Fleischlos glücklich?
Hallo, Welt!
Ein GFK-Freund hat mir zu Ostern einen Film geschenkt: Forks over knifes. Anscheinend ist das ein Kultfilm der veganen Bewegung, und da ich noch nie Interesse hatte, Veganerin zu werden (nicht mal zur Vega auszuwandern, trotz meiner Schwäche für Perry Rhodan), ist diese Dokumentation total an mir vorbeigegangen. Nun also Forks over knifes. Ein erschütternder Film. Zwei sehr renommierte US-Ärzte weisen nach, dass unsere gewohnte Ernährung der letzten 100 Jahre dazu beiträgt, dass Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Metabolisches Syndrom, Bluthochdruck und andere Schweinereien durch die Umstellung unserer Ernährung auf fleischreich, voller Milchprodukte und tierischen Fetten erfolgt ist. Besonders beeindruckt hat mich ein Chart: Norwegen hatte bei Beginn des Zweiten Weltkriegs die gleiche Rate von Herzerkrankungen wie andere europäische Länder. Dann marschierten die Deutschen ein und beschlagnahmten erst mal alle landwirtschaftlichen Nutztiere für ihre eigenen Zwecke, die Truppen und die „Heimatfront“. Die Einheimischen mussten zwangsläufig auf pflanzliche Kost umschwenken. Sofort sank die Zahl der Koronarerkrankungen in ganz Norwegen signifikant. Nach Kriegsende dauerte es nicht allzu lange, bis die Norweger wieder genau so viele Herzerkrankungen hatten wie der Rest der Europäer…
Es gibt übrigens eine komplette Studie über die Korrelation von Krebserkrankungen und Ernährung in China. Und in Japan war bis vor wenigen Jahrzehnten Prostatakrebs nahezu unbekannt, unter 20 Fälle auf die Hälfte der Einwohner der USA. Die USA hatte dagegen 14000 Fälle von Prostatakrebs. Die Studie führt auch diese Zahlen auf die Ernährung zurück.
ich war ja kürzlich beim Hausarzt zum Durchchecken. Zu hohe Blutfettwerte. Erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko. „Essen Sie weniger Fleisch und weniger Schokolade. Vermeiden Sie Fertigprodukte, vor allem vorpaniertes Fleisch (würde ich nie kaufen!) und Pizzen. Da ist billiges Fett drin…“
Und dann fällt mir dieser Film in die Hände. Und seit heute das dazu gehörige Kochbuch…
Was hat das mit Gewaltfreier Kommunikation zu tun?
Ich versuche mit mir gewaltfrei über die Reduzierung von Fleisch zu diskutieren. „Aber mit Fleisch zu kochen ist so viel einfacher. Und es schmeckt. Willst du auf all deine Lieblingsgerichte verzichten? Keine Lauchcremesuppe mehr, weil da Hack und Schmelzkäse drin sind? Keine Lauchnudeln mehr? Keine Thunfischnudeln?“
Oh… wenn diese Argumente auf den Tisch kommen, sackt mir das Herz in die Hose. Bis jetzt habe ich noch nicht so viele vegetarische Gerichte gegessen, die mir WIRKLICH geschmeckt haben und die ich mit ebenso viel Freude gegessen habe wie das eine oder andere meiner Fleischgerichte, zum Beispiel selbstgemachte Königsberger Klopse mmmmjammm….
Ich rede also freundlich mit mir und versuche mich dahin zu bewegen, erst mal den Fleischkonsum zu reduzieren. Das wird eine ganz andere Vorratshaltung brauchen. Nicht mal eben ne Dose Ravioli aufmachen… Gegen zwei Fleischgerichte pro Woche will ich nichts sagen. Mal sehen, wie ich da hin komme… Auch auf Wurst oder Aufschnitt möchte ich öfter verzichten. Und dann? Ich hatte gerade zwei Bio-Aufstriche, die haben mich nicht überzeugt. Mal sehen, wie viel Energie ich dafür aufbringen kann, mehr für meine Gesundheit zu tun. Einen Schritt unternehme ich JETZT. Ich gehe ins Bett.
So long!
Ysabelle
Liebe Ysabelle,
ich denke, du bist nicht allzu enttäuscht, wenn du nach dem Aufwachen feststellst, dass GFK keine Methode ist, irgendwen (auch dich selbst) „… dahin zu bewegen..“ etwas zu tun.
Das Thema spricht mich gleich doppelt an. Da ist einmal die Frage nach dem, was ich esse. Es ist mir nicht egal, was ich esse, so wie es mir nicht egal ist, was für Putzmittel ich benutze oder welche Verkehrsmittel. Dabei ist für mich nicht so die Frage vegetarisch oder vegan im Fokus, sondern woher kommt meine Nahrung, wie wird sie produziert und was ist drin. Wichtig ist mir, dass es mir wirklich gut schmeckt, dass ich gleichzeitig glauben kann, dass ich mir nicht schade und dass ich glauben kann, dass ich meiner Welt nicht schade und dass ich nicht einen großen Teil meiner Zeit darauf verwenden muss, mich mit der nächsten Mahlzeit zu beschäftigen.
Das „gleichzeitig“ ist dabei wichtig, wenn es nicht wirklich schmeckt, wird Essen zur Notwendigkeit und die Freude geht verloren, wenn es mir oder meiner Welt schadet (z.B. Antibiotika im Fleisch, Herbizide) verliere ich die Freude ebenfalls. Was nützt mir eine vegane Ernährung mit letztlich industriell hergestellten pflanzlichen Produkten, wenn in den großen Erntemaschinen nicht nur Mäuse, sondern sogar Rehe geschreddert werden?
Vielmehr sprechen mich aber die angesprochenen „Studien“ an. Die würde ich doch gerne mal im Original sehen. Wenn ich lese:
„Die Einheimischen mussten zwangsläufig auf pflanzliche Kost umschwenken. Sofort sank die Zahl der Koronarerkrankungen in ganz Norwegen signifikant. Nach Kriegsende dauerte es nicht allzu lange, bis die Norweger wieder genau so viele Herzerkrankungen hatten wie der Rest der Europäer…“
stellen sich mir (ich habe halt eine gewisse mathematische Vergangenheit…) die Nackenhaare auf.
Ganz harmlos werden hier ein paar Tatsachen aufgezählt und ich werde aufgefordert (eigentlich sogar indirekt) meine „eigenen“ Schlüsse zu ziehen. Der Schluss kann natürlich nur sein, dass da ein Zusammenhang bestehen muss zwischen vegetarischer Ernährung und Koronarerkrankungen. Und würde ich skeptisch nachhaken, könnte man mir locker antworten „hoho, den Schluss ziehst du selbst, das haben wir nie behauptet“. Zunächst mal heißt das nämlich überhaupt gar nichts. Vielleicht sind die Menschen schlicht verhungert, bevor sie eine Koronarerkrankung ausprägen konnten, oder das Diagnoseverhalten der Ärzte im Krieg veränderte sich, oder die Menschen sind als Soldaten getötet worden bevor sie alt genug waren, oder … (hier lassen sich sicher mehr als hundert Szenarien einfügen).
In dem Augenblick in dem in einem Film eine solche Sequenz auftaucht, wird er bei mir ausgeschaltet. Mir fehlt Klarheit, mir fehlt Echtheit, mir fehlt Vertrauen, vor dem inneren Auge sehe ich Filme, in denen ich manipuliert werden soll. Und dann kann ich (ganz GFK) für mich entscheiden, es ist egal, ob mich die Filmemacher manipulieren wollen, der Film (der reale, den ich gerade sehe) ist nicht gut für mich.
lg Uwe
Lieber Uwe,
danke für Deine Ausführungen. Es geht doch nichts über eine(n) Mathematiker im Freundeskreis. Deine Gedanken zum Thema Norwegen finde ich sehr hilfreich. Und was Genuss und „gut schmecken“ angeht… ich hatte gerade ein Erlebnis mit Soja-Gebröckel, was dazu führt, dass mir dieses Zeug nicht mehr ins Haus kommt.
*schüttel*
So long!
Ysabelle
Hallo Ysabelle,
Achtung, hier kommt ein Ratschlag angeflogen:
Such mal im Kühlregal nach Valess Schnitzeln, die Dinger werden aus Milch hergestellt (frag mich nicht…) und schmecken fast wie Fleisch.
Vielleicht ist das ja was für dich 😉
Lg,
Markus