Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Lokis bange Minuten

Hallo, Welt!
Gerade schnupperte ich mal wieder bei Bild online vorbei. Wenn ich in meinem erlernten Beruf unterwegs bin, ist die Nachrichtensuche noch immer eingebaut. Dabei stieß ich auf die Schlagzeile:

VERABSCHIEDUNG IM SCHLOSS BELLEVUE
Schavans schwerste Minuten

Und ich dachte bei mir: Was denkt denn wohl Frau Schavan über sich oder über diese ganze Affäre, dass das jetzt ihre schwersten Minuten sein sollten? Fühlt sie sich schuldig (das ist übrigens kein Gefühl, Leute)? Oder spürt sie Scham? Ich persönlich glaube ja nicht, dass sie irgendjemanden absichtlich getäuscht hat. Sie war halt extrem lässig mit den Zitaten. Ich erinnere mich an die 70er Jahre an der Uni. Ey, da hat man manches nicht so eng genommen. Aber egal: Wenn man ihr nicht gerade im Schloss Bellvue zwei Sack Kartoffeln um den Hals hängt, können das ja nur dann ihre schwersten Minuten sein, wenn sie etwas „Schweres“ denkt…

Vor vielen, vielen Jahren stand im Stern mal ein Witz, über den ich mich noch heute schwindelig lachen kann. Ich habe ihn gern meinen Volontären in der Ausbildung erzählt, weil er die Presselandschaft so schön illustriert.

Zur Zeit, als Helmut Schmidt noch Bundeskanzler war – weiland in Bonn – lud er die Bundespressekonferenz zu einer Fahrt auf einem Rheindampfer ein. In Höhe der Loreley schwang er sich über die Reling und wandelte über das Wasser.

Die Schlagzeilen der Presse am nächsten Tag:
Bild: Kanzler kann nicht schwimmen
Deutsche Verkehrszeitung: Kanzler behindert Rheinschifffahrt
Bayernkurier: Der Kanzler kehrte auf halbem Wege um
Die Zeit: Kanzlers Rheinüberquerung: Mythos und Analyse
Das neue Blatt: Lokis bange Minuten

Ich liebe es! Das ist die Regenbogenpresse. Sie bricht die Geschichte runter auf Gefühle. Oder Pseudogefühle.
Loki hatte nach diesem Witz wohl deshalb bange Minuten, weil sie fürchtete, ihr Helmut könne Schaden nehmen. Und Frau Schavan? Wieso hat sie gerade ihre schwersten Minuten? Nach Mutmaßung von Bild online wahrscheinlich deshalb, weil sie einen Job aufgeben muss, den sie sehr gern gemacht hat.

Mal unter uns: Frau Schavan ist 57 Jahre alt und geht jetzt mit rund 11000 Euro in Rente. Leute, davon lässt’s sich doch leben… Unter diesen Umständen finde ich so einen Abschied nicht besonders schwer. Und das Getöse um ihre Schummelei? Der Hund bellt, die Karavane zieht weiter. Irgendwann kräht da kein Hahn mehr nach. Den Leuten in ihrem Wahlkreis scheint das eh schnuppe zu sein, die haben sie jedenfalls wieder aufgestellt. Nach dem Abschied ist vor der Wahl… Und am Wahlabend gibt es dann wieder „bange Minuten“…

So long!

Ysabelle

Kraut & Rüben (17)

Hallo, Welt!
Schon wieder sind mindestens 15 wichtige Postings nicht geschrieben. Deshalb heute ein „Kraut & Rüben“, um Euch ein Update zu geben.

Seit fast zwei Wochen habe ich nun wieder einen Bürojob. Erfreulich ist, dass Geld rein kommt. Und mein Auftraggeber schrieb mir gestern:

Ich bin der Meinung, dass die einzige Meinung auf die ich Wert lege, Deine ist. Du bist der Kopf des Projektes – und wenn Dein Dienstleister Scheiße auftischt, dann muss das auch als Scheiße benannt werden. Oder zumindest als nicht passend vor dem Hintergrund des Briefings.
Herantasten gut und schön – aber Du hast glaube ich ja eine ganz gute Vorstellung von dem, was Du sehen willst und das sollte er dann auch umsetzen nach der kritischen Auseinandersetzung. Innerlich entsetzt reicht nicht, spring ihm ins Gesicht 🙂 Du musst da wirklich nicht zurückhaltend sein, Du bist die Fackel, die den anderen den Weg leuchtet.

Das berührt mich schon sehr. Ich habe nicht die Absicht, jemandem ins Gesicht zu springen. Aber dieses Vertrauen meines Auftraggebers löst in mir Wärme, Freude, auch ein bisschen Trauer aus. Erfüllte Bedürfnisse: Wertschätzung, Gesehen werden, Vertrauen. Ein paar unerfüllte sind auch dabei, zum Beispiel hätte ich auch gern Respekt für meinen Dienstleister. Und MEIN Bedürfnis nach Verbindung erfüllt sich auf diese Weise nicht so wirklich.

Anyhow, die halbe Zeit meiner Anstellung ist vorbei, ich bin gut im Zeitplan und hoffe, dass wir ein attraktives Ergebnis erzielen.

Am vergangenen Wochenende war ich zum Netzwerktreffen in München. Leute, davon habe ich mich noch nicht wieder erholt! Mein Leben ist bereichert durch den intensiven Austausch mit einem alten Freund, der mir für die Münchner Tage sein Schlafzimmer spendiert hat. Ich bin dankbar, dass sich Gudrun Haas die Zeit genommen hat, mit mir über das Vertragswerk vom CNVC zu sprechen. 16 Seiten über die Aufgaben und Verpflichtungen eines Organizers – das hat mich lange geradezu paralysiert. Aber nach dem Austausch mit Gudrun konnte ich „schwups“ den Rest zu Ende durcharbeiten und hatte die Klarheit, die ich brauchte, um dem Center „yes“ zuzurufen.
Dann ist mir ein neues GfK-Buch ins Haus geflattert. Es ist eigentlich ein altes:
In einer der Runden zitierte Ingrid Holler diesen Titel. Wie ich jetzt weiß, hat sie 2006 das Vorwort dazu geschrieben. Anscheinend war es das erste GfK-Buch, das jemals auf deutsch erschienen ist. Ich habe gestern Abend reingeguckt und bin beglückt. Wayland Myers hat bei Marshall gelernt und seine Erfahrungen mit der GfK beschrieben. Zum einen bleibt er wertschäzend gegenüber seinem früheren Kommunikationsstil, zum anderen ordnet der die GfK ein. Und das erinnerte mich gestern Abend sehr an meine Diskussionen in München. GfK wie ICH sie verstehe… Da gab es nämlich einige Runden, wo heftig darüber diskutiert wurde, wie Marshall etwas sieht. Und in manchen Momenten kam ich mir vor wie in einem Bibel-Interpretationskurs. Ich erinnerte mich, wie ein Freund von einer Bewegung namens „What would Jesus do“ erzählte. Vielleicht sollte ich mir ein Giraffenfell umschnallen, um mich immer wieder fragend daran zu erinnern, was Marshall jetzt wohl tun oder sagen würde… *S*C*H*E*R*Z*
Zum einen weckt diese Diskussion in mir den Wunsch, es möge eine Interviereihe mit Marshall geben, in der seine Jünger (ey, wie einst bei Baghwan…) Fragen stellen können und der erleuchtete Meister gibt Antworten. Was reden wir uns die Köpfe heiß, was Marshall unter Spiritualität oder sozialem Wandel versteht? Leute, NOCH kann er gefragt werden! Zum zweiten kann ich nicht so ganz sehen, dass wir uns in einem zementierten Kanalbett bewegen. Das ist Marshalls Weg und das ist Marshalls Ansicht und du kannst hier nur aktiv sein, wenn du auf seiner Schleimspur unterwegs bist… Wa? Ich glaube nicht!
Mit Dominik Barter sitzt zum Beispiel jemand im Board vom CNVC, der durchaus seinen eigenen Weg in Bezug auf Gefühle und Bedürfnisse hat. Und er sitzt nicht etwa dort, weil er papageiengleich nachplappert, was Marshall sagt. Leute, lasst uns nicht das Denken an der Garderobe abgeben. Die Welt verändert sich, und wenn wir in Marshalls Schuhen stehen bleiben, werden wir einbetoniert. Wir müssen uns bewegen, in seinem Sinne, nach den Werten, die die spirituelle Seite der GfK ausmachen. Mit Abziehbildern ist uns nicht gedient. So seh ich das.

Am Montag hatten wir außerdem eine Tagung des Hamburger Instituts für Gewaltfreie Kommunikation. 2014 wird es eine Jahresausbildung geben. Jetzt laufen die Vorbereitungen an. Außerdem arbeiten wir am Handout (Leute, das wird klasse!) und am Webauftritt. Wie bereits mehrfach ausgeführt: Mir ist nicht langweilig.

Ich bin außerdem total dankbar für die Dienstagsgruppe, die ich zurzeit unterrichten darf. Elf Männer und vier Frauen waren es voriges Mal. So viele Männer in einer GfK-Gruppe… hu! Es ist schön! Wunderschön! Ich merke, wie ich voller Freude noch nachts neue Folien laminiere, die Dinge, die Christel mir im Visualisierungskurs aufgezeigt hat, anzuwenden versuche. Ja! Da geht mein Herz auf! Das Seminar erfüllt mein tiefes Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit und Beitragen.

Noch eine Info: Der Webshop von Bridget Belgrave, eine der Erfinderinnen des GfK-Tanzparketts, hat gerade Ausverkauf. Wer also noch auf der Suche nach Puppen oder Ohren ist, kann hier vielleicht ein Schnäppchen machen.

Ach… ehe ich es vergesse: Die neuen Bedürfniskarten Kompakt sind da. Tatsächlich waren 1000 Stück innerhalb eines Jahres ausverkauft. Ende vorigen Jahres hatte ich zwei große Bestellungen – eine für eine Schule, die ich dann kostenlos verdoppelt habe – und eine für eine Trainerin (200 Stück, das war’s dann…). Nun haben wir eine 2013-Farbe. Ihr könnt also wieder bestellen. Der Preis ist geblieben: Eine Karte ein Euro plus Porto, ab zehn Karten Portofreier Versand.

Und bei Euch?

So long!
Ysabelle

Grüße aus der Welt der Arbeit

Hallo, Welt!
In meinen Verhandlungen in Bezug auf den neuen Job bin ich an einem Wendepunkt angekommen. Gestern erreichte mich eine Mail, die ich nur schwer lesen konnte. Mit viel gutem Willen erkenne ich, dass mein Auftraggeber gerade sehr unter Druck ist, sich Leichtigkeit und Effizienz wünscht. Aber mein Vorname ist Ysabelle und nicht „Melanie“, und wenn ich Rückfragen zu meinem Arbeitsvertrag habe, möchte ich nicht gespiegelt bekommen, solche Anfragen seien jetzt gerade mal irrelevant.
Ich konnte schnell die Bedürfnisse benennen, die da bei mir gerade im Mangel sind: Respekt, Anerkennung, Wertschätzung, Augenhöhe, Schutz, Klarheit. Ich konnte auch die Gefühle benennen: Erschrocken, frustriert, hilflos oder vielleicht sogar ohnmächtig, verwirrt, besorgt und ärgerlich. Trotzdem blieb ich gestern tagsüber in einer seltsamen Verfassung hängen, müde, lethargisch, ohne Antrieb.
Gestern Abend schenkte mir das Schicksal eine Skype-Sitzung mit Gabriel. Oh, wie schön! Danach konnte ich ein paar Dinge klarer benennen und entdeckte für mich die ersten Anzeichen einer Richtung, in die ich mich vielleicht bewegen könnte. Der Knüller kam aber erst heute Morgen, als ich eine Mail von Gabi Klenke aufmachte, die mich gerade beim Thema „Schlüsselunterscheidungen“ unterstützt. Folgende Zitate füllten sofort wieder Energie in meinen Tank:

*1.**Selbstempathie – Ausagieren, Unterdrücken oder Schweigen in Gefühlen*

Selbstempathie bedeutet für mich, bewusst wahrzunehmen, was gerade lebendig ist, welche Gefühle und Bedürfnisse da sind. Durch diese Klarheit erreiche ich innere Entspannung und kanndann ehrlich
ausdrücken, was ich brauche. Wenn ich meine Lebendigkeit nicht wahrnehme, werde ich in automatischen Reaktionen feststecken, z. B. Herausschreien von Äußerungen, Schweigen und Rückzug, Opfer sein.

und die zweite:

*Respekt vor Autorität* *Angst vor Autorität*

Ich höre die Gefühle und Bedürfnisse meines Gegenübers und nehme meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahr, kann mich bewusst äußern und behalte meine Freiheit.

Ich nehme meine Gefühle und Bedürfnisse nicht wahr, reagiere unbewusst und verliere meine Freiheit.

Jaaaa!!! Ich bin kein Opfer! Ich habe Handlungsoptionen! Ich muss keineswegs alles schlucken, was mir vorgesetzt wird. Ich kann für mich einstehen UND in Verbindung bleiben. Ich kann mich bewusst für ein neues Verhalten entscheiden, ich muss nicht unbewusst durch mein Leben taumeln, sondern kann mich für die Dinge einsetzen, die mir wichtig sind!

Und das Ergebnis?
Ich habe mir keine Monatskarte gekauft, um täglich zu meinem Ein-Monats-Job zu kommen. Ich habe eine Hinfahrkarte gekauft. Und nun werden wir sehen, was sich ergibt. Ich bin nicht hilflos, ich stehe nicht mit dem Rücken zur Wand. Das fühlt sich gut an.

Ich habe die Wahl!

So long…
Ysabelle

Frohes Schaffen… Mythos Arbeit

Hallo, Welt!
Neulich Abend wurde in der ZDF-Sendung „Aspekte“ der Film „Frohes Schaffen“ vorgestellt, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Im vergangenen Jahr habe ich mich recht intensiv mit dem Mythos Arbeit auseinandergesetzt, denn seit 1983 war meine Arbeit mein Leben, meine tägliche Herausforderung, meine Struktur, meine Belohnung. Arbeit als Strategie lieferte mir Lebensunterhalt, Gemeinschaft mit Kollegen, gelegentlich Wertschätzung und Verbindung, an einem Strang ziehen und Sinnhaftigkeit. Seit ich im Januar 2012 von meinem langjährigen Arbeitgeber auf Null gesetzt wurde, stand diese Strategie auf dem Prüfstand.
Der Film stellt die These auf, dass wir entwicklungsgeschichtlich eigentlich nur auf drei Stunden Arbeit pro Tag ausgerichtet sind. Alles darüber hinaus ist Mythos, Religion, hierarchischer Druck. Da ich ja auch in einem Arbeitslosenprojekt unterrichte, erlebe ich hautnah mit, wie es ist, wenn man über Jahre ausgesteuert ist aus diesem System…
Ich merke, dass das Thema Arbeit total schambesetzt ist. „Man“ muss doch 40 Stunden die Woche arbeiten, wenn man ein nützliches Mitglied der Gesellschaft sein will. „Man“ kann doch nicht einfach die Erwerbstätigkeit einstellen! Es gibt doch einen Grund, warum Männer in eine schwere Sinnkrise geraten, wenn sie in Rente gehen. Ich hatte unlängst im Coaching einen Burnout-Patienten, der verzweifelt darum ringt, wieder „arbeitsfähig“ zu sein. Und eine junge Mutter, die an sich den Anspruch stellt, stets eine perfekt geputzte Wohnung zu haben und immer Zeit und Geduld für die Kinder. Denn wenn sie das nicht „leistet“, hat sie kein Recht darauf, zu Hause zu sein.

Was für eine irre Vorstellung, nur noch zu tun, was ich will! Ich würde nicht mehr in öden Meetings rumsitzen, in denen ich nicht gesehen und gehört werde. Ich müsste keine Belege mehr fürs Finanzamt sortieren. Ich müsste nicht mehr solche unerfreulichen Telefonate mit dem Jobcenter führen wie das von heute Nachmittag. Ich würde ein tieferes Gespür dafür entwickeln, was mir wirklich Freude macht. Ich würde immer noch meine Blusen bügeln, denn ich bügele gern. Ich würde immer noch Schnee schippen, denn ich möchte, dass Menschen heil nach Hause kommen. Ich würde auch bei meiner alten Nachbarin fegen, denn sie unterstützt mich das ganze Jahr, indem sie meine Post annimmt. Ich würde nicht putzen, denn Putzen ist für mich ganz schrecklich. Vielleicht kann ich Bügeln gegen Putzen tauschen? Und trotzdem…. bei dem Gedanken, nie wieder einen festen Job zu finden, wird mir ganz beklommen. Ich muss doch mein Obdach bezahlen, mein Essen, Haarshampoo, Internet… Und der Preis dafür? Dinge tun, die mir keine Freude machen. Mehr arbeiten als mir gut tut. Faule Kompromisse eingehen… Da muss es doch noch etwas anderes geben!

Ich bin an Eurer Meinung zu dem Thema interessiert. Lebt Ihr, um zu arbeiten? Oder arbeitet Ihr, um zu leben? Welchen Stellenwert hat die Arbeit in Eurem Alltag, in Eurem Leben?

So long!

Ysabelle

Wortschätzchen: Bockig & andere Feinheiten

Hallo, Welt!
In der vergangenen Woche ist mir noch einmal sehr deutlich geworden, welchen Beitrag unsere Sprache zum Frieden leisten kann. Vielleicht habe ich auch einfach nur festgestellt, wie weit ich mich schon vom normalen Sprachgebrauch entfernt habe.

Auslöser war die Aussage: „Der Mann war bockig“, die ich in einem Gespräch aufgeschnappt habe.
Na, wie fühlte sich vielleicht ein Mensch, der von anderen als „bockig“ wahrgenommen wird? ich biete an:
angespannt
bitter
durcheinander
einsam
empört
eventuell eine Prise frustriert
genervt
kribbelig
streitlustig
unwohl/unbehaglich
unter Druck
widerwillig

mal so als erster Wurf. Natürlich kann das je nach Situation variieren.
Hinter einer diagnostizierten „Bockigkeit“ verbergen sich natürlich unerfüllte Bedürfnisse, sowohl beim „Bock“, als auch beim Gärtner.
Ich habe keine klare Idee, um welche Situation es sich handeln könnte, wo jemand sich „bockig“ verhält, aber ich mache mal ein paar Angebote, welche Bedürfnisse unerfüllt sein könnten:
Autonomie
Wirksamkeit
Beteiligung
Unterstützung
Gesehen werden
Verbindung
Verständnis & Verstehen
Schutz.

Und vielleicht erfüllt er sich mit eben diesem Verhalten das Bedürfnis nach
Echtheit
Autonomie
Schutz
Kongruenz/Authentizität.

So weit, so gut.
Jetzt aber wird es wirklich spannend: Was braucht denn die Person, die beim anderen Bockigkeit konstatiert?
Ich tippe mal auf

Verbindung
Verstehen
Gemeinschaft
und vielleicht so etwas wie Klarheit.

StammleserInnen des Blogs erinnern sich vielleicht: Im vorigen August habe ich mit meiner Kollegin Hilke ein Seminar „Gewaltfrei filzen“ veranstaltet. Dabei ging es zum einen um das handwerkliche Herstellen eines Filzkissens oder Teppichs, aber auch um verfilzte Sprache. Diesertage ist mir aufgefallen, dass die so genannten Interpretations- oder Gedankengefühle eigentlich auch so etwas wie Filz-Werkstücke sind. Es gibt einzelne Schichten, die dann allerdings durch den Filzvorgang zu einem einzelnen Werkstück (Bewertung) zusammen gefügt werden. Das Urteil „bockig“ setzt sich vermutlich zusammen aus den Beobachtungen von Körperhaltung, Gesichtsausdruck, dem Gesprächspartner zu- oder abgewandt, Blickkontakt ja/nein und anderen non-verbalen Wahrnehmungen. Indem ich diese Informationen im Kopf zusammenrechne, erscheint das Ergebnis: Bockig. Doch Vorsicht! Zum einen kann diese Zusammenrechnung eine Fehlkalkulation sein und vielleicht ist der andere einfach unsicher oder ich habe eine Projektion am Laufen, weil mein Opa immer so geguckt hat, wenn er nicht tun wollte, was die Oma gerade vorgeschlagen hat. zum zweiten kann dieses Rechenergebnis war „rechnerisch“ richtig sein. Aber was mache ich denn damit? Dient es der Verbindung, den anderen als „bockig“ einzuordnen? Wäre es nicht viel zielführender, beispielsweise zu denken: Uih… starrer Blick, hochgezogene Schultern, geballte Fäuste – was braucht mein Gegenüber? Oder noch schöner: Was brauche ich? In wie weit beeinflusst mich das Gesehene in meiner Haltung?

In Gesprächen ist mir aufgefallen, dass manche andere Menschen solche Überlegungen schwer hören können. Sie entnehmen diesen „Wortklaubereien“ von mir ein neues „Richtig“ oder „Falsch“. Sie rechnen zusammen, heraus kommt ein Bild. Und schon ist es viel schwerer, die einzelnen Farben, die einzelnen Bestandteile zu erkennen, zu benennen, in Rechnung zu stellen.
Dieses Zusammenrechnen, Zusammenwalken von Beobachtungen zu einer Bewertung hat aus evolutionstechnischer Sicht einen wunderbaren Sinn: Wenn dem Höhlenmenschen ein anderer Höhlenmensch mit erhobener Keule gegenüber steht, ist das vielleicht genug Signal, um die eigene Keule zu heben oder die Beine in die Hand zu nehmen. Das schnelle Einschätzen und der kompetente Umgang in Gefahrensituationen sichert unser Überleben. Gleichzeitig hat es in den vergangenen Jahrtausenden genug „Tod durch Versehen“ gegeben, einfach weil gleiche Gesten in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich interpretiert werden. Nicht einmal die Bedeutung von „Ja“ und „Nein“ ist in allen Kulturen auf der heutigen Erde gleich.

Ich plädiere daher für ein Ent-Filzen, für ein genaueres Beobachten. Dieses grandiose Bild zum Thema Beobachtung entdeckte ich heute Morgen in meinem Lieblingscafe. Ich hätte es gern gekauft, aber… die Künstlerin Elke Wagner gibt es nicht her. Was ist denn meine Beobachtung, wenn ich sage, ich fühle mich:

ungeliebt
ausgegrenzt
ausgeliefert
abgestempelt
unbeliebt

Die Liste dieser „Gefühle“ lässt sich sicher nahezu beliebig erweitern. Und ich höre noch einen Teilnehmer meiner Übungsgruppe, mit dem ich über „Ich fühle mich provoziert“ diskutierte: „Ich weiß doch, was ich fühle..!“ In diesem speziellen Fall mal eindeutig nicht.

Ein Aspekt dieser Wortklauberei möchte ich noch erwähnen. Wenn ich bereit bin, meine zusammengerechneten Wörter wie bockig, provoziert, ausgegrenzt oder übergriffig zu entfilzen, die einzelnen Schichten zu betrachten, dann erschließt sich mir eine völlig neue Welt. Ich bin sozusagen ein Goldgräber in Sachen Verbindung. Denn so finde ich einen Zugang zu meinen eigenen (oft unerfüllten) Bedürfnissen und zu den Bedürfnissen meines Gegenübers. Und auf dieser Ebene wird es so viel leichter, im Gespräch zu bleiben – auch wenn der andere gerade bockig ist 😉

So long!
Ysabelle

Gesund mit GfK?!?

Hallo, Welt!
In den vergangenen Tagen werde ich immer wieder mit dem Thema GfK und Gesundheit konfrontiert. Am Samstag hatte ich einen netten Menschen zum Coaching. In vier Stunden ging es im wahrsten Sinne des Wortes schön zur Sache… Dabei tauchte die Frage auf, ob das nicht geradezu ein therapeutisches Tun sei, was ich dort veranstalte.
Und heute hatte ich einen Anruf von einem Menschen, der noch mit den Folgen einer Burnout-Erkrankung laboriert. Auch dieser Mensch war gerade fassungslos, wie schnell und wie tief man mit der GfK an die Lebensthemen kommt.
Und dann gibt es noch die Anfrage einer Selbsthilfe-Gruppe, die ein GfK-Seminar bei mir buchen will. Nach der großen Freude über diesen Auftrag kam dann das jähe Erwachen: Die Gruppe braucht für die Bezuschussung durch die Krankenkasse ein Seminarkonzept, so wurde es jedenfalls kommuniziert. Da die Seminarbuchung über einen kleinen Bildungsträger erfolgt, kann ich nicht irgendetwas zusammenschreiben, sondern der Bildungsträger muss seinen Segen geben.

Also habe ich nun annähernd zwei Tage damit zugebracht herauszufinden, was denn wohl eine Krankenkasse von einem Seminarkonzept erwartet und bin dabei auf folgende Infos gestoßen: Offensichtlich gibt es für Kurse, die die Krankenkasse bezuschusst, eine Art Qualitätsmanagement. Besonders leicht kommt man über diese Hürde, wenn man anscheinend Yoga oder Abnehmen anbietet. Ich schätze mal, mit meinen 55 Jahren bin ich inzwischen zu alt für eine Yogalehrerausbildung. Jedenfalls fühle ich mich so steif, dass ich mir nicht vorstellen kann, längere Zeiten auf dem Fußboden zuzubringen, es sei denn, ich verbringe den Nachmittag mit meiner Enkeltochter, so wie gestern Nachmittag (Foto)… Um sich mal mit diesem Thema zu befassen, empfehle ich diesen Leitfaden
Wissenswertes über die Registrierung gibt es in diesem schlichten Flyer und die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Schleswig-Holstein schreibt auf ihrer Webseite:

Qualitätsprüfungen für Kursleiter aus dem Bereich der Primärprävention

Sie bieten Kurse im Bereich der Primärprävention an und möchten, dass Ihr Angebot von den Krankenkassen anerkannt wird?
Sie möchten es Ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglichen, evtl. einen Zuschuss zum Teilnehmerbeitrag von der Krankenkasse zu erhalten?

Dann lassen Sie Ihr Angebot vom Qualitätsprüfungsservice der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung prüfen und zertifizieren.
Die oben genannten Krankenkassen kooperieren mit der Landesvereinigung und erkennen die durch den Qualitätsprüfungsservice geprüften Kursangebote an. Das ermöglicht die Zahlung eines Zuschusses zu den Kursgebühren für Ihre Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer.

Mensch, ist ja klasse, dachte ich gestern voller Begeisterung. Anfangs. Denn inzwischen habe ich den Eindruck, wenn ich nicht gerade Yogalehrerin, Ernährungsberaterin oder Krankenschwester bin, habe ich keine Chance auf eine Registrierung als Kursleiter in der Primärprävention. Dabei bin ich überzeugt, dass die Gewaltfreie Kommunikation wesentlich dazu beiträgt, gesund zu bleiben oder – besonders mit seelischen – Belastungen fertigzuwerden. Also habe ich heute in mein Konzept geschrieben:

Ziel des Seminars
Mit einer Einführung in die „Gewaltfreie Kommunikation nach Dr. Marshall Rosenberg “ an vier
Abenden sollen die Teilnehmer befähigt werden, ihre psychosozialen Gesundheits-Ressourcen zu
stärken. Dazu gehören
✓Informationen über ihre Stimmung
✓Handlungs- und Effektwissen
✓Soziale Kompetenz
✓Stressabbau
✓Schlüsselunterscheidungen:
Beobachtung ./. Bewertung,
Gefühl ./. Interpretation
Bedürfnis ./. Strategie
Bitte ./. Forderung
Die neuen Erkenntnisse und Handlungsmuster können einen Beitrag dazu leisten, dass die Teilnehmer
leichter mit Missbefindens-Zuständen zurecht kommen, alternative Coping-Strategien entwickeln, neue
Formen der Konfliktbewältigung erproben und besser mit Alltagsbelastungen zurecht kommen.

Da bin ich doch mal gespannt, ob die Krankenkasse darauf einsteigt. Vielleicht wissen die einfach noch nicht, wie gut das tut, mit sich selbst und anderen verbunden zu sein…

So long!

Ysabelle

Gott fügt alles wunderbar

Ein König hatte einen Minister, der bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit sagte: „Gott fügt alles wunderbar.“ Nach einiger Zeit hatte der König diesen Satz so oft gehört, daß er ihn nicht mehr ertragen konnte. Die beiden sind auf der Jagd. Der König schießt einen Hirsch. Minister und König sind hungrig, machen Feuer, grillen den Hirsch, der König beginnt zu essen und schneidet sich in seiner Gier einen Finger ab. Der Minister sagt auch dieses mal: „Gott fügt alles wunderbar.“

Jetzt reicht es dem König. Wütend entlässt er den Minister aus seinen Diensten und befiehlt ihm, sich fortzuscheren. Er wollte ihn nie wiedersehen. Der Minister geht. Der König, vom Hirschbraten gesättigt, schläft ein. Wilde Räuber, Anhänger der Göttin Kali, überfallen und fesseln ihn, wollen ihn ihrer Göttin opfern und – verspeisen. Im letzten Moment bemerkt einer der Kali-Anhänger den fehlenden Finger. Die Räuber beratschlagen sich und befinden: „Dieser Mann ist unvollkommen. Ihm fehlt ein Körperteil. Unserer Göttin darf nur Vollkommenes geopfert werden.“ Sie lassen ihn laufen.

Der König erinnert sich an die Worte des Ministers: „Gott fügt alles wunderbar“ und begreift: Genau so ist es. Auch in diesem Fall. Er fühlte sich schuldig, weil er den Minister verbannt hat, und lässt ihn suchen. Nach langer Zeit wird er gefunden. Der König entschuldigt sich und bittet ihn, wieder in seine Dienste zu treten.

Der Minister entgegnete: „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin dankbar, dass du mich fortgeschickt hast. Mich hätten die Räuber geopfert. Mir fehlt kein Finger. Gott fügt alles wunderbar.“

Wunder über Wunder…

Hallo, Welt!
Heute Morgen bekam ich telefonisch eine Anfrage für ein Coaching. Noch während wir nach einem Termin suchten, klingelte ein zweiter Anrufer. Später stellte sich heraus, es war eine GfK-Freundin, die in Sachen Zertifizierung etwa auf dem gleichen Stand ist wie ich. Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, mit ihr zusammen ein Projekt „Gewaltprävention bei Straftätern“ auf die Beine zu stellen. Und ob ich dazu Lust habe! Allerdings hätte ich gern einen Mann dabei. Bis eben dachte ich, dass Jens Hennings in Hannover sitzt und vielleicht Lust hat, für so ein Projekt rübergerutscht zu kommen. Aber es sieht so aus, als sei er nach Berlin umgezogen. Wie doof!
Es berührt mich, dass von ganz allein solche Anfragen bei mir aufschlagen. Heute Abend habe ich einem Freund bei der Formulierung einer wichtigen Nachricht geholfen. Ehrlich gesagt nehme ich auch das als ein Wunder wahr, denn ich erlebe ihn eher als zurückhaltend und sehr kompetent, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern.

Gegen Abend hatte ich dann ein Gespräch mit einer Freundin, die ich seit zwei Jahren dienstags mit Giraffenohren begleite. Ich hätte mir nie vorstellen können, wie viel mir so ein ständiger Kontakt gibt. Tatsache ist, dass unser wöchentliches Gespräch ein Highlight in meinem Leben ist. Vor allem die Regelmäßigkeit über den langen Zeitraum erfüllt mich mit Staunen. Wie schön, dass wir heute so vertraut miteinander sind.

Ach, und mein Freund Malte, der Säger hat geschrieben. Das Familienbrett ist fertig und in der Post. Im Gegenzug wünscht er sich ein paar sehr bunte Socken in Größe 44. Mensch, wie gut, dass ich gerade welche in Arbeit habe, die noch keinen Adressaten hatten! Ist das nicht auch ein kleines Wunder?

Nun bin ich schon vier Tage offiziell arbeitslos und ich habe noch gar keine Angstschübe. Diese Signale in Bezug auf neue Projekte stimmen mich zuversichtlich. Ich fühle mich glücklich und zufrieden mit meiner Situation. Alles wird sich fügen. Ich bin dankbar für alles, was sich in diesen Tagen zeigt. Und vielleicht schaffe ich es ja Morgen, die Bewertungen meiner Trainer, die ich nur als Sounddateien habe, zu Papier zu bringen und ihnen zur Abstimmung zuzusenden. Für heute war der Tag lang genug.

So long!
Ysabelle

Auf ein Neues..!

Hallo, Welt!
Euch allen ein glückliches und erfülltes 2013! Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Übergang. Zwei GfK-Freundinnen aus der Fortgeschrittenengruppe vom Vorjahr waren zu Besuch und ich hatte wunderbar bereichernde Stunden voller Empathie und Leichtigkeit. Ich bin dankbar!
Unter anderem waren wir zusammen im Kino. Das neue Jahr wurde eingeleitet mit der Verfilmung des Buches von Yann Martel: Schiffbruch mit Tiger. Ich bin kein großer Fan von Romanverfilmungen. Aber dieser Film hat mich gefreut. Das Buch fand ich schon wunderbar. Und ich finde, der Film macht die Umsetzung so gut es geht. 3 D ist sowieso der Hammer. Mal eben so ne Tigerfaust vor der Nase zu haben ist schon speziell.
Meine Freundinnen und mein Freund haben mir eine wunderbare Arbeit zum Thema „Egal, wie sehr ich mich anstrenge, es ist nie genug“ geschenkt. So habe ich zum Beispiel verstanden, dass meine Misserfolge und mein Scheitern in der Familie stets zur Kenntnis genommen wurden, nicht jedoch meine Erfolge. Als ich meinen ersten Auftritt auf Kunstrollschuhen hatte, war niemand da. Und auch mein erster Auftritt im Stadttheater als kleine Ballettratte hat niemand gesehen. Kontakt und Verbindung gab es also für Misserfolge. Heute erzählt meine Mutter ganz stolz, dass ich eine Mediationsausbildung mache. Das kann mal jeder machen, der das Geld investiert und sich anmeldet. Dass ich aber in der Zertifizierung als GfK-Trainerin stehe, berührt sie nicht. „Irgend eine Sekte…“. Auf einer Stufe mit Scientology, nehme ich an. Dabei liegt es an der GfK, dass wir heute überhaupt miteinander umgehen können…

Gestern hatte ich einen weiteren Workshop mit einem potentiellen Arbeitgeber. Zu meinem eigenen Erstaunen hörte ich mich sagen: „Ich möchte heute nur noch Dinge machen, wo ich ich hundertprozentig dahinter stehe. Im März ist meine Mediationsausbildung abgeschlossen, in diesem Jahr werde ich meine internationale Zertifizierung erreichen. Da bin ich nicht bereit, meine Zeit mit Dingen zu verbringen, die nur halbgar sind.“ Und, oh Wunder! Mein Gesprächspartner bejahte diese Einstellung und sagte, falls sich Dinge in geschäftlicher Hinsicht so entwickeln wie wir beide uns das wünschen, könnte er sich vorstellen, dass ich nicht Vollzeit, sondern 75 Prozent arbeite. Hey, wie finde ich das?! Spitze! Und ich bin dankbar, dass ich heute in der Lage bin, so etwas zu formulieren.

Das neue Jahr lieferte leider auch gleich wieder einen Konflikt aus. Ich merke, wie müde ich bin und wie sehr ich mir Klarheit und Struktur wünsche. Ich spüre aktuell gar keine Kraft, um mich auseinanderzusetzen. Wahrscheinlich würden mir drei freie Tage ohne Arbeit mal richtig gut tun. Ist aber gerade nicht in Sicht…

Also: Das neue Jahr ist da. Es gibt spannende Perspektiven! Unter anderem wird in Hamburg ein Institut für Gewaltfreie Kommunikation seine Tore öffnen und ich werde in irgendeiner Form mit dabei sein. Im Moment arbeite ich mit an der Webseite. Und wir haben ein IIT in der Schweiz, im wunderschönen Herzberg! Vielleicht treffen wir uns dort, beyond right or wrong…?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 28. Dezember 2012

Hallo, Welt!

Mein Wolfschor ist schon wieder am Jaulen. Zu wenig Dankbarkeits-Postings in diesem Monat! Du solltest jeden Tag eins verfassen! Da danke ich doch Marshall Rosenberg für das Zitat des Tages:

Avoid ’shoulding‘ on others and yourself!

Vermeide Dich selbst oder andere zu „sollten“. Na dann… lass ich doch gleich die Selbst-Vorwürfe weg, weil das vorige Dankbarkeits-Posting so wirr und unverständlich rüber kommt. Geschirrspüler und Lukas Michael Möller – wie passt das denn zusammen?

Seit zwei Tagen sitze ich an einer Aufgabe, die mir nicht so behagt. Ich höre mich durch elf Stunden Tonaufzeichnung von meiner großen Mediation. Gestern habe ich die erste und die letzte Mediationssitzung gehört und bin sehr überrascht und so gesehen auch dankbar, dass mich die Dokumentierung der Arbeit dazu zwingt, mich noch einmal mit den Inhalten auseinander zu setzen.
Die erste Sitzung finde ich geradezu großartig. Gut geführt, schön alle Erfordernisse abgearbeitet, am Ende Bedürfnisse zusammengetragen, das gefällt mir gut.
Die letzte Sitzung haut mich aus den Puschen. Da wird geschnauzt und rumgeblafft und über längere Strecken greife ich überhaupt nicht ein. Und dann frage ich, zu welchem Ergebnis dieser Frust führen soll, und wuuusch… kommt eine Vereinbarung dabei raus, die so gar nicht dem entspricht was ich dachte, wo die Reise hinführt. Ich wüsste gern, was mich bei der letzten Sitzung so ausgeschaltet hat. Im Nachhören wird mir jedenfalls deutlich, dass ich wirklich etwas gelernt habe in diesem Jahr. Und dafür bin ich wirklich dankbar.
Dann bin ich dankbar, dass ich hier in einer häuslichen Situation hinter der harschen Bemerkung unerfüllte Bedürfnisse hören konnte und einen Weg gefunden habe, diese unerfüllten Bedürfnisse anzusprechen. Ich musste nicht in dieses unerfreuliche „Du bist Scheiße ./. ich bin Scheiße-Spiel einsteigen. Hurra!
Ich bin dankbar, dass ich die Rechnung vom Klempner für das neue Heizkörperventil im Seminarraum bezahlen konnte. Nur für heute… brauche ich mir um Geld keine Gedanken zu machen. Ich möchte nur für heute verantwortlich mit meinen Finanzen umgehen. Es reicht, wenn ich das tue. Ich brauche mich nicht für ein Jahr im Voraus verrückt zu machen. Wer weiß, was kommt! Vielleicht erlegt mich Silvester ein Kanonenschlag und ich habe mir ganz umsonst Sorgen gemacht. Auf der Internet-Seite der Emotions Anonymous fand ich diese Fassung des „Nur für heute“, die mich begeistert:

Nur für heute

Ich habe die Wahl!

Nur für heute will ich versuchen, diesen einen Tag zu leben nicht mein ganzes Lebensproblem auf einmal anzupacken. Ich kann jetzt etwas tun, vor dem ich zurückschrecken würde, wenn ich das Gefühl hätte, ich müsste es mein ganzes Leben lang durchhalten.

Nur für heute will ich versuchen, glücklich zu sein, indem ich mir klar mache, dass mein Glück nicht davon abhängt, was andere tun oder sagen oder was um mich herum geschieht. Glück stellt sich ein, wenn ich mit mir in Frieden lebe.

Nur für heute will ich versuchen, mich auf das auszurichten, was ist – nicht erzwingen, dass sich alles nach meinen Wünschen richtet. Ich will meine Familie, meine Freunde, meine Arbeit und meine Lebensumstände so annehmen, wie sie kommen.

Nur für heute will ich auf meine körperliche Gesundheit achten, ich will meine Verstandeskräfte üben, ich will etwas Spirituelles lesen.

Nur für heute will ich jemandem etwas Gutes tun, ohne dabei entdeckt zu werden – wenn jemand davon erfährt, zählt es nicht. Ich werde mindestens eine Sache tun, die ich nicht gerne tue, und ich will meinem Nächsten einen kleinen Liebesdienst erweisen.

Nur für heute will ich mich bemühen, zu jemandem, den ich treffe, freundlich zu sein. Ich will rücksichtsvoll sein, leise sprechen und so gut aussehen, wie ich kann. Ich will keine unnötige Kritik Üben und nach Fehlem suchen. Ich will auch nicht versuchen, jemanden außer mich selbst zu verändern, und niemandem Vorschriften machen.

Nur für heute will ich mir ein Programm machen. Ich will es machen, auch wenn ich es vielleicht nicht ganz genau befolge. Vor zwei Plagen will ich mich retten: Hast und Unentschlossenheit.

Nur für heute will ich aufhören zu sagen: „Wenn ich Zeit hätte“. Ich werde nie für etwas „Zeit finden“, wenn ich Zeit haben will, muss ich sie mir nehmen.

Nur für heute will ich in Stille meditieren, mich dabei auf Gott, wie ich ihn verstehe, auf mich selbst und auf meinen Nächsten besinnen. Ich will mich entspannen und nach Wahrheit suchen.

Nur für heute
will ich keine Angst haben. Insbesondere werde ich mich nicht davor fürchten, glücklich zu sein – und mich an den guten, schönen und liebenswerten Dingen im Leben erfreuen.

Nur für heute will ich mich nicht mit andern vergleichen. Ich will mich selbst annehmen und nach meinen Fähigkeiten leben.

Nur für heute entschließe ich mich, zu glauben, dass ich dies einen Tag leben kann.

Die Wahl habe ich!

EA und AA hatten dieses Nur für heute in den 80er Jahren noch etwas modifiziert:

Nur für heute will ich versuchen, nur diesen einen Tag zu durchleben. Will nicht sofort das ganze Problem, das in meinem Leben aufgetaucht ist, bewältigen. Ich kann 24 Stunden lang etwas tun, vor dem ich mich erschrecken würde, sollte ich es ein Leben lang tun müssen.

Und das ist doch eine begeisternde Aussicht!

Wenn ich darüber nachdenke, könnte das ein wunderbares Motto für 2013 sein, oder?

So long!

Ysabelle

Märchen vom Auszug aller Ausländer

von Helmut Wöllenstein

Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnachten, spät abends. Über den Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen. Sie blieben an der Kirche stehen und sprühten die Worte „Ausländer raus“ daran und „Deutschland den Deutschen“. Steine flogen in das Fenster des türkischen Ladens. Dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe. Die Gardinen an den Fenstern der Bürgerhäuser waren schnell wieder zugefallen. Niemand hatte etwas gesehen.
Plötzlich leise Stimmen: „Los kommt, wir gehen.“ „Wo denkst Du hin! Was sollen wir denn da unten im Süden?“ „Da unten? Da ist doch immerhin unsere Heimat. Hier wird es immer schlimmer. Wir tun, was an der Wand steht: ´Ausländer raus´ !“

Tatsächlich: Mitten in der Nacht kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf. Zuerst kamen die Kakaopäckchen, die Schokoladen und Pralinen in ihrer Weihnachtsverkleidung. Sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Deutschen Lieblingsgetränk: Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat.

Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die Trauben und Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf. Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne, die Gewürze aus ihrem Inneren zog es nach Indien.

Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen in teuren Chartermaschinen in alle Welt starteten. Der Verkehr brach an diesem Tag zusammen … Lange Schlangen japanischer Autos krochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fliegen. Gefolgt von den Seidenhemden und den Teppichen des fernen Asiens.

Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus den Fensterrahmen und schwirrten ins Amazonasbecken. Man musste sich vorsehen, um nicht auszurutschen, denn von überall her quoll Öl und Benzin hervor, floss in Rinnsalen und Bächen zusammen in Richtung Naher Osten. Aber man hatte ja Vorsorge getroffen.

Stolz holten die deutschen Autofirmen ihre Krisenpläne aus den Schubladen: Der Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl?! – Aber die VW´s und BMW´s begannen sich aufzulösen in ihre Einzelteile, das Aluminium wanderte nach Jamaika, das Kupfer nach Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die Straßendecke hatte mit dem ausländischen Asphalt auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute.

Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Land. Aber Tannenbäume gab es noch, auch Äpfel und Nüsse. Und die „Stille Nacht“ durfte gesungen werden – Allerdings nur mit Extragenehmigung, das Lied kam immerhin aus Österreich!

Dieses Märchen erreichte mich von Olaf Hartke. Herzlichen Dank!

Dankbarkeit: 25. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Gerade bin ich dankbar für das schöne Essen, dass ich eben gegessen habe.
Dankbar bin ich auch für den Besuch einer Freundin, die heute Nachmittag mit einem dicken Kuchenpaket vor der Tür stand. Wir hatten es wunderbar leicht miteinander.
Und ich bin dankbar für zwei Weihnachtsgeschenke, die eben an meinem Küchentisch fertig geworden sind. Sie gehen übermorgen in die Post, und ich denke, den Freudenschrei kann ich bis hierher hören, auch wenn das Paket in ein paar hundert Kilometern entfernt ausgeliefert wird…

Dankbar bin ich dafür, dass ich nicht von Hand abwaschen muss. Gerade ist die Spülmaschine bei der Arbeit und ich bin einfach nur froh, dass nachher alles wieder sauber ist. Und ich freue mich, dass mir heute ein Buch in die Hände gefallen ist, dass mir eine Freundin vor 15 Jahren ungefähr geschenkt hat: Richard Bach: Illusionen. Auf Seite 92 beginnt eine kleine Geschichte, in der es darum geht, dass uns allen freisteht zu tun, was auch immer wir tun wollen. Zu lang, um sie eben abzutippen. Aber schön, mich daran zu erinnern. Autonomie ist schon lange ein Thema für mich – ebenso wie Bindung. „Die Liebe ist ein Kind der Freiheit“, schrieb Lukas Michael Möller. Ja, Bindung und Autonomie gehören zusammen. Wie schön, wenn ich beides leben kann.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 24. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Wofür ich dankbar bin…
Dankbar bin ich AUCH für wunderbare Geschenke, zum Beispiel dass mein Freund mich zu meiner Familie begleitet hat. Ich sitze hier vor dem Monitor mit einem wunderbaren schalartigen Etwas um den Hals, das nicht nur kuschelig warm ist, sondern auch noch farblich perfekt zu meinem braunen T-Shirt-Kleid passt. Ich bin dankbar für die tollen Bücher und Lerndinge, die meine Mutter für mich besorgt hat. Jetzt hätte ich gern noch eine Zeitschiene, an der ich das alles lesen kann. Meine Freundin aus Braunschweig hat mir ein paar todschicke Hüttenschuhe gestrickt. Hurra! Und mein Sohn muss Nächte damit zugebracht haben, aus allem Multimedia-Material seiner kleinen Tochter einen Film für die Omas zu schneiden, der vom Tag der Geburt bis jetzt alle Entwicklungsschritte der Süßen im Bild festhält. Ein sehr schönes Geschenk. Falls ich einen Schenkenden vergessen habe – sorry! Und Danke! Ich arbeite Euch in den nächsten Tagen ab.

Dankbarer als für Geschenke bin ich für die Veränderung in meinem Inneren. Zuhören können, auch, wenn andere Leute Dinge erzählen, die ich schwer hören kann. Menschen Empathie geben, die mir eben nicht nahe stehen, und deren Ansichten mir fremd sind. Nachzuspüren, wie es mir geht, und für mich Sorge zu tragen. Nicht mehr immer im Außen nach dem zu suchen, was mir fehlt, sondern selbst dafür die Verantwortung zu übernehmen. Und heute Morgen habe ich noch einmal tief gespürt, wie dankbar ich für die Dinge bin, die sich zwischen mir und meinem Freund in diesem Jahr entwickelt haben. Hier erlebe ich ein Wachstum, das ich noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten hätte. Was für ein Reichtum! Was für eine Verbindung! Ich bin dankbar.

Euch allen eine gesegnete Weihnacht und hoffentlich einen Menschen an Eurer Seite, der Euch wohl gesonnen ist: Ihr selbst.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 22. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Heute Abend habe ich drei Stunden lang Geschenke eingepackt. So richtige Weihnachtsfreude wollte sich nicht einstellen. Ein Mensch, den ich beschenken möchte, hat große Schwierigkeiten etwas anzunehmen. Da fließt dann der Giraffensaft eher tröpfelnd. Für andere wurde einfach nur eine Wunschliste abgearbeitet. Das lässt mein Herz auch nicht gerade singen. Es war schön, für meine Nachbarin, die so oft meine Post annimmt, etwas zu Naschen einzupacken. Und ich hoffe, dass sich meine Mutter über das Briefpapier freut, das meine Lieblings-Designerin gestaltet hat. Morgen weiß ich mehr.
Heute Morgen war ich mit einem Begleiter auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs. Wir kamen an einem Eingang zu einem Bürogebäude (?) vorbei, und dort stand ein großer Mann vor einem vielleicht fünf Jahre alten Kind. Er schimpfte, „wenn du damit nicht aufhörst, hau ich dir den Hintern voll. Du kriegst nen Hintern voll. Diese Gemaule wollen wir nicht hören. Wenn du jetzt nicht lieb bist, dann ist jetzt aber Schluss. dann setzt es was!“

Wenige Meter weiter stand eine aparte blonde Frau, die offenbar dazu gehörte. Schade, ich kriege meine, unsere Worte nicht mehr zusammen, aber obwohl es das Beste an Giraffisch war, was uns in dem Moment zur Verfügung stand, konnten wir uns mit dem Mann nicht verbinden. Er schnauzte, er verbäte sich alle Ratschläge, wie er sein Kind zu erziehen hätte. Ich antwortete: Ich will Ihnen gar keine Ratschläge geben. Ich finde nur, dass kein Kind eine Tracht Prügel „verdient“ hat. Ein Wort gab das andere, mein Begleiter versuchte noch mal ein warmes „Sind Sie im Stress?“, aber insgesamt waren wohl die Emotionen zu hoch als dass wir noch durchkommen konnten. Dann sagte ich, „mir fällt das ganz schwer zu hören, weil ich als Kind schwer geschlagen worden bin.“ Und der Mann antwortete: „Wahrscheinlich hatten Sie es verdient!“

Daraufhin murmelte mein Begleiter noch etwas von „wenn du dem Kind was tust, sollte man dir ein paar aufs Maul hauen…“, aber insgesamt wussten wir beide, dass wir in dieser Situation nicht zum Frieden beigetragen haben, obwohl das unser Anliegen war.

Noch eine ganze Weile haben wir hinterher überlegt, wie wir uns anders hätten verhalten können. Offensichtlich brauchte der Vater des Kindes Einfühlung. Zumindest ich war am Rande einer Retraumatisierung, und mein Begleiter noch nicht so giraffenfest, dass er die Situation und mich hätte halten können. Vor allem dieser Satz „wahrscheinlich hatten Sie es verdient“ löste bei mir eine tiefe Bestürzung aus. Kein Kind auf dieser Welt „verdient“ Schläge. Ich bin entsetzt. Das paar wirkte gut situiert, es waren zwei attraktive Menschen. Und dann stand da dieser große Mann, er war sicher länger als 1,90 m., vor diesem kleinen Kind und bedrohte es mit Prügeln… 2012. Am vierten Adventssamstag…

Simran K. Wester schrieb dieser Tage in ihrem Rundbrief:

Wir stehen jetzt vor einer großen Wende der Menschlichkeit: nicht nur hat es in West-Europa seit über 70 Jahren keinen Krieg mehr gegeben (und auch weltweit nimmt die Häufigkeit von Kriegen stetig ab, es wird nur mehr über die einzelnen Kriege berichtet) – es gibt jetzt zum ersten Mal ganze Generationen von Menschen, die nicht ihre gesamte Energie darauf verwenden müssen, irgendwie trotz der Folgen ihrer qualvollen Kindheit ihre Existenz zu sichern und zumindest die Oberfläche glatt zu halten, während sie gleichzeitig die Dämonen im Innern in Schach halten. Sie haben die Chance, ihr menschliches Potenzial ganz zu entfalten, ihr Herz in den Mittelpunkt zu stellen und eine Bewusstheit zu erreichen, die bislang nur durch Einzelne erfahren worden ist. Es wird sicherlich noch einige Jahre dauern, bis dieser Bewusstseinswandel offensichtlich wird, und doch kann man den Trend jetzt schon erkennen.

Heute Morgen ist mein Glaube an diesen Bewusstseinswandel schwer erschüttert worden. Trotzdem will ich dankbar dafür sein, dass ich es gewagt habe, meinen Mund aufzumachen und – so hoffe ich jedenfalls – ohne Aggression dem Mann zu sagen, dass ich nicht möchte, dass Kinder geschlagen werden.

Ich will auch dankbar dafür sein, dass ich trotz Schneeglätte heil mit dem Auto nach Hause gekommen bin. Immerhin ist das gute Stück gerade frisch aus der Werkstatt. Da wäre es doch ärgerlich, wenn ich da ne Beule reinfahre…

Ich bin dankbar, dass ich Geschenke machen kann. Und ich bin dankbar für die guten Dinge, die ich hier zu Hause vorfinde. Im Topf in der Küche simmert ein Suppenhuhn seit vier Stunden. Ich freue mich auf eine wunderbare Brühe. Und bin dankbar für all die wunderbaren Nachrichten, Karten, CD’s und Päckchen, die in den vergangenen Tagen für mich eingetroffen sind.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 18. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Hatte ich nicht noch vor wenigen Tagen zu jemandem gesagt, ich bekomme keine Weihnachtsgeschenke? Dabei rollen hier Pakete, Päckchen, dicke Briefe und unerwartete Grüße ein. Ich bin ganz verwirrt und gleichzeitig voller Freude, angereichert mit einer Prise Scham. Hey, XY hat so viel zu tun und findet trotzdem Zeit, dir zu schreiben. Und du hast nicht eine einzige Karte verschickt!

Ach, meine Lieben!
Heute Morgen habe ich um acht erst mal ne Runde geheult, weil ich mich so erschöpft und ausgepowert fühle. Die Unsicherheit, ob ich denn nun einen neuen Job habe oder nicht, stresst mich zusätzlich. Gleichzeitig tue ich mein Möglichstes, um für alle anderen Eventualitäten gerüstet zu sein. Hier kommt also mein großartiges Seil für eine Gruppenübung. Gestern bei Obi erstanden. Zusätzlich blaues Klebeband. Damit kann man Kreuze für soziometrische Übungen auf den Boden kleben. Ist das nicht spannend? Ich merke, wie sehr es mich nervt, wenn ich mir im Seminar den Hintern platt sitze. Da genieße ich zwischendurch Bewegung und andere Formen des Lernens. Andere Menschen hoffentlich auch!

Dann kam noch ein Geschenk, das ich im weitesten Sinne Christel Sohnemann verdanke. Vor ein paar Monaten trafen wir uns in einer Übungsgruppe und sie hatte ein paar wunderbare Filzstifte dabei. Ich hatte mir den Namen des Herstellers gemerkt. Als ich vorige Woche wieder mal genervt einen Stift aus meinem schlichten Moderatorenhoffer von mir warf, weil er nicht funktionierte, fiel mir Christels Begeisterung wieder ein. Und dann habe ich beschlossen: Das schenkst du dir zu Weihnachten. Und dieses Weihnachtsgeschenk ist eben angekommen. Ziemlich viel Geld für das bisschen Inhalt, aber wenn es denn funktioniert, will ich zufrieden sein. Und schön sieht das auch noch aus! Oh, ich freu mich so! Obwohl noch nicht Heiligabend ist, habe ich schon ausgepackt und überall in die Schachteln geguckt. Nur gemalt habe ich damit noch nicht…
Und dann gibt es noch ein anderes Geschenk, das mich berührte.
Vor zwei Wochen stand bei uns in der Lokalzeitung ein Artikel über eine Weihnachtsaktion. Kinder aus Familien, die über die lokale Tafel versorgt werden, haben viele kleine Wunschzettel geschrieben. Die konnte man in der Touristeninformation abholen. Heute habe ich mich dran gemacht, ein Päckchen für ein vierjähriges Kind zu packen, von dem ich nur den Namen kenne. Und ich merkte auf einmal, wie die Weihnachtsfreude in mir aufflammte. Die Vorstellung, dass es für all diese Kinder nun eine Bescherung gibt, freut mein Herz. Da wird ein Geschenk von mir mit Freuden erwartet. Das ist mehr als ich in meinem eigenen Familienkreis erwarte. Da ist der Austausch von Geschenken entweder eine lästige Pflicht oder wird am besten gleich weggelassen. Für meine Mutter habe ich in diesem Jahr ein Geschenk, was mal deutlich teurer ist als wir uns sonst zuwenden. Ich hoffe sehr, dass ihr das für sie designte Briefpapier und die Visitenkarten gefallen! Schenken macht Freude! Wenn sich jemand anderes freut, macht das Freude! Mein Münchner Freund erzählte heute, dass er einem Menschen, der ihm etwas bedeutet, ein Wärmekissen gegen Rückenschmerzen schenkte. Die andere Seite nahm das als übergriffig wahr, und er ist nun komplett frustriert und ratlos, weil er Freude am Geben hat und jetzt überhaupt nicht mehr weiß, was „erlaubt“ ist und was nicht. Wie bitter! Dankbarkeit ist Giraffensaft! Zu sehen, wie es mir gelungen ist, jemand anderes zu erfreuen, ist ein wunderbares Geschenk. Und genau so möchte ich wertschätzen, wenn ich mir selbst ein Geschenk mache. Und ich danke Euch allen für all diese Zeichen der Verbundenheit und Wertschätzung, die mir in den letzten Tagen und Wochen zuteil wurden.

So long!

Ysabelle

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