich meine Lernfelder erkennen darf. Andere Menschen sind nur der Auslöser für meinen Unmut. Die Ursache liegt in mir. Ich möchte jede Minute feiern, in der ich diesen Konflikt bei mir halten kann und nicht auf andere auskübeln. Ich erschaffe eine Welt mit Angriffs- oder Kritikgedanken. Und ich bin in der Lage, das zu verändern.
Gestern Abend habe ich eine Exkursion nach Hamburg unternommen. Im Völkerkundemuseum gab es zur Wintersonnenwende ein pralles Programm und Nayoma de Haen hatte mich dazu eingeladen. Sie hat abends um zehn einen Vortrag über die Raunächte gehalten und obwohl ich schon das Buch von ihr kannte, war ich sehr fasziniert von ihren Erzählungen. Auch dafür bin ich dankbar. Mal raus, mal auf andere Gedanken kommen…
Das Seminarhaus hat mir heute als Vorkasse die Rechnung für unser Seminar geschickt. „schluck*. Ich bin dankbar, dass ich sie auslegen kann. Und ich freue mich über meine Zuversicht, dass alle Teilnehmer unseres traumhaften Workshops zügig überweisen werden. Und ich bin dankbar für dieses Vertrauen in die Welt und ich meine Mitmenschen.
So long!
Ysabelle