Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Auf das Liebeskonto einzahlen

Wenn Menschen Liebe gepredigt wird, lernen sie nicht lieben, sondern predigen.
Alice Miller, Schweizer Psychoanalytikerin und Schriftstellerin

Wie lernen wir lieben? Muss man Lieben überhaupt lernen? Viele von uns haben in ihrer Kindheit erlebt, wie die Eltern oder andere enge Familienangehörige mit Strafen und Belohnungen hantierten. Wir kennen uns aus, wenn es darum geht, den anderen zu manipulieren. „Mutti ist traurig, wenn du dein Zimmer nicht aufräumst“ ist da oft noch die harmlose Variante.

Ich selbst wuchs auf in einer Familie, in der die Erwachsenen mit schweren Krankheiten kämpften. Sie durften sich nicht aufregen, brauchten Schonung und Rücksicht. Selbstständigkeit, Autonomie, ja oft auch Bewegung oder Authentizität konnten da lebensbedrohliche Folgen haben.

Andere wuchsen in Familien auf, in denen Leistung groß geschrieben wurde. Also wurden auch sie an ihrer Leistung gemessen. Bist du gut genug?

Wieder andere mussten schon sehr früh Verantwortung für Geschwister oder kranke Familienangehörige übernehmen.

Was haben wir über Liebe gelernt? Viele glauben noch immer, dass Liebe ein Gefühl ist, doch Marshall ist überzeugt, dass sie in Wirklichkeit ein wunderbares Bedürfnis ist und wir eine Vielzahl von Dingen tun können, um unser Bedürfnis nach Liebe zu stillen.

Der Partner schenkt überraschend einen Blumenstrauß. Die kleine Tochter hat ein wundervolles Bild gemalt und überreicht es mit großen Kulleraugen: Für dich, Papa! Die gebrechliche Nachbarin überrascht Dich mit einem Stück selbst gebackenem Kuchen. Die Freundin ruft just in dem Moment an, in dem du kreuzunglücklich bist. Und sie hat Zeit und schenkt Dir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Das alles und noch viel mehr nährt unser Bedürfnis nach Liebe.

Wertschätzung, Wärme, Nähe, Intimität, Verbindung, Sicherheit, Harmonie, Leichtigkeit – wenn diese Bedürfnisse erfüllt sind, ist oft auch unser Bedürfnis nach Liebe gestillt. Wir haben die Möglichkeit, jeden Tag auf dieses Konto einzuzahlen. Der Geber muss nicht zwangsläufig ein Partner sein. Auch die freundliche Berührung der Trainerin im Sportstudio, das Zuzwinkern der Lieblingskollegin, die SMS mit einer beglückenden Nachricht: all dies macht uns reich.

Heute will ich mich an der Liebe freuen, die das Leben für mich bereit hält.

2 Reaktionen zu “Auf das Liebeskonto einzahlen”

  1. Markus

    Ein wunderschöner Eintrag den ich voll unterschreiben kann. Danke!

  2. Ysabelle Wolfe

    Hallo, Markus,

    ich bin ganz berührt, dass Du wiedergekommen bist! Es ist schön, gelesen zu werden, und es ist schön, eine Rückmeldung zu bekommen. Es nährt meine Herzensverbindung zu Dir, und ich stelle den Antrag, dass wir uns bald wieder sehen!

    So long!
    Ysabelle

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