Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Verantwortung übernehmen

Der Mensch ist zur Freiheit verdammt. In dem Maße, wie er sein eigenes Leben bestimmt, ist er auch für die Folgen seines Tuns verantwortlich. Jean-Paul Satre schrieb dazu: „Alles, was mir zustößt, ist meins“.
Der Spiegel 9/2010, aus einem Bericht über den Rücktritt von Bischöfin Käßmann

Alles, was mir zustößt, ist meins. Was für eine ungeheuerliche Behauptung. Wenn ich daran festhalte, kann ich niemandem die Schuld für meine Gefühle geben. Meine Wut gehört mir, mein Schmerz, meine Verzweiflung. Gleichzeitig ist es eine Einladung, durch das Tor aus Schuld und Scham in die Welt der Freiheit zu gehen.

Wenn Schuld und Scham keine Rolle mehr spielen, wenn ich dem Urteil anderer entzogen bin und mich meiner wahren Verantwortung stelle, dann
sind nicht nur andere nicht mehr „schuld“ an meinem Unglück, an meinem Frust und meinem Schmerz. Ich bin auch von der Last befreit, an ihrem
Unglück, ihrem Schmerz Schuld zu sein. Alles, was mir zustößt, ist meins.

Ich kann meins nehmen, es ansehen, hineinspüren, eine Chance zum Wachsen finden. Ich kann auch im Groll verharren, die Verantwortung für mein
Leben ablehnen, mit dem Finger auf den anderen zeigen: Du hast mich so verletzt! Warum gibst du mir nicht, was ich brauche? Was du versprochen
hast…

Hier beginnt unsere Verantwortung für uns selbst. Alles, was mir zustößt, ist meins.
Und ich ergreife die Chance, zu wachsen, zu lernen und die Macht über mein eigenes Leben zu genießen.

Heute will ich meine Augen dafür offen halten, wo ich dazu neige, anderen die Verantwortung für das einzuräumen, was mir zustößt. Ich bin
bereit, es als meins zu mir zu nehmen.

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