Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Stell dir vor…

Hallo, Welt!

Während des IIT schickte mir ein Teilnehmer einen Liedtext mit der Bitte um Vervielfältigung, damit wir den Song gemeinsam singen können.

Imagine

John Lennon



Imagine there’s no Heaven 

It’s easy if you try

No hell below us

Above us only sky 


Imagine all the people 

Living for today 



Imagine there’s no countries

It isn’t hard to do 

Nothing to kill or die for 

And no religion too


Imagine all the people 

Living life in peace 



You may say that I’m a dreamer

But I’m not the only one 

I hope someday you’ll join us 

And the world will be as one



Imagine no possessions 

I wonder if you can

No need for greed or hunger

A brotherhood of man 


Imagine all the people 

Sharing all the world 



You may say that I’m a dreamer

But I’m not the only one

I hope someday you’ll join us 

And the world will live as one

Hier gibt es einen Youtube-Link mit dem Song und dem deutschen Text

http://www.youtube.com/watch?v=1hM2ibSEEUg

Wir haben das Lied am letzten Tag gemeinsam gesungen und noch immer schwingt eine besondere Stimmung in mir, wenn ich an diesen Augenblick denke. Für einen Moment wurde John Lennons Vision Wirklichkeit.

Gestern erreichte mich eine Mail von jemanden, der am IIT teilgenommen hat. Dieser Mensch schrieb:

After I left Herzberg, I stopped few places that looked interesting and arrived at XY in time for dinner. I was sitting alone in this restaurant with great view of mountains. And then, the music came from the speaker, „Imagine—all the people—-“ . I felt one with the surrounding mountains with snow on the top, sky and with all the people in the restaurant at that moment.

Ich bedaure, dass ein großes Energieunternehmen die Rechte an diesem Lied gekauft hat und damit jetzt seine Werbung unterlegt. Aber vielleicht nutze ich diese Werbesekunden einfach, um mich mit dem ursprünglichen Gedanken von John Lennon zu verbinden. Kein religiöser Himmel über uns, keine Hölle unter uns, keine Grenzen, an denen Kriege geführt werden, genug Essen für alle…

Gestern rutschte ich ich einen TV-Beitrag von Prof. Harald Lesch über Plattentektonik. Da wanderte er durch eine karge Berglandschaft und fuchtelte mit den Händen, um zu erklären, wie die Erdplatten gleich steifen Handtüchern (?!) auf dem glühenden Erdkern rumschwimmen und sich dann gelegentlich verkeilen (sehr verkürzt). In dem 15-minütigen Beitrag schilderte Lesch den Verlauf dieser Erdschollen-Bewegung der letzten 250 Millionen Jahre und der kommenden 90 Millionen Jahre und wies darauf hin, dass unsere Platten sich mit der gleichen Geschwindigkeit über die Erdoberfläche bewegen wie unsere Fingernägel wachsen. Vor 250 Millionen Jahren gab es einen Urkontinent Pangaea der dann irgendwann in diverse Teile wie Afrika, Indien und Eurasien zerbrach. Als Indien mit Eurasien zusammenstieß, entstand der Himalaja. in ein paar hundert Millionen Jahren haben wir uns auf unseren Platten so weit gedreht, dass wir wieder einen einzelnen Kontinent haben werden. DAS, Leute, ist der Lauf der Erde, seit vier Milliarden Jahren. Und unsere Spezies, die Menschen, macht sich selbst das Leben zur Hölle… Wir kämpfen um Energie, Wasser, Nahrungsmittel, wir streiten um Religion und erschießen uns gegenseitig, wenn der andere eine Meinung vertritt, die ich nicht teile…

Wäre es nicht schön, wenn wir die paar zehntausend Jahre, die wir hier überhaupt nur auf der Erde sind, nicht in Frieden miteinander verbringen könnten? Ich bin sicher, die GfK leistet einen Beitrag dazu.

So long!

Ysabelle

In der Schweiz, in der Schweiz…

Hallo, Welt!

Erinnert Ihr Euch? Es gab mal einen Sänger/Entertainer im deutschen Fernsehen, der die Schweiz besang:

Vico Torriani… Genau wie in diesem Lied war es in der Schweiz: Im Sommer scheint Sonne. Nur die Preise waren deutlich höher als 1974, als dieses Video entstand. Aber jetzt der Reihe nach.
Ich habe für das Center for Nonviolent Communication (CNVC) ein internationales Intensivtraining (IIT) in der Schweiz organisiert. Insgesamt kamen 41 Teilnehmer, vier Trainer, zwei Übersetzerinnen, die ebenfalls zertifizierte Trainerinnen waren, eine Assistentin und drei Mann Orga-Team. Die tage waren rappelvoll und ich bin noch gar nicht wieder richtig hier.

Was habe ich gelernt?
Ich bin – unter anderem – mit der inneren Botschaft unterwegs: „Wenn ich es nicht mache, macht es keiner.“ Unerfreulich und einer tieferen Bearbeitung wert.
Ich möchte feiern, dass es keine Katastrophen gegeben hat. Die Platzwunde, die sich ein Teilnehmer an der „Marshall-Gocke“

Marshall: For whom the bell tolls

Marshall: For whom the bell tolls

zugezogen hat, wurde vom ebenfalls anwesenden Doc Daniel aufs Beste versorgt. Die Bänderdehnung, die sich P. zugezogen hat, war am letzten Tag so weit abgeklungen, dass er auf den Verband verzichten konnte. Weitere medizinische Notfälle waren nicht zu beklagen.

Im Gegensatz zu dem IIT, bei dem ich – ebenfalls auf dem Herzberg – vor vier Jahren als Teilnehmerin war, gab es auch keine Endlosdiskussionen im Plenum. Alles ruckelte sich einfach geschmeidig zurecht. Und von den Trainern (und einigen Teilnehmern) gab es am Schluss wohlwollende bis beglückte Reaktionen über das Orga-Team.

Ich hatte auch die Gelegenheit, einige der angebotenen Workshops zu besuchen. Besonders empfehlenswert: NVC & Sex. Das ist ja hier auch immer wieder ein Thema. Statt der geplanten zwei Stunden dauerte die „Lesson“ dann einen ganzen Seminartag und nach meiner Wahrnehmung waren alle, die daran teilgenommen haben, sehr berührt. Simran K. Wester unterrichtete das (?) Core Curriculum, also, die gesamte Basis-GfK in neun Tagen. Von den vier Schritten bis Social Change in ten easy lessons… Simone Anliker begeisterte mit vielen Themen, die sie aus der jahrelangen Arbeit mit Robert Gonzales verfeinert hat. Ich habe sie bei einem Healing erlebt und war schwerst beeindruckt.

Also: Ich habe ein IIT abgewickelt. Jetzt noch die Buchführung, dann war’s das. Alles hat ziemlich gut geklappt, und die Dinge, die nicht geklappt haben (Rechnerausfall am 5. Tag/fehlender Druckertreiber/Internet, das anscheinend mit Fahrrad-Dynamo angetrieben wurde), haben wir überbrückt, so dass größere Pannen ausblieben. Ich bin zufrieden.

Hallo! Hört diese meine Worte: Ich bin zufrieden!
Das ist ja mal was Neues. Meinen Wölfen habe ich einen Platz auf einer kuscheligen Fleecedecke im Garten angeboten. Ab und zu spielen ihre Ohren, aber sonst ist es viel zu heiß als dass sie sich wirklich in meine Waden verbeißen wollen.

So long!

Ysabelle

Eine Autobiographie in 5 Kapiteln

Hallo Ihr lieben!

(c) freedigitalphotos.netDie folgende kleine Geschichte wird verschiedenen Autoren zugeordnet, wahlweise Portia Nelson oder auch Sogyal Rinpoche. Ich habe sie vor ein paar Tagen erzählt bekommen und fand sie wunderschön treffend.

Außerdem habe ich mich gefreut, dass ich immerhin schon im dritten Kapitel angekommen bin 🙂

 1. Kapitel

Ich gehe eine Straße entlang.

Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.

Ich falle hinein.

Ich bin ratlos und hilflos.

Ich fühle mich nicht für das Hineinfallen verantwortlich.

Es dauert endlos lange, wieder herauszufinden.

2. Kapitel

Ich gehe die Straße entlang.

Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.

Ich tue so, als ob ich es nicht sähe.

Ich falle wieder hinein.

Ich kann nicht glauben, dass ich mich wieder in dieser Situation befinde.

Aber ich fühle mich nicht dafür verantwortlich, dass ich wieder in dieser Situation bin.

Es dauert immer noch lange, herauszufinden.

3. Kapitel

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.

Ich sehe, dass es da ist.

Ich falle wieder hinein – es ist schon eine Gewohnheit – Aber ich habe meine Augen dabei weit geöffnet.

Ich weiß, wo ich mich befinde.

Ich fühle mich verantwortlich für die Situation, in der ich bin.

Ich klettere sofort heraus.

4. Kapitel

Ich gehe dieselbe Straße entlang.

Im Gehsteig ist ein tiefes Loch.

Ich gehe daran vorbei.

5. Kapitel

Ich gehe eine andere Straße entlang.

 

Markus

Der Pingpong-Effekt

Hallo, Welt!

Im Moment geht es in meinem Leben um Konflikte. Da stehe ich nun hier mit meinem zertifizierten Giraffisch und bekomme an der Tischtennisplatte des Lebens einen Schmetterball nach dem anderen serviert. „Du bist so und so und du machst das und das falsch“ In mir gibt es den dringenden Impuls, mal gehörig auf den Tisch zu hauen. Doch rauskommen will immer nur so Zeugs wie „das ist doch gar nicht wahr“ oder „und wieso sagst du das nicht gleich, dass dir das nicht passt, sondern schmollst erst mal drei Tage?“

Das entspricht nicht dem, wie ich mich auseinandersetzen möchte. Ich habe die Schnauze voll von diesen Schmetterbällen. Die Alternative, der berühmte Giraffenschrei, hat mich gestern Morgen nicht weiter gebracht. Wie kann ich mich für meins einsetzen und gleichzeitig die Bedürfnisse des anderen im Blick haben, wenn doch mein Eindruck ist, dass mein Gegenüber gar nicht von seinen Bedürfnissen spricht, sondern aus irgendwelchen Panzerplatten Mauern errichtet? Wieso lernen wir nicht in der Schule: Jeder redet nur von sich?

Empathie. Ich brauche dringend Empathie. Neulich habe ich einen Spruch meiner Mutter abgefangen und war gefühlt über Stunden damit beschäftigt zu fragen: „Warum macht sie das? Ich verstehe es nicht.“ Der Mann an meiner Seite wies sehr zu Recht darauf hin, dass es darum gar nicht geht. Es geht um meine Gefühle und Bedürfnisse in dieser konkreten Situation.

Mittlerweile ist mir klar, dass mir an der konkreten Situation Gesehen werden (auch in meinen schönen Absichten) und Sicherheit sowie Transparenz und Verbindung total wichtig sind. Und mir wird deutlich, dass ich mal wieder an vielen Stellen in meinem aktuellen Leben ganz viel gebe, aber speziell bei einigen Leuten, bei denen ich gebe, wird das nicht gesehen oder es gibt keinen richtigen Ausgleich, keine Balance. Und nun?

So long!

Ysabelle

Scary Honesty II

Kennst du das auch?
Du unterhältst dich mit einem Menschen, den du vor einiger Zeit kennengelernt hast, vielleicht in einer Übungsgruppe, in deiner neuen WG oder am Arbeisplatz. Er wirkt freundlich und nett, eigentlich könntet ihr echt gut miteinander reden. Am Anfang schien es auch so, du hattest wirklich den Eindruck, hier einen tollen Menschen gefunden zu haben.
Und doch gibt es da irgendwas, das zwischen eucht steht. Die Diskussion die ihr neulich abend geführt habt, hat euch vor Augen gehalten, dass ihr doch nicht in allen Belangen auf einer Wellenlänge seid.

Klar denkt ihr in einigen Teilen gleich – aber grade das Thema, dass dir am wichtigsten ist, sieht diese Person volkommen anders.
Wenn sie darüber schon so seltsam denkt, was erwarten dich dann noch für unangenehme Überraschungen? Vielleicht ist sie gar nicht so freundlich, wie es den Anschein hat? Hat sie nicht neulich erst eine total seltsame Meinung vertreten?
Und wenn du jetzt so darüber nachdenkst fallen dir bestimmt noch viele Beobachtungen ein, die auch nicht grade für sie sprechen.
Langsam wächst in dir das Mißtrauen. Der Graben der euch trennt wird immer größer. Wo du eben noch einen Freund gesehen hast, macht sich langsam ein Feindbild breit. Schleichend am Anfang, dann immer deutlicher ziehst du dich emotional zurück. Verschanzt dich hinter Mauern von Argumenten, Kritik, Sachdiskussionen. Ironie und Sarkasmus mischen sich in euren Umgangston, du fängst an, dich unwohl in Gegenwart des anderen zu fühlen.

Als dir bewußt wird, was da grade in dir abgeht ist es schon fast zu spät – euch trennt ein tiefes Mißtrauen, jeder hat jetzt Angst, auf den anderen zuzugehen. Du bist vielleicht unzufrieden mit der Situation, hast aber auch keine Idee, wie du etwas ändern könntest. Wenn nur der andere einen Schritt auf dich zumachen würde. Du spürst ganz deutlich, dass du dich eigentlich nach Verbindung sehnst. Dass du hinter die Fassade blicken möchtest, die ihr gemeinsam errichtet habt. Du möchtest gesehen werden, dich zeigen können, die andere Person wirklich spüren.

Und bei dem Gedanken wird dir gleich wieder mulmig. Lieber doch auf Abstand bleiben? Man kann sich ja auch nicht mit jedem verstehen. Aber grade dieser eine Mensch schien doch am Anfang so interessant, die Gespräche so lohnenswert.

„Ich sprech das jetzt aus!“ denkst du dir. Und mit Angstklopfendem Herzen schaust du ihm in die Augen. Oder doch lieber auf deine Füße. Und presst hervor, wie unwohl du dich grade fühlst und wie gerne du Verbindung zu ihm hättest. Puh, jetzt ist es raus. Was jetzt wohl passiert?

Überrascht hörst du den anderen sagen, dass es ihm genauso geht. Du spürst die Erleichterung in seiner Stimme, er musste nicht den ersten Schritt machen. Aber er möchte gerne den nächsten gehen. Wieder mit dir ins Gespräch kommen. Mal wirklich offen austauschen.

Erleichterung macht sich jetzt auch in dir breit. Die Angst akzeptieren und gleichzeitig in Verbindung kommen! Obwohl du es schon einige Male erlebt hast, ist es immer wieder überraschend für dich, wenn sich dein Kopfkino nicht bestätigt.
Und während du merkst, wie du langsam ruhiger wirst, erinnerst du dich daran, wie schön und bereichernd es sein kann, wenn du nicht deinem ängstlichen Ego gehorchst. Du siehst deinem Gegenüber ins Gesicht und freust dich tief und innig darüber, dass du eben deinen Mut zusammengekratzt hast. Denn plötzlich ist da wieder ein Anflug von Nähe und Verbindung, plötzlich sieht sie auch gar nicht mehr so grimmig aus. Du kriegst tatsächlich Lust, dich mit ihr einmal tiefer auszutauschen, fernab von Meinungen und Überzeugungen, du möchtest wissen, wer diese Person wirklich IST.

Und du beschließt, dass es das wert war, dich zu überwinden. Auch wenn der Schritt dir unglaublich viel Angst gemacht hat.

Ob es das ist, was die Trainerin im Seminar mal Scary Honesty nannte?

Markus

Kennst du das auch? Ich freue mich über deinen Kommentar, gerne auch auf meiner Homepage!

Wölfe in den Ruhestand

Hallo, Welt!
Ich bin zurück vom Assessment in Niederkaufungen. Mein Zertifizierungsprozess ist abgeschlossen. Hier mal ein Foto vom Abschluss-Ritual. Ysabelles ZertifizierungNoch bin ich zögerlich, irgendwo „Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation (CNVC)“ draufzuschreiben, denn bis das Center in Albuquerque den Verwaltungsakt erledigt hat, können schon noch ein paar Wochen vergehen. Aber die Entscheidung des Assessorenteams ist gefallen und das war’s.

Vivet Alevi gehörte zu diesem Assessoren-Team. Sie lebt ja die Hälfte des Jahres in Istanbul und die aktuelle Entwicklung hält sie ziemlich in Atem. Bei einem Tischgespräch schlug sie vor, man möge doch seine Wölfe in den Ruhestand schicken. „Sie sind alt und müde. Sie haben sich die Rente wirklich verdient…“

Heute beim Abendbrot sagte der Mann an meiner Seite über eine unerledigte Aufgabe: „… das habe ich heute verpennt“. Dann kam ein Versuch, die Aussage zu entwolfen: „Das habe ich nicht gemacht.“ Gerade zu diesem Thema hatte ich mit Marianne Sikor einen wunderbaren Gedankenaustausch: Wie will ich etwas beobachten, was jemand nicht gemacht hat? Im konkreten Fall wäre die Beobachtung tatsächlich gewesen: Du hast dich um 15.30 Uhr hingelegt und bist um 18.15 aufgestanden. Ein „nicht“ ist da nicht vorgesehen.

Es schloss sich ein kleines Gespräch über „sich wolfen“ an, und ich zitierte Vivet: „Schick doch die Wölfe in den Ruhestand…!“ Wie!? Dass sie gar nicht mehr zu tun haben? Das ist ein Todesurteil! Willst du meine Wölfe umbringen?

Nein, ich rufe nicht zum heimlichen Wolfsmord auf. Ganz im Gegenteil. Ich möchte sie feiern, wenn sie ihre Köpfe erheben, um mich auf ihre Bedürfnisse hinzuweisen. Letzten Endes gehen Wölfe auch nur ihrem Bedürfnis nach Unterstützung nach. Sie reagieren ja so, um zu meinem Wohlergehen einen Beitrag zu leisten, um mich vor Stress und Ärger zu schützen, um mich zu einem angesehenen Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu machen … oder so etwas, was meine Erziehungsberechtigten darunter verstanden…

Also: Wölfe in den Ruhestand.
Und wenn sie gelegentlich den Kopf heben und heulen, möchte ich sie beruhigen: „Toll, dass Ihr so gut aufpasst! Danke, dass Ihr mein Wohl immer noch im Blick habt. Und jetzt legt Euch wieder in die Sonne. Ich schaff das schon…“

So long!
Ysabelle

Mitgefühl als Weg

„Jedes Mal, wenn wir ein Arschloch sehen, zahlen wir dafür, denn dann leben wir in einer Welt voller Arschlöcher.“
Marshall Rosenberg

 Hallo Ihr Lieben!

Um die Haltung der GFK zu entwickeln reicht es nicht, ab und zu ein Seminar zu besuchen oder ein Buch zu lesen. Die neuen Verknüpfungen in unserem Gehirn, die während eines intensiven Seminars entstehen können, müssen so oft wie möglich benutzt werden damit sie sich verfestigen können.

Für mich bedeutet das, besonders in Alltagssituationen immer und immer wieder eine empathische Haltung einzunehmen und meinen Blick auf das Wesentliche zu richten.

 

Wenn ich meine ein Arschloch zu sehen kann ich mich fragen:

Was fühle ich jetzt grade? Was brauche ich?

Was fühlt diese Person, was braucht sie wohl grade?

 

Leichter gesagt als getan. Viel zu oft vergesse ich im Alltag meine Giraffenohren und finde mich in einer Welt der Rechthaberei wieder.

Am Hilfreichsten dabei, mich immer wieder daran zu erinnern, wie ich eigentlich leben will, habe ich wöchentliche Treffen in Empathiegruppen erlebt.

Ein fester Zeitpunkt in der Woche, an dem alles andere draußen bleibt.

Zwei Stunden, in denen ich mich einfach nur dem empathischen Blick widme.

Unterstützung durch eine erfahrene Trainerin die mir ihre Giraffenohren leiht.

 

Das erste Jahr regelmäßigen Übens hat aus mir einen ganz anderen Menschen gemacht. Ich ärgerte mich weniger als früher, hatte plötzlich weniger Angst vor fremden Menschen.Schwierige Entscheidungen in meinem Leben verloren ihren Schrecken.

Ich bin überzeugt, dass jeder davon profitieren kann, sich auf einen längeren, regelmäßigen Übungsprozess in Gewaltfreier Kommunikation einzulassen. Inzwischen gibt es viele offene Übungsgruppen in ganz Deutschland, wo man ohne Verpflichtung reinschnuppern kann, ab September auch eine neue in Hamburg mit mir :-).

Für alle die ein etwas flexibleres Trainingsprogramm suchen kann ich den Online Kurs „Mitgefühl als Weg“ mit Thom Bond empfehlen.

Der Kurs läuft über email und Skype und hat bereits gestartet.

Eine Anmeldung ist allerdings noch bis zum 2. Juli möglich.

 

In diesem Kurs werden wöchentliche Anregungen gegeben um immer wieder den Blick für das wesentliche zu schärfen, kombiniert mit Geschichten und Erklärungen.

Was mich besonders freut: Die Kursgebühr ist frei wählbar!

Es kann also absolut jeder teilnehmen.

 

Viel Freude beim Üben!

 

Markus

Neuer Shop online

Auf http://www.kommunikations-zauber.de/shop ist soeben ein neuer Shop online gegangen in dem ihr interessante Materialien zur Gewaltfreien Kommunikation und wunderschöne Postkarten bestellen könnt.

Demnächst gehen noch mehr Produkte online!

Viel Spaß,

Markus

Verantwortung

Hallo, Welt!
Anscheinend bin ich mit einem Drehteller unter dem Hintern zur Welt gekommen. Im Moment drehe ich mich mal wieder so schnell, dass oft die Zeit zum Atmen fehlt. Ein Thema hat mich dabei in der vergangenen Woche immer wieder beschäftigt und ich habe sogar ein Gespräch mit meiner Mentorin gehabt, weil ich so durcheinander war. Meine Assessorin hat mir nämlich eine Rückmeldung zu dem Video gegeben, dass ich im Seminar aufgenommen habe. Unter anderem schrieb sie:

Bedürfnis nach Verantwortung: das ist für mich kein Bedürfnis und schon gar nicht kann es mein Bedürfnis sein, dass der andere Verantwortung übernimmt. Was erfüllt es mir für ein Bed., wenn der andere Verantwortung übernimmt? …
Bedürfnis nach Selbstständigkeit: hm, hab die Situation nicht mehr im Kopf. Hab mir aufgeschrieben: Bed. nach Selbstständigkeit heißt nicht, dass ich will, dass es der andere tut. Magst du mal bitte schauen, ob du damit so was anfangen kannst, sonst melde dich, dann schau ich mir die Stelle noch mal an.

Ich kann mich total damit verbinden, wenn es darum geht, dass „der andere“ Verantwortung übernimmt. Alles „der andere“ hat mal nichts mit GfK zu tun: Ich bin traurig, weil du…
Ich habe die genaue Stelle im Video nicht vor Augen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich im Eifer des Gefechts unsauber formuliert habe. Ich kann mich auch gut der Frage stellen: Was erfüllt es mir für ein Bedürfnis, wenn der andere Verantwortung übernimmt? Und gleichzeitig spüre ich in meinem Inneren so eine tiefe Gewissheit, dass für mich Verantwortung ein Bedürfnis ist. Ich für mich und jeder Mensch für sich.
Ich habe zusammen mit Simran versucht, mein gefühltes Bedürfnis nach Verantwortung zu ersetzen. Was könnte dahinter sein? Simran bot Authentizität an und ich tänzelte ein bisschen um Autonomie. Aber ich erlebe manche Leute als total authentisch, gerade wenn sie sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Und wenn es mir nur darum ginge, dass ich gern entscheiden möchte, ob ich mich um meine oder um deine Angelegenheiten kümmere, passt das auch gut, aber bringt mir im Inneren noch nicht die Erleichterung wie „Verantwortung“.

Ich erlebe Situationen, in denen ich oder andere bestimmte Dinge nicht tun, zum Beispiel semi-amtliche Briefe nicht beantworten. Vom Finanzamt, der Krankenkasse, der Politesse. Und daraus entsteht dann eine Riesenwelle. Das Finanzamt schätzt, die Ordnungsbehörde mahnt, die Krankenkasse ordnet ein und verschickt eine mörderische Rechnung. Ich merke, da ist ein „Sollte-Denken“ mit am Start: Man sollte amtliche Briefe immer beantworten. Und trotzdem…
Da ist noch etwas Tieferes bei mir. Es hat damit zu tun, das Leben zu ergreifen, dieses unglaubliche Geschenk, das uns gegeben ist. Nimm es, gestalte es, stell dich dem, was ist! Genieße deine Kraft! Feiere deine Fähigkeiten! Fast erscheint es mir wie der Lebensauftrag.

Niemand scheint sich an Eigenverantwortung zu stören, so mein Eindruck. „Ich bin für mich verantwortlich“. Und das wünsche ich mir für alle Menschen auf der Welt. Es gibt ja mehr Begriffe, über die man herzhaft diskutieren kann. Offenbar ist „Sexualität“ mittlerweile nach landläufiger GfK-Ansicht kein Bedürfnis mehr, sondern eine Strategie (hab ich schon vor zwei Jahren geschrieben…). Und es gibt gute Gründe, warum es nicht die Bedürfnisliste gibt. Was für Bedürfnisse sind bei mir erfüllt, wenn jeder für sich Verantwortung übernimmt? Wachstum, Spiritualität, Leichtigkeit, Kongruenz, Vertrauen und Wachstum, würde ich mal auf ersten Wurf sagen. Aber genau so kann ich auch das Ur-Bedürfnis nach Beitragen oder nach Gesehen werden filetieren: Welche Bedürfnisse erfüllt es mir, wenn mein Bedürfnis nach Unterstützung erfüllt ist?

Simran bestärkte mich schließlich darin, zu meiner inneren Wahrheit zu stehen und verwies auf Miki Kashtan: Bedürfnisse können auch in mehr als einem Wort ausgedrückt werden. Also: Mir ist wichtig, dass jeder Mensch für sein Leben und sein Handeln Verantwortung übernimmt. Lag hier nicht noch ein Formblatt von der Krankenkasse rum?

So long!

Ysabelle

Begegnung im Vertrauen

IMG_0501Mal wieder sitze ich im ICE und fahre Richtung Heimat. Diesmal komme ich aus Österreich, wo meine liebe Kollegin Antje Treffkorn aus Leipzig mit mir zusammen ein sehr intensives Seminar zum Thema „Begegnung in Vertrauen“ gegeben hat.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, gradezu magisch was 48 Stunden bewegen können.
Aus Mißtrauen, Angst, Wut und Ärger aufeinander wird langsames öffnen, zaghaftes herantasten, erste Begegnungen werden möglich. Dann wächst die Offenheit, auch über liebe und wichtige Themen zu sprechen.
Bedürfnisse bilden den Schlüssel und führen auf direktem Weg zum Herzen. Gemeinsames Singen, chanten und bewegende Spiele bringen Menschen in Gleichklang, die sich entweder noch nicht oder schon so lange kennen, dass sie über die individuellen Eigenarten das Göttliche im anderen aus den Augen verloren haben.

Herzen öffnen sich, Energie beginnt zu fließen, der Kreis wird enger. Grenzen beginnen zu fallen, fremde Menschen beginnen, sich auch körperlich zu nähern und aneinander ranzutasten. Individuelle Instrumente mit je eigenen Melodien klingen plötzlich harmonisch zusammen, die Gruppe beginnt, ein eigenes Lied zu singen. „Der ganze Raum gerät in Bewegung, alles fängt an zu schwingen, ich hör eine engelsgleiche Stimme und viele mehr die mitsingen.“

Im Wertschätzungskreis lösen sich monatelang angestaute Dämme, fallen in sich zusammen und lassen Sturzbächen von Tränen freien Lauf.
Für wenige Minuten schwappt eine elektrisierende Energie durch den Raum die verbindet und körperlich greifbar ist. Menschen fallen sich weinend in die Arme und begreifen mit ganzer Seele, dass sie sich hier für mehr als ein Kommunikationsseminar entschieden haben.
Beim Abschluss ist jeder erfüllt von Dankbarkeit, berührt vom Erlebten und hoch motiviert, diesen Weg weiter zu gehen.

Ich bin körperlich verausgabt, kann kaum noch gradeaus laufen vor Schlafmangel, bin aber geistig und emotional hellwach und voll anwesend. Glück durchströmt mich beim schreiben dieser Zeilen, Stolz und Dankbarkeit. Glück darüber, Teil von etwas so Göttlichem sein zu dürfen, Dankbarkeit, an dieser Stelle zu stehen und anderen Menschen diese Geschenke weiter reichen zu dürfen. Und Stolz über meinen kleinen Anteil daran, über die passenden Worte an der richtigen Stelle, die nötigen Impulse und treffenden Sätze, die Methoden und Materialien die den gedanklichen Zugang schaffen und die ich mitbringen durfte.

Unbändige Freude auch darüber, dass viele Menschen anwesend waren, die in meinem persönlichen Orchester wichtige Instrumente spielen – Freunde und Freundinnen, Bekannte und Kollegin. Ich bin so froh, dass ich diesen Weg nicht alleine gehe sondern ein Meer von Unterstützung habe. Es macht die Freude so unendlich größer, wenn ich sie teilen darf.

Wenn du beim lesen dieser Zeilen auch Lust auf ein berührendes Seminar zur verbindenden Kommunikation bekommen hast freue ich mich darauf, dich im August im Torhaus Trebitz zum fünf-tägigen Vertiefungsseminar begrüßen zu dürfen.
Markus

Bescheidenheit

Hallo, Welt!
Dieses Goethe-Zitat lautet im Zusammenhang, wo der Meister sagt:

„Jeder möge so verkünden,
Was ihm heute wohlgelang!
Das ist erst das rechte Zünden,
Daß entbrenne der Gesang.
Keinen Druckser hier zu leiden
Sei ein ewiges Mandat!
Nur die Lumpe sind bescheiden,
Brave freuen sich der Tat.“[50]

Es ist nicht gerade ein Aufruf zur Bescheidenheit, sondern eine Aufforderung, stolz auf erfolgreiche Taten zu sein und stammt aus dem geselligen Lied Rechenschaft, eine Art Trinklied mit verteilten Rollen, das von dem Komponisten Carl Friedrich Zelter vertont wurde.

Das fand ich bei Wikipeadia. Auch gern gewählt:

Sei wie das Veilchen im Moose
bescheiden, sittsam und rein
nicht wie die stolze Rose
die immer bewundert will sein.

Kenn Ihr noch diesen Poesiealbum-Spruch?

Wikiquote bereichert mein Leben mit:

„Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“

Auf der Suche war ich nach:

SIE
Lieber Freund, man greift nicht nach den Sternen,
Die für uns in nebelhaften Fernen.
Fürchte sehr, dass Sie umsonst sich mühen.
Sieht man sie auch glühn,
Sie fliehen, sie fliehen ins Weite.
Wenn man könnt so wie man wollte,
Wenn man wollt, was man doch nimmer sollte.
Lieber Freund, man muss sich hübsch bescheiden,
ja man muss oft meiden,
was man liebt.

ER
Nein! Trotz aller Fernen, nein!
Greif nach den Sternen,
Liebe, sie trägt uns empor.
Ja hunderttausend Meilen,
die wollte ich gerne eilen, ich fragt danach nicht viel, nicht viel

Schon mal gehört? Ich bin ja mit Operetten-Musik aufgewachsen, und diese Weisheit stammt aus dem Lehar-Schmachtfetzen „Der Graf von Luxemburg“.

Und was soll das nun alles?
Am Freitag habe ich mich mit dem Chef der Firma „Mein Spiel“ getroffen. Wir haben vor zehn Jahren mal zusammen ein Projekt gemacht. Jetzt tauschten wir uns im Biergarten zu unseren aktuellen geschäftlichen Aktivitäten aus. Als ich sagte, der Vertrieb würde mir so große Probleme bereiten, meinte er: Alle Leute aus meinem Umfeld, die sich selbstständig gemacht haben, tun sich damit schwer. Vertrieb ist einfach ein schwieriges Feld.
Mir ist aufgefallen, dass es daran liegt, dass ich mich selbst und meine Leistungen nicht angemessen darstellen kann. Wahrscheinlich fehlt es mir an Selbstbewusstsein im umgangssprachlichen Sinne. Sei bescheiden! Gib nicht so an! Das habe ich als Tugenden vorgehalten bekommen. Und dann müsste ich mindestens einen Doktor in Philosophie, einen Ing. in Wirtschaftswissenschaften und am besten noch eine Ausbildung als Supervisor haben, um mich mit Leichtigkeit draußen zu präsentieren. Eine Trainerkollegin sagte gestern im Gespräch, sie wolle noch ihren Heilpraktiker machen, um den Kunden mehr anbieten zu können. Eine andere Kollegin meinte vor einer Woche, sie überlege, eventuell eine Mediationsausbildung zu machen… Und dann gibt es einen Kollegen, der nichts von alledem hat und seit Jahren von seiner Arbeit als Trainer solide leben kann…

Sind wir Frauen zu bescheiden? Trauen wir uns zu wenig zu? Hängen wir unsere Ansprüche an uns selbst zu hoch? Sind solche Selbstzweifel der Preis dafür, dass wir uns und unsere Arbeit kritisch reflektieren? Muss ich auf die Couch, um erfolgreich Werbung für mich selbst machen zu können?

In mir dämmert es allmählich, welches die nächsten Schritte sein könnten. Ich brauche dafür nur ein bisschen Zeit. Und Unterstützung. Vielleicht ergibt sich in der kommenden Woche ein Gespräch mit dem Außendienstler, mit dem ich im Moment zusammen arbeite. GfK gibt meinen Wünschen Beine: Was brauche ich? Und wie kann ich es kriegen? Und los…

So long!

Ysabelle

Verlässlich

Hallo, Welt!
mein Pre-Assessment ist gelaufen, das waren fünf anregende und bewegte Stunden. Dabei kreuzten wir noch einmal die Trainer-Feedbacks. Als ich sie zusammengestellt und kommentiert habe, geriet ich ja schwer in Not, weil mir diverse Kollegen Verlässlichkeit zugeordnet hatten. Und bei fast jedem fand ich gute Gründe, warum ich gar nicht zuverlässig sei… Anfreunden konnte ich mich schließlich mit dem Begriff „verbindlich“. Marianne Sikor lud mich zum Ende des Gesprächs ein, dem noch mal nachzugehen. Warum reagiere ich so intensiv auf den Begriff Verlässlichkeit? Und was bräuchte ich für eine Aussöhnung?

Also, lassen wir doch mal den Wolf raus.
Verlässlich – das ist mal 100 Prozent. Oder 110. Aber nicht 85 Prozent.
Wer verlässlich ist, ist immer für andere da und vergisst nie Termine, Verabredungen, Aufträge. Wer verlässlich ist, stellt seine eigenen Bedürfnisse zurück, wer verlässlich ist, ist immer in Bereitschaft.

Hui! Da gucke ich doch gerade noch mal in meine Aufzeichnungen aus dem Kashtan-Workshop: Welche Geschichten erzähle ich mir? Ersetze „immer“ durch „so gut ich kann“.

Hohoho! Da gibt es aber Resonanz in mir! „So gut ich kann“ ist nicht gut genug! „Dann musst du dich mehr anstrengen!“

Ich erinnere mich: Die Begriffe „immer“ und „nie“ füttern die Schuldgefühle und katapultieren mich aus dem Hier und Jetzt.
Es hilft nichts, ich mag „Verlässlichkeit“ nicht. Bei mir wird das Wort immer mit einer Keule ausgeliefert. „Du bist unzuverlässig“. Ich mag lieber Transparenz (mir wird deutlich, warum du dich so und nicht anders entschieden hast) und Verbindlichkeit. Natürlich kommt es vor, dass ich Termine verpenne, Briefe liegen lasse, nicht zurückrufe. Aber trotzdem ist mir die Verbindung wichtig! Ich schätze mal, um diesen Begriff drehe ich noch einige Schleifen…

So long!
Ysabelle

Bedeutungsschwanger…

Nicht die Dinge sind es, die uns ängstigen und uns zu schaffen machen, sondern die Bedeutung, die wir ihnen zumessen.
Hermann Hesse (zurückgehend auf Epiktet)

Hallo, Welt!
Eben habe ich 45 Minuten gebügelt. Ich hätte so viele sinnvolle (und wichtige) Dinge zu erledigen, und was mache ich? Bügeln. Zwischendurch habe ich versucht zu ergründen, wieso ich gerade jetzt, wo mir an so vielen Stellen der Kittel brennt, bügeln möchte. Ich vermute, es erfüllt mein Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit, Schönheit, Autonomie (ich kann allein entscheiden, welches Teil ich bügele und welches im Korb bleibt), ich bin sozusagen Herrin des Bügelkorbs. Und ich möchte mir ins Gedächtnis rufen: Es ist nicht das morgige Pre-Assessment in Göttingen für die Zertifizierung als GfK-Trainerin, das mich ängstigt, sondern die Bedeutung, die ich ihm beimesse.

So long!

Ysabelle

ich dien… nicht mehr … blind.

Vor der Erleuchtung sind Berge Berge und Bäume Bäume. Während der Erleuchtung sind Berge die Thronsitze von Geistern und Bäume Träger der Weisheit. Nach der Erleuchtung sind Berge Berge und Bäume Bäume.

Hallo, Welt!
Vor zehn Tagen habe ich mit großer Tiefe (?) eine Strategie wahrgenommen, die ich seit vielen Jahrzehnten anwende. „Ich dien“. Wusstet Ihr übrigens, dass das das Motto der englischen Königsfamilie ist? dien Mir ist deutlich geworden, dass ich diese Strategie zu einem Zeitpunkt gewählt habe, als ich noch keine andere Möglichkeit erkennen konnte. In Worte gefasst lautet sie: Wenn ich nur gaaanz lieb bin, wenn ich mich total zurücknehme, wenn ich nicht störe und keine Ansprüche stelle, dann… gibt es irgendwann für mich Aufmerksamkeit, Unterstützung, Gesehen werden, Wertschätzung, Verbindung, Gemeinschaft… was sich ein Kind halt so wünscht. Mir war gar nicht bewusst, dass diese Strategie noch immer eine so große Rolle in meinem Leben spielt. Doch Mittwoch vor einer Woche habe ich lernen dürfen, wie sehr mich diese alte Strategie noch immer bindet, fesselt, unfrei macht. Ich denke, es liegt mit daran, dass sie so gut gelernt ist. Und wenn ich „automatisch“ unterwegs bin, also nicht bewusst, dann verhalte ich mich eben genau so, wie ich es einst gelernt habe. Ob es mir gut tut oder nicht…

Vorige Woche habe ich also eine Situation erlebt, in der ganz deutlich wurde, dass diese alte Strategie „ich dien“ (und benenne nicht, was ich brauche oder mir wünsche), auf mich zurückfeuert. Ich kriege nicht nur nicht das, was ich eigentlich so gern hätte, mein Gegenüber in dieser Situation sagte auch noch sinngemäß: So schwach, dass ich Schonung (statt Konfrontation) brauche, bin ich nicht. Also: Mein Gegenüber ist sauer, ich bin traurig und noch dazu sitze ich auf meinen unerfüllten Bedürfnissen. Und das alles, weil ein inneres Kind sagt: Wenn ich nur ganz lieb bin, dann…

Ich habe daher vorigen Donnerstag offiziell meinen Job als Erste Dienerin gekündigt. Wow, wie fühlte sich das an… Aufruhr ohne Bewegung. Ganz intensiv, als hätte ich keine Haut, oder als trüge ich mein Herz außen statt geschützt im Brustkorb. Eine Trainer-Kollegin, die die Situation miterlebte, sagte spontan: So sehr, wie ich die Kündigung der Dienerin aus verschiedenen Gründen bedaure: ich heiße dich willkommen im Kreis der TrainerInnen!

Ich nahm mich in dem Moment nahezu hellsichtig wahr. Ich konnte erkennen, wie ich mir mit dieser alten Strategie wieder und wieder geschadet habe. Zum einen, weil ich mich nicht für meine Belange eingesetzt habe. Zum anderen, weil ich für den anderen auch nicht wirklich sichtbar war. Und zum dritten habe ich den anderen nicht gesehen. Ich habe auf meine Projektion geschaut, wie der andere ist und was der andere braucht. Und die Berge waren Thronsitze von Geistern und die Bäume Träger der Weisheit. Jetzt, nach einer Woche, wünschte ich, ich könnte diese Hellsichtigkeit, diese besondere Wachheit im Alltag erhalten. Aber anscheinend gehört es zum Wesen der Erleuchtung, dass man diese tiefe Erkenntnis verliert. Bei der Suche nach dem genauen Wortlaut des Zitats aus dem Buch „Die Wolfsfrau“ bot mir Google auch: „Vor der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen. Nach der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen.“ und „Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen“.
Ich möchte also meine Aufmerksamkeit darauf richten, wann ich wirklich dienen möchte, wann mein Commitment nicht dem dient, was ich wirklich möchte.
Vor mir liegt die Trainervereinbarung des CNVC. ich glaube, das ist ein Dienen, ein Commitment, das ich gern eingehen möchte. Ich verpflichte mich einem höheren Gut, mal krass gesprochen dem Weltfrieden. Aber in Beziehungen möchte ich nicht mehr dienen, um auf diese Weise etwas zu erreichen, um das ich mich nicht zu bitten traue. Eine echte Herausforderung.

So long!
Ysabelle

Glück zu zweit…

Dass gemeinsames Glück am haltbarsten ist, wenn sich jeder Partner Freiräume bewahren kann, wissen Paartherapeuten: Unglückliche Paare streben häufig ein Leben nach der „Amefi“-Formel an („Alles mit einem für immer“). Die übersteigerte Erwartung, in einer Partnerschaft Erfüllung in allen Lebensbereichen zu finden, produziert Enttäuschungen, die sich mit mehr Realismus wohl vermeiden lassen.
Spiegel vom Mai 2012

Hallo, Welt!
Nachdem ich ja vorgestern diese seltsame Begegnung hatte, berührt mich das Thema „glückliche Beziehung“ noch einmal besonders, denn ich erinnere mich daran, wie „AMEFI“ ich mich damals gefühlt habe, in den paar kurzen Wochen, die ich mit diesem Mann verbracht habe.
Und dank Arnina Kashtan merke ich, was ich mir selbst so alles erzähle zu diesem Thema.
Der heutige Mann meines Herzens wohnt ja nur zu bestimmten Zeiten bei mir und hat ansonsten sein Zuhause auf Lummerland, einer Insel. In den nächsten Monaten werden wir uns wenig sehen. Damit er bei mir Platz zum Arbeiten hat, haben wir vor einem Vierteljahr für ihn eine schlanke Kommode, einen Stuhl und einen Tisch gekauft und alles ins „Do-nothing“-Zimmer implementiert. Nun sind meine Räume alle sehr klein, und drei zusätzliche Möbelstücke machen 11,5 qm dann schon recht – voll. Vor einigen Tagen habe ich daher den Tisch rausgeräumt, in den Schuppen gestellt und mit Wachstuch abgedeckt. Mein Gehirn meldete: Warum soll die nächsten drei Monate das Zimmer so voll gestellt sein, dass man nur schwierig durch die Terrassentür rein und raus kommt, wenn der Arbeitsplatz sowieso höchstens sporadisch genutzt wird?
Hohoho!
Da gibt es aber noch ganz andere Stimmen! „Das ist ein kalter Rauswurf, jetzt hat er gar keinen Platz mehr im Haus!“ höre ich. Und: „Du bist egoistisch“. Na, den Vorwurf kenne ich doch irgendwoher… Also: Anteile von mir möchten, dass ich auch die Interessen meines Gegenübers im Auge behalte (Arnina Kashtan: „Schuldgefühle erinnern mich als Stammeswesen daran, dass meine Handlungen Auswirkungen auf andere haben.“).

Ok, die Kommode steht nach wie vor im Do nothing, und der Stuhl auch. Sein Fach im Schrank und im Badezimmer sind unberührt. Sein Lieblingsmüsli steht ebenso in der Küche wie die Konserven mit Fisch in Tomatensauce. Da meint wohl ein Teil des Gehirns, immer müsse alles für den einen bereit sein. Seufz.

Ich habe noch ein paar andere Beispiele für einschränkende Glaubenssätze: Mann 1996 sagte zum Beispiel, er habe noch eine Konzertkarte für die Musikhalle am XY Tag. Ich hätte gern nachgefragt, ob wir zusammen hingehen wollen. „Darfst du nicht“, sagte es in mir. Wenn du mit einem Mann zusammen bist, darfst du nicht mit einem anderen ins Konzert gehen. Wa? Das ist alt und für die aktuelle Situation neu. Denn natürlich bin ich in den vergangenen zehn Jahren mit anderen Männern ins Konzert gegangen, allein schon weil meiner gar nicht immer von Lummerland wegkam. Also: Mit Peter und Paul darf ich ins Konzert, nicht aber mit Bigfoot. Weil… Bigfoot das falsch verstehen könnte und der Lummerländer auch. Ach Leute… erzählen wir in unseren Seminaren nicht immer, dass wir für die Reaktion anderer Leute nicht verantwortlich sind?

Sagen wollte ich eigentlich: Wir überfrachten die Partnerschaft, wenn wir vom Gegenüber die Erfüllung all unserer Bedürfnisse erwarten. Und es gilt zu gucken, wie wir für unsere Bedürfnisse die Verantwortung übernehmen und welche Schritte wir dazu gehen. Dazu gehört auch, uns an andere Menschen zu wenden und um Empathie zu bitten, um die Begleitung zu einem Shopping-Bummel, in den kitschigen Liebesfilm im Kino, zum Volkshochschulkurs „Klöppeln für Einsteiger“. Im Gegenzug muss ich dafür nicht mit zum Fußball oder zum Angeln oder in „Die Hard XIII“. In der Theorie alles perfekt gelernt. Im praktischen Leben: I grow constantly less stupid“, möchte ich Marshall zitieren. ich werde fortschreitend weniger dumm…

So long!
Ysabelle

Copyright © 2025 by: Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren! • Template by: BlogPimp Lizenz: Creative Commons BY-NC-SA.