Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Gefühle fühlen

Hallo, Welt!

Irgendwie habe ich mir die Sehne im linken Ellenbogen beschädigt und nun fühlt es sich oft so an, als läge ein fremder Arm neben mir im Bett. Ich habe deshalb ein paar Termine bei meiner Masseurin gebucht und sie hat mich kräftig gewalkt, was zu einigem Miau meinerseits führte. Nach einem ihrer Griffe fragte sie, „wie fühlt sich das an?“ und ich antwortete: „Ganz dumm im Kopf“. Sie war begeistert. „Ich liebe es, dich zu behandeln. Du weißt immer, was du fühlst. Und das ist bei vielen anderen Patienten nicht der Fall.“

Ich weiß natürlich keineswegs immer, was ich fühle. Ganz im Gegenteil. Meist habe ich keine Ahnung, was ich gerade fühle. Und das hat gute Tradition in unserem Wertesystem, in dem die Verstandesleistungen doch so hoch angesehen sind und Gefühle mit Begriffen wie „Weichei“ und „Heulsuse“ diffamiert werden.
Die vergangenen zehn Jahre haben immerhin dafür gesorgt, dass ich wenigstens ÖFTER mal merke, was ich fühle. Zunächst habe ich geübt, wenigstens meine Basisgefühle kennen zu lernen: Freude, Liebe, Wut, Trauer, Angst, Schmerz und Scham. Im Grunde lassen sich alle Begriffe aus unseren GfK-Gefühlsworte-Listen unter diese sieben Begriffe einsortieren oder darauf runterbrechen. Die Basisgefühle haben den Vorteil, dass sie keinen Raum für Interpretationsgefühle lassen. Wenn ich glaube, hintergangen worden zu sein, fühle ich Schmerz und Trauer. Das Basisgefühl zu „manipuliert“ könnte Wut oder Angst oder Schmerz sein. Als ich in meiner ersten GfK-Jahresgruppe von Scham sprach, war eine andere Teilnehmerin vollkommen perplex: Scham sei doch kein Gefühl…?! Oh doch! Scham und Schuld sind Geschwister aus der herrschenden Klasse in einem System von Richtig oder Falsch. (ist das jetzt reif für den Hohlspiegel?)
Also: Der Umgang mit der Gewaltfreien Kommunikation erschließt mir einen leichteren Kontakt zu meinen Gefühlen. Ich werde aufmerksamer mir selbst gegenüber, und ich bin bereit, meinen Gefühlen Aufmerksamkeit zu schenken.
Meine neueste Aufgabe:
Lerne zu fühlen ohne zu urteilen!

Habt Ihr Erfahrungen dazu?

So long!

Ysabelle

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