Dankbarkeit 23.12.2017
Hallo, Welt!
Die Post scheint dieses Jahr ein echtes Thema für mich zu sein. Gestern holte ich aus dem Briefkasten eine Traueranzeige. Mein Nachbar von gegenüber ist gestorben, vier Tage vor Weihnachten. Er wurde 86 Jahre alt. Die Trauerfeier findet am kommenden Donnerstag statt. Ich finde es fies, über die Feiertage einen Angehörigen im Kühlhaus zu haben, aber so ist das Leben.
Vor ein paar Tagen hatte ich im Blumengeschäft einen Strauß für das Grab meiner Mutter vorbestellt. Vorhin bin ich schnell vorbeigegangen, um die Blumen abzuholen. Als meine Lieblings-Floristin die Tulpen aus dem Wasser zog, brach ich mitten im vollen Laden in Tränen aus. Solange ich denken kann, gab es in meiner Familie zu Weihnachten die ersten Tulpen. Das hier war der letzte Weihnachtsstrauß, den meine Mutter 2014 bekommen hat. Seither bringe ich die Tulpen zu ihr ans Grab. Ich bin so dankbar, dass der Verlauf ihrer Krankheit es uns ermöglicht hat, all unsere alten Konflikte zu beenden und uns wieder in Liebe zu verbinden. Das ist eines der Dinge, für die ich in meinem Leben am meisten dankbar bin. Wir haben nichts unter den Teppich gekehrt oder zugekleistert und konnten uns trotzdem ganz neu einander zuwenden.
Meine Weihnachtsbriefe habe ich tatsächlich rausgekriegt. Im Nachhinein fielen mir noch ein paar Herzensmenschen ein, deren Karte nun erst gestern in die Post ging, aber Berlin und Hamburg haben schon Rückmeldung gegeben, dass die Post angekommen ist. Eine Rückmeldung kam per Whatsapp:
Hallo Claudia, dein Märchen ist sehr schön, mir sind nach der Lektüre noch einige Lichter ausgegangen?
Das ist ja mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte.
Gestern hatte ich ein aufwühlendes Telefonat mit meiner Freundin Lorna. Danach fühlte ich mich 15 Kilo leichter. Das erste Mal seit einer klinen Ewigkeit habe ich mich ganz entspannt und ohne Druck wahrgenommen. Die Aussicht, mit Montag und Dienstag zwei freie Tage zu haben, stimmt mich zufrieden und dankbar. Die Schneiderin konnte Fontanes Wintermantel retten und hat ihn für acht Euro repariert. Ich habe so viele Gründe zu feiern! Heute Morgen waren wir zusammen im Park. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, ihn dort nicht mehr frei laufen zu lassen, habe ich ihn zwischendurch von der Leine genommen. Wir trainieren zurzeit für den doppelten Rückruf. Und drei Mal ist Fontane auf mein geschmettertes „Aloha“ mit der süßesten Stimme der Welt zu mir zurückgekommen und überschwänglich gelobt und belohnt worden. Dafür hebe ich jetzt extra die Leberwurst-Leckerlis auf, die er so liebt …
Nun also heute noch zum Friedhof und die Fischplatte abholen, Morgen diesen Puter zubereiten und das Familienfest hinter mich bringen, und dann ein bisschen Zeit für mich … und Fontane … ein guter Plan für die Feiertage!
So long!
Ysabelle