Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Von Klobürsten und Milchläden

Hallo, Welt!

Meine Kollegin Mackenzie bringt mich ins Schleudern. Wenn ich hier unbeschwert schreiben will, sollte ich ihre Tagesmeditationen zur Zeit nicht lesen. Gestern schrieb sie doch tatsächlich zu einem Thema, das mich seit Jahren beschäftigt. Einkaufen. Oder anders formuliert: Wie komme ich an das, was ich brauche? Was kann, muss ich tun, um meine Bedürfnisse zu erfüllen?

Ich habe im Freundeskreis oft im Scherz gesagt, ich würde immer wieder ins Gemüsegeschäft gehen, um eine Klobürste zu kaufen. Und meine liebe Freundin Tabasco schrieb mir dazu:

Nur so gibt es den täglichen garantierten Frust.
Ich frage überhaupt nur im Gemüsegeschäft nach Klobürsten.
Du kannst mir auch die Augen verbinden und mich losschicken, um eine Klobürste zu kaufen. Ich werde das Gemüsegeschäft auch mit geschlossenen Augen erkennen. Es hat eine magische Anziehungskraft. Jeder andere Laden ist abstoßend oder langweilig. Und wenn ich irgendwo reinkomme, wo Klobürsten angeboten werden, renne ich sofort wieder raus, misstrauisch, skeptisch, ängstlich …
Entrüstet: Da will mir einer eine Klobürste verkaufen und das ist überhaupt kein Gemüsehändler!

Ja, wir haben beide schon ein besonderes Talent, in einem Laden nach Dingen zu suchen, der das gefragte Produkt gar nicht führt.

Mary Mackenzie nun schrieb in ihrer Tagesmeditation Nr. 99 von einer Frau, die im Eisenwarengeschäft Milch kaufen wollte. Offensichtlich muss es sich um eine verschollene Schwester von Tabasco und mir handeln, denn das beschriebene Verhalten ist uns nur zu gut bekannt.

Die Geschichte hat natürlich auch eine Moral. Sie zeigt nämlich zweierlei. Zum einen ist mal ganz klar, dass es Geschäfte für Milch, für Klobürsten, für Gemüse und für Eisenwaren gibt. Wir haben also alle Chancen, das gewünschte Produkt zu kaufen. Zum zweiten geht es darum zu lernen, nicht immer an einer Tür zu klingeln, wo bildlich gesprochen keiner zu Hause ist. Sondern eben an die Tür zu gehen, wo auch aufgemacht wird.

Mein Partner ist ein begnadeter Handwerker und phänomenaler Grillmeister, aber er schläft im Theater immer ein? Warum soll ich ihn quälen, mit mir ins Theater zu gehen? Warum mache ich das nicht mit einer Freundin, die genau so viel Freude wie ich am Ring der Nibelungen hat? Ich selber finde Eiskunstlauf wunderschön, Fußball aber sterbenslangweilig. Muss ich deshalb mit ins Stadion, wenn der HSV gegen Bremen spielt? Wo holt mein Partner seine Milch? Wo kaufe ich meine Klobürste? Alle meine Bedürfnisse können erfüllt werden, wenn ich mich für ihre Erfüllung einsetze. Das setzt voraus, dass ich eben dort an der Tür klingele, wo meine Wünsche erfüllt werden können. DAS ist meine Verantwortung.

Heute will ich ein Auge darauf haben, ob ich an der geeigneten Adresse meine Bedürfnisse befriedigen will. Wenn mir auffällt, dass ich an der unpassenden Adresse bin, werde ich mich fragen, wo meine Bedürfnisse erfüllt werden können und mich dafür einsetzen.

2 Reaktionen zu “Von Klobürsten und Milchläden”

  1. Tabasco

    Hallo Ysabelle!

    Das Bild von der Klobürste im Gemüseladen hat weite Kreise gezogen. Es hat so eine wunderbar einleuchtende Symbolkraft. Jeder versteht es, jeder kann seinen Senf dazugeben und anscheinend kennt fast keiner den richtigen Sanitätsfachhandel. Eine gute Freundin freut sich sehr darüber, daß bei ihr der Gemüsehändler das Angebot erweitert hat. Aber ich kenne die Gefahr, die für mich von einer solchen Geschichte ausgeht: Ich hoffe ebenfalls auf einen Gemüsehändler, der bereit ist, für mich das Angebot zu erweitern. Solche Geschichten füttern bloß meine Sucht. Diese Geschichte ist die Ausnahme, die Regel bin ich: Der Gemüsehändler führt keine Klobürsten!
    Und die Krönung kam gestern Abend, als eine andere Freundin sagte, sie wolle überhaupt keine Klobürste, sie will lieber was Hübscheres 🙂
    Schöne Grüße von TabasCo

  2. Ysabelle Wolfe

    Entschuldige mal, meine Liebe,
    kannst Du Dir etwas Hübscheres als eine Klobürste vorstellen?
    Ich habe übrigens Zeiten, in denen ich überhaupt keine Lust habe, irgendetwas zu kaufen…

    So long!

    Ysabelle

Einen Kommentar schreiben

Hinweise zur Kommentarabonnements und Hinweise zum Widerrufsrecht finden sich in der Datenschutzerklärung.

Copyright © 2024 by: Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren! • Template by: BlogPimp Lizenz: Creative Commons BY-NC-SA.