Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Tradition & Vision

“Tradition ist nicht die Anbetung der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers“

Gustav Mahler (1860-1911)

Hallo, Welt!
Schon gehört? Der April 2016 ist zum GFK-Monat erklärt worden. Wir feiern die Tatsache, dass Marshall Rosenberg im April 1986 das erste Mal nach Deutschland gekommen ist, um hier die Gewaltfreie Kommunikation weiter zu geben. In allen Bundesländern laufen zurzeit Initiativen, um dieses Ereignis entsprechend zu würdigen.
Dabei beschränken wir uns zum Glück nicht auf Sonntagsreden und die Errichtung von Denkmälern, wobei ich finde, dass Marshall gut und gerne ein Denkmal haben könnte. Sein Grab ist ja ganz schlicht. P1030478 Hier ein Foto von Michael Dillo, der im Mai in Albuquerque war. Wie also wollen wir Marshalls Andenken ehren?

Indem wir das Feuer weiter geben.

Für mich ist die Gewaltfreie Kommunikation nichts Statisches. In meinen Augen war Marshall Rosenberg ein Visionär. Ich weiß nicht, ob er das bereits in den frühen sechziger Jahren war, als er mit seinem Kombi durch die Vereinigten Staaten juckelte und Workshops gab. Ein hartes Brot, das erlebe ich jeden Monat (und ich habe nicht mal einen Kombi, aber dafür muss ich auch nicht drei Kinder ernähren). Gandhi hat ihn inspiriert, und Martin Luther King. Die Unabhängigkeitsbewegung in Indien und die Bürgerrechtsbewegung in den USA haben hunderttausende, ja Millionen Menschen auf die Straße gebracht. Friedlicher, gewaltfreier Protest hat das Weltreich Großbritannien zerlegt. Marshall war Zeitzeuge, und er hat sicher gewusst, wie machtvoll Worte sind. Wieder und wieder hat er betont, wie wichtig ihm sozialer Wandel ist. Es geht also 2016 nicht darum, in gut geplanten und organisierten Workshops die vier Schritte zu vermitteln und Empathie zu üben. Es geht darum, die Welt zu verändern und Marshalls Feuer weiter zu tragen.

Ich glaube, wir brauchen dazu Visionen. Wie kann unser Weg aussehen in eine friedliche Welt, in der die Bedürfnisse ALLER Menschen zählen? Da braucht es mehr als GFKler in Flüchtlingsheimen und davor. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel, weg von Recht haben, Anspruchsdenken, Mauerbau und Gegenschlägen. Vor drei Tagen haben die deutsche Verteidigungsministerin und unser Außenminister verkündet, dass sich unsere Streitkräfte am Militäreinsatz gegen den „Islamischen Staat“ beteiligen werden. Freunde und Freundinnen, die Einschläge kommen dichter!

Französische GFK-Trainerinnen und Trainer haben nach den Anschlägen von Paris eine Empathie-Hotline geschaltet. Ich finde das wunderbar und bin dankbar dafür. Und gleichzeitig reicht das nicht. Es ist „Pflaster auflegen“. Es brennt um uns herum und wir pusten. Dabei verfügen wir über ein machtvolles Werkzeug, um zu einem Weg des Friedens beizutragen.

Lasst uns den GFK-Monat dafür nutzen, Visionen zu finden und Wege in diese Richtung zu pflastern, damit diese Träume wahr werden können. Wie würde eine gewaltfreie Schule aussehen? Welche Vorteile hat eine Firma, die nach Prinzipien der GFK organisiert ist? Wie verändert sich unser Gesundheitswesen, wenn ÄrztInnenschaft und Pflegende mit der Haltung der Gewaltfreien Kommunikation unterwegs wären? Was würden Politiker anders machen, wenn sie nicht mehr in Kategorien von Vergeltung und Präventivschlag denken? THINK BIG! Und dann lasst uns überlegen, wie wir die Straße dorthin bauen!

So long!

Ysabelle

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