Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 16. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Die Geschenke werden aktuell lastwagenweise angeliefert. Gestern und heute Morgen hat mir meine Bremer Freundin ein köstliches Müsli mit geriebenem Apfel und Zimt zubereitet. Ich fühlte mich in die schönste Kindheit zurückversetzt, wo für mich so etwas Leckeres zubereitet wurde. Ich war wirklich in Tränen über dieses Geschenk.

Gestern Abend war ich mit einem früheren Kollegen essen, der voriges Jahr in Rente gegangen ist. Was für ein wunderbarer, geradezu intimer Abend. Wir haben über sehr vertrauliche Dinge miteinander gesprochen, sind Arm in Arm von der Straßenbahnhaltestelle zum Lokal gegangen und konnten auf eine Weise miteinander sein, die ich einfach nur als wohltuend und nährend wahrgenommen habe. Was für ein Glück!

In der Mediationsausbildung gab es gestern einen grandiosen Tag, in dem es um Aufstellungen in der Mediation ging. Der Referent hat mich schwer begeistert. Wir haben lustige Spiele gespielt und bestimmt ganz viel gelernt. ich habe dann gestern Abend meinen Freund Malte, den Säger angemailt. Ohne Scherz, der Mann sägt gern. Unter anderem hat er mit der Kettensäge für mich einen Hasen gesägt. Und jetzt wird er mir ein Familienbrett bauen. Und das wird bestimmt das schönste Familienbrett aller Zeiten, denn Malte kann auch drechseln und fräsen und all solche Sachen. Und ich werde meine Freundin Romy bitten, ob sie für mich Augenbinden nähen kann (ich habe schon ein Fühlkino von ihr geschenkt bekommen!) und ich werde beim Schiffsausrüster 12 Meter Tau kaufen. Dazu brauche ich noch 12 Jonglierbälle. Als Trainer hat man schon lustiges Handwerkszeug, oder? ich bin gerade ganz angeregt und motiviert und begeistert und froh.

Das dickste Geschenk kam heute ganz unerwartet: Während der Mediationsausbildung habe ich mich rausgezogen und wollte mir einen Überblick über die Methodenvielfalt verschaffen. Dabei ergab sich ein Gespräch mit einer Kollegin aus der Ausbildung. Recht gegen Ende kamen wir durch einen Schwenk auf die Mediation zu sprechen, die ich im Oktober beendet habe. Und endlich, endlich kamen Worte, die mir halfen etwas einzusortieren, was ich die ganze Zeit nicht verstanden habe. Mir ging ein Kronleuchter auf! Und meine zwischendurch gefühlte Mutlosigkeit, was Mediation anging, wich einer Zuversicht und ich spürte wieder neuen Mut. Denn dass ich die eigentliche Mediation gut abgewickelt hatte, war mir ja im Prinzip klar. Nur die Nachwehen hatte ich nicht verstanden. Ich bin so unglaublich dankbar für diese Hinweise, die ich heute bekommen habe! Ein göttliches Geschenk, übermittelt durch eine sehr irdische Botin in unglaublichen rattenscharfen schwarzen Stiletto-Stiefeln mit goldenen Elementen auf den Absätzen und Hacken… Whow!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 14. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Gestern war ein Tag des Erntens. Mir stehen noch immer die Tränen in den Augen, wenn ich an diese Kette von glücklichen Umständen denke.
Gestern Morgen erreichte mich ein Anruf eines lokalen Bildungsträgers, mit dem ich schon einmal zusammengearbeitet habe. Eine Selbsthilfegruppe aus der Umgebung wolle komplett meinen GfK-Kurs im Januar buchen. Bis zu 16 Personen… Gestern Abend hatte ich dann Gelegenheit, mit dem Initiator zu sprechen. Wir werden uns Sonntag kennen lernen. Und wenn alles klappt, werde ich ab Januar an vier Abenden die ganze Gruppe in deren Domizil unterrichten. Und eine Assistentin habe ich auch schon dafür gewonnen.
Gestern Mittag dann war ich mit einem Kollegen essen. Gerade war der Grillteller gekommen, klingelte mein Handy. Der Mensch, bei dem ich mich Nikolaus vorgestellt hatte. Er sei von meinem Konzept sehr angetan und wolle es jetzt in eine andere Form bringen und weiter leiten. er sprach von Anstellung und Büroplatz – zumindest für drei Monate. Halleluja! Ich kann es kaum fassen!
Mein Kollege brachte mich dann zum Bahnhof. Und zu meiner Überraschung zauberte er nach meinem Aussteigen aus dem Auto ein Päckchen hervor, dass in rotes Weihnachtspapier eingeschlagen ist. Ich habe es natürlich noch nicht ausgepackt! Aber mir schwant, was drin ist. Ein Präsent vom Mediamarkt…

Dinge geschehen. Das Leben meint es gut mit mir. Ich möchte vertrauen, dass sich alles in eine sinnhafte Richtung entwickelt. Trotz dieser wunderbaren Geschenke des gestrigen Tages ist es immer wieder schwer für mich, die Gewissheit festzuhalten, dass ich keine Angst zu haben brauche.

Nur für heute will ich keine Angst haben.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: 12. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Heute bin ich dem Mitarbeiter „Andy“ aus dem Hamburger Apple Store dankbar, der nach zweieinhalb Stunden die Mails auf meinem neuen IPad zum Laufen gebracht hat. Nach 45 Minuten mit dem ersten Mitarbeiter schmolzen all meine gewaltfreien Reserven dahin. Dann kam erst der Manager, und der holte Andy, und Andy verzog sich mit mir in eine ruhige Ecke und löste das Problem auf pragmatische Weise.

Ich bin dankbar, dass der Heizungsmonteur heute Morgen nicht das Wasser aus der Anlage ablassen musste, um ein neues Thermostat einzubauen. Er hatte ein Gerät mit, mit dem man die Leitungen vereisen konnte, und damit hielt sich die Kälte in der Bude in Grenzen.

Und ich bin dankbar, dass ich jetzt ins Bett kann.
was mich heute alles zutiefst frustriert hat, lasse ich mal weg. Schließlich habe ich die Wahl, in welche Richtung ich gucke.

Ach… ich hab mich ganz dolle über ein paar Mails aus dem Dunstkreis von Jahresgruppe und Blog gefreut. UND! Gabriel hat den Text aus diesem Blog gezogen, damit ich daraus ein Tagebuch für mein Assessment machen kann. Hurra! Siehste! Wenn man mal ein bisschen genauer guckt, gibt es immer was zu feiern!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 11. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Gerade fließt mein Herz über vor Dankbarkeit. Ich hatte zwei intensive Gespräche mit GfK-Freundinnen, in denen meine Bedürfnisse nach Gesehen werden, Verbindung, Wärme und Wertschätzung aufs Schönste übererfüllt wurden. Ich nehme mich gerade ganz genährt und gestärkt wahr (obwohl ich so müde bin…). Außerdem habe ich es heute geschafft, jemanden zu bitten, mich auf einem schweren Gang zu begleiten, und er hat „Ja“ gesagt. Oh, wie schön!
Es passiert etwas in mir. Ich kann es spüren, aber noch nicht benennen. Ich fange an zu erkennen, wie meine eigene Farbe in der bunten GfK-Welt sein kann. Ich nehme mich als eigenständiges Individuum wahr, nicht mehr als Schleppenträger von jemand anderem. Ich habe eine große Freude am Geben, es gibt ein Strömen und Fließen in mir. Und gleichzeitig darf ich mich im Auge behalten, meine Bedürfnisse sehen, Ernst nehmen, berücksichtigen.
Sonntag bekam ich die Rückmeldung, ich würde sicher nicht arbeitslos sein, arbeitslos bleiben. Ich würde so viel Tatkraft und Energie ausstrahlen…und der Mensch formulierte sein Vertrauen in meine Fähigkeiten: Ich mache es, wenn du dabei bist.
Mein „Dabei sein“ hat sich verändert. Das schwere hölzerne Zahnrad ist weiter geruckelt. Yes, I can… So fühlt es sich an. Andere mögen mir an Erfahrung voraus sein, aber das hat nichts mit meinem Können zu tun.
In einem meiner heutigen Telefonate ging es auch um tiefe Prozesse. Nein, ich habe keine Angst mehr vor tiefen Prozessen, keine Angst, andere in tiefen Prozessen zu begleiten. Stick to feelings and needs… Ich bleibe bei Gefühlen und Bedürfnissen. Und ich akzeptiere, dass es nicht mein Job ist, die Welt zu retten.

Äh – liest sich wahrscheinlich alles ziemlich kryptisch. Im Kern geht es mir darum, dass ich heute Abend mit meiner Kraft, mit meinen Gaben, Geschenken in Verbindung gekommen bin. Nur für heute gebe ich mir die Erlaubnis zu leuchten.

UNSERE GRÖSSTE ANGST

Unsere größte Angst ist nicht, unzulänglich zu sein.
Unsere größte Angst besteht darin, unermesslich mächtig zu sein.
Unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, ängstigt uns am meisten.
Wir fragen uns, wer bin ich überhaupt,
um strahlend, bezaubernd, begnadet und phantastisch sein zu dürfen?
Wer bist du denn, dass du das nicht sein darfst?
Du bist ein Kind Gottes.
Es dient der Welt nicht, wenn du dich klein machst.
Sich herabzusetzen,
nur damit unsere Mitmenschen sich nicht verunsichert fühlen,
hat nichts mit Erleuchtung zu tun.
Uns allen ist es bestimmt, wie Kinder zu strahlen.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes in uns zu verwirklichen.
Es ist nicht nur in einigen Menschen, sondern in jedem von uns.
Und wenn wir unser Licht leuchten lassen,
geben wir damit anderen unwillkürlich die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir von unserer eigenen Angst losgelöst sind,
wird unsere Anwesenheit – ganz ohne unser Zutun – andere befreien .

Our deepest fear is not that we are inadequate.
Our deepest fear is that we are
powerful beyond measure.
It is our light, not our darkness that most
frightens us. We ask ourselves, Who am I to
be brilliant, gorgeous, talented, fabulous?
Actually, who are you not to be? You are a
child of God. Your playing small does not
serve the world. There is nothing enlightened
about shrinking so that other people won’t feel
insecure around you.
We are all meant to shine, as children do. We
were born to make manifest the glory of God
that is within us. It’s not just in some of us;
it’s in everyone.
And as we let our own light shine, we
unconsciously give other people permission to
do the same. As we are liberated from our
own fear, our presence automatically liberates
others.


aus: Marianne Williamson „A Return To Love: Reflections on the Principles of A Course in Miracles“
zitiert von Nelson Mandela in seiner Antrittsrede 1994

So long!

Ysabelle

Buchempfehlung: Gewaltfreie Kommunikation in der Mediation

Hallo Ihr Lieben!

Wenn man sich im Bücherregal der Gewaltfreien Kommunikation umschaut, findet man inzwischen eine große Fülle an Literatur zu dieser fantastischen Errungenschaft. Ist man mit der Methode und den Möglichkeiten der GFK noch nicht allzu vertraut, kann man auch die meisten Bücher bedenkenlos erwerben und studieren.
Irgendwann kommt die fortgeschrittene Giraffe aber an den Punkt, wo sie die 4 Schritte auswendig kann, ein Vokabular an Gefühlen und Bedürfnissen beherrscht, das für den Alltag ausreicht und sich fragt, ob das schon alles ist.
Meine Erfahrung ist, dass sich viele Bücher wiederholen und die immer gleichen Grundlagen darlegen, ohne wirklich etwas neues zu bieten. Aber zum Glück gibt es inzwischen auch einige Titel, die sich an fortgeschrittene und professionelle Anweder richten und auch für alte Hasen bzw. Giraffen noch interessantes beinhalten.

Zu diesen Büchern zähle ich auch „Gewaltfreie Kommunikation in der Mediation“.
Die gut 150 Seiten enthalten 13 Artikel aus verschiedenen Bereichen die mal an einem speziellen Punkt in die Tiefe gehen (z.B. Visualisierung von Emotionen) und mal in die Breite (Übersicht über Restorative Circles, Soziokratie). Dieser abwechslungsreiche Mix hat mich sehr angesprochen und ich denke, dass das Buch durch die verschiedenen Themen und Herangehensweisen auch für eine größere Zielgruppe als profesionelle Mediatoren interessant ist.
Der Schreibstil ist je nach AuthorIn mal locker und humorvoll (z.B. Al Weckert über den Umgang mit schwierigen Gefühlen), mal deutlich vom Bussiness Kontext geprägt (z.B. Helga Weiß über Organisationsentwicklung). Das ganze durchzieht ein klarer Pragmatismus, immer wieder geht es um die Frage, wie man das ganze anwenden kann. Dazu passende Fallbeispiele, Übungen und Anregungen können benutzt werden, um das eigene Repertoire zu erweitern.
Weiterhin fällt mir positiv auf, dass das gesamte Buch genderbewußt verfasst wurde, zumindest bei den VerfasserInnen ist angekommen, dass es nicht nur Männer auf der Welt gibt.
Gewaltfreie Kommunikation in der Mediation bekommt von mir glatte fünf Sterne und eine eindeutige Kaufempfehlung für jede, die als Multiplikatorin unterwegs ist.

 

Markus

Dankbarkeit: 10. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Ich bin dankbar, dass die GfK es mir ermöglicht, in den Handlungen oder Unterlassungen anderer Menschen die schönen Motive zu sehen. Gerald Jampolsky schreibt in einem seiner Bücher: „Ich habe die Wahl, in jedem Menschen Liebe oder Angst zu sehen“.
Gestern hat mich jemand gefragt, ob ich mich in einer konkreten Situation verarscht gefühlt hätte. 1. ist das kein Gefühl, 2. nein.

Ich bin traurig, weil mir Transparenz, Verstehen, Klarheit und Beteiligung gefehlt haben. Aber ich bin in der Lage, die schönen Gründe meines Gegenübers zu sehen und wertzuschätzen. Und ich bin bereit, meine Traurigkeit anzunehmen als Ausdruck meiner unerfüllten Bedürfnisse.

Leute, das ist spirituelles Wachstum. Auch wenn es weh tut.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 7. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Gerade seht Ihr mich glücklich und dankbar! Vor ein paar Monaten, ich war gerade nicht zu Hause, hatte jemand anderes die Katzenklos sauber gemacht und die alte Aluminium-Grabschaufel, die noch von meinem Ex-Mann hier rumflog, in den „Shiteimer“ getan, damit das verdreckte Ding nicht so unappetitlich oben auf dem Deckel liegt. Als die nächste Müllabfuhr nahte, feuerte ich den Inhalt ohne in den Eimer zu gucken in die Tonne. Oh… schade! Diese praktische Grabharke weg…
Ich habe dann bei Obi diverse andere Gartengeräte gekauft und versucht, damit die Klos sauber zu halten. Kein Brüller dabei. Schließlich brachte mir jemand eine himmelblaue Plastikschaufel vom Zoofachhandel mit, die aber für die von mir benutzte Streu suboptimal war.

Irgendwann hatte ich eine Eingebung und guckte mal bei Amazon. Hurra! Die Karlie Kotschaufel für 8.99 Euronen war genau das, was ich gesucht habe! Inzwischen bin ich mit diesem Monstrum, das auch noch ausgesprochen gut in der Hand liegt und ordentlich was wegschafft, oberglücklich und ganz dankbar, dass die alte Gartenforke versehentlich im Müll gelandet ist. Solange die im Haus war, hätte ich nie nach was anderem geguckt, schon gar nicht nach so einer coolen Shitschaufel aus Aluminium! Und damit klappte das Kloputzen eben mal wieder in Nullkommanichts! Wie wunderbar!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 6. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Heute hatte ich einen wunderbaren Geschäftstermin voller Wertschätzung, Gesehen werden, Gemeinschaft, und, so weit das zu diesem frühen Zeitpunkt möglich ist, an einem Strang ziehen. Das hat mir total super gut getan. Außerdem feiere ich das einstündige Telefonat mit einer früheren Kollegin. Wir haben noch einmal benannt, welche Meilensteine wir gesetzt haben, und uns beide daran gefreut. Sie führt heute ein Geschäft für Schwangerschaftsmode, und ich brenne darauf, mir den Laden endlich anzugucken.

Mit meinem Geschäftspartner bin ich heute Mittag beim Italiener essen gewesen. Dabei habe ich die Gabel fallen lassen und meine schöne Gerry-Weber-Strickweste mit Tomatencremesauce dekoriert. Ich möchte feiern, dass ich mich wirklich nur ganz kurz geschämt habe und dann gut damit sein konnte, dass mir einfach ein Missgeschick passiert ist. Als ob anderen Menschen noch nie die Gabel runtergefallen wäre… Jetzt höre ich die Stimme aus meiner Familie in meinem Kopf, die meint, ich wäre zu blöd, um mit Messer und Gabel zu essen. Irrtum, liebe Leute. Mir ist einfach nur die Gabel aus der Hand gerutscht, mehr nicht…

Ja, ich bin einfach nur dankbar für diesen Tag, der einer von den guten war. Und ich bin total erschöpft, denn dieser Geschäftstermin hat noch mal ein paar neue Tore aufgemacht. Ich brenne jetzt noch schnell ein paar DVD’s, erledige den Schriftkram wegen des Blechschadens am Auto und falle dann ins Bett. Morgen bin ich als Aushilfskraft auf dem Weihnachtsmarkt im Einsatz und verkaufe Holzbrettchen. Mal sehen, ob die Leute das vorm Kopf tragen… Ich habe schon meine Skiunterwäsche rausgelegt und die dicke Fleecejacke aus dem Schrank gekramt. Wir haben gerade -8 Grad und ich bin eigentlich eher ein Frostkötel… Wahrscheinlich komme ich daher Morgen nicht zum Schreiben, aber ich reiche die Dakbarkeit dann am Sonntag nach.
So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 5. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Wofür bin ich heute dankbar? Für die Info, die ich eben auf Band hatte, zum Beispiel. Eine Kollegin aus der Mediationsausbildung hat mich angefragt, ob wir zusammen einen Fall übernehmen wollen. Ja, ich will!!!
Dann hatten wir heute Abend Übungsgruppe in Hamburg. Ich habe es sehr genossen. Wir haben Ratz-Fatz eine Glaubenssatz-Arbeit gemacht und noch einmal mit Bitten gearbeitet. Vor allem bei letzterem habe ich gemerkt, wie schön sich wirklich die Haltung der GfK in mir verankert hat. Alle Ratschläge blieben im Köcher. Ich bin beglückt.
Und dann feiere ich meinen Mut. Im Juli habe ich auf Föhr in einem akuten Begeisterungsanfall diese Mütze gekauft. Heute nun war es so kalt, dass sie zum ersten Mal zum Einsatz kam. Im Altonaer Bahnhof erschreckte sich ein Mann auf der Rolltreppe fast zu Tode, als ich mich nach ihm umdrehte. Kinder in der U-Bahn zeigten kichernd mit dem Finger auf mich. Der Verkäufer bei Ditsch fragte mich schließlich, wo ich die denn gekauft hätte, die wäre ja Klasse. Also: Ich feiere meinen Mut, meine Lebendigkeit und mein Zu-Mir-Stehen, obwohl ich zwischendurch dachte, es wäre total albern, als Frau von Mitte 50 mit einer Kinder-Wolfsmütze rumzulaufen. Ich bin eine Heldin!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 4. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Ein Tag voller Geschenke nähert sich dem Ende. Es begann heute Morgen mit dem Anruf einer Interessentin, die bei mir eine Stunde zum Thema „Glaubenssätze“ buchen will. Oder vielleicht doch eine über gewaltfreie Kindererziehung. Wir werden sehen. Jedenfalls werde ich nachgefragt. Dann trabte ich zur Post, um den Umschlag abzuholen, den der Briefträger gestern nicht rausrücken wollte. Geklingelt hat er jedenfalls nicht. In dem Päckchen fand ich wunderbare Lektüre für die nächsten Tage und eine CD mit Meditationen und Traumreisen: Autorin ist Nayoma de Haen, die schon seit vielen Jahren GfK und Schamanismus lehrt. Ich freu mich drauf! Genau das Richtige für diese stressigen Tage.
Eine Nachbarin ist mir heute ins Auto gefahren. Seht Ihr die Beule im Kotflügel? Grund zur Dankbarkeit? Aber ja! Zum einen hat sie sich gleich bei mir gemeldet. Zum zweiten ist niemand zu Schaden gekommen. Alles andere ist einfach nur Blech, um das sich Werkstatt und Versicherung kümmern werden. Und dann freue ich mich auch darüber, dass ich den Schaden so gelassen aufnehmen konnte, nicht wütend geworden bin oder sie beschimpft habe. Alles wird gut. Hoffentlich kriegt die arme Frau keinen Ärger mit ihrem Mann… Mit ihrem Schlachtkreuzer möchte ich nicht auf der Straße unterwegs sein…
Dann freue ich mich über eine Rechnung, die ich eben bezahlt habe. Heute Abend habe ich die Bilder bekommen, die die Starfotografin von mir gemacht hat. Der Hammer! Damit war das zwar ein geldintensives, aber kein teures Vergnügen. Ich finde, gute Arbeit muss auch seinen Preis haben.

Gerade gibt es einen Impuls all das aufzuzählen, womit ich heute nicht so zufrieden bin. Stichwort: Work-Life-Disbalance. Und ich möchte motzen, weil ich bei weitem nicht alles geschafft habe, was ich gern geschafft hätte. Oh, wie frustrierend. Und jetzt, 23.28 Uhr, bin ich tatsächlich zu müde, um noch mal 30 GfK-Veranstaltungen von den Webseiten dieser Welt zusammenzutragen und in www.gewaltfrei-im-norden.de einzustellen. Dabei will ich das schon seit drei Tagen erledigen. Außerdem kam heute die Anfrage, ob ich in der kommenden Woche noch mal Urlaubsvertretung im Arbeitslosenprojekt machen kann. Hey – war der Dezember nicht mein „freier“ Monat?

Auch aus dieser Zitrone ist noch eine Limonade zu gewinnen:
Ich bin gefragt. Ich bekomme Jobangebote. Es gelingt mir, meine Tage mit sinnvollen Tätigkeiten zu füllen. Ich habe auch ohne Erwerbsarbeit genug zu tun, um 14 Stunden am Tag zu rödeln. Also: Mir ist nicht langweilig…

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: 3. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Ich verursache Kuddelmuddel! Da ich das erste „Dankbarkeits-Posting“ in der Nacht vom 30.11. zum 1.12. verfasst habe, hinke ich jetzt irgendwie immer einen halben Tag voraus oder das Datum stimmt nicht. Also, ich schreibe das jetzt am 2.12., aber da es für diesen Tag schon ein Posting gibt, erscheint es erst am 3.12. Was für ein Durcheinander!

Also: Heute bin ich dankbar,
dass ich von allein aufgewacht bin, als es Zeit zum Aufstehen war. Ich bin gut aus dem Bett gekommen und saß schon um zehn im Auto, um zu meiner Mutter zu fahren. Wir hatten ein gutes Gespräch, für das ich dankbar bin, und haben zügig allen ihren Papierkram weggearbeitet. Um 17.45 Uhr war ich wieder zu Hause. Schön, so hatte ich noch etwas vom Abend. Und voller Freude kann ich verkünden, dass in meiner Seminarmappe eine neue Übung dazu gekommen ist: Bitten verweben. Aus der Jahresgruppe habe ich eine Übung mitgebracht, die ich heute Abend in ein Tanzparkett gegossen habe. So etwas macht mir so unendlich viel Spaß! ich habe das erste Mal mit meinem eigenen Indesign-Layoutprogramm gearbeitet und festgestellt, wie viel man vergisst, wenn man das Zeug ein paar Monate nicht anfasst. Aber ich bin fertig geworden und ich freu mich darüber!

Bevor ich zur Haustür rausging, habe ich noch einen Blick in mein „Do-nothing“-Zimmer geworfen und mir versprochen: Morgen werde ich dort ein paar Stunden nichts tun. Mindestens zwei. Schon seit Monaten gab es keinen Tag, an dem ich dort einfach nur hätte liegen können. Ein paar Mal bin ich nachts aus dem Schlafzimmer ausgewandert und habe mich dorthin verkrümelt, wenn ich nicht wieder einschlafen konnte, aber das ist nicht das gleiche als wenn man sich bewusst ein Nichtstun gönnt. Morgen ist es so weit (also, am Montag…).

Ich bin dankbar, dass es heute nicht geschneit hat und dass ich heil mit dem Auto hin- und hergekommen bin. Ich bin dankbar über einen Blitzaustausch mit Christel, bei der ich gern im Rahmen eines Mini-Seminars „Visualisieren“ lernen möchte, also mit Stift und Tafel Dinge verdeutlichen, statt nur zu labern. Ich habe Lust zu lernen. Zumal ich inzwischen von anderen Leuten Visualisierungen gesehen habe, da wurde ich blass vor Neid!

Ich bin dankbar, dass ich in einer Schreibtischschublade noch ein paar Süßigkeiten gefunden habe. Reste von englischer Lakritze und eine Packung Maoam. Und dann entdeckte ich bei der Suche nach den Laminierfolien noch eine angebrochene Tüte Lebkuchenherzen. Ich glaube, ein totaler Verzicht auf Süßigkeiten, auf den ich mich zur Zeit gerade geistig vorbereite, ist überfällig. Ich habe das schon einmal geschafft für nahezu zwei Jahre. Verstehe gar nicht, wieso ich das wieder angefangen habe… Na, vor Weihnachten ist jedenfalls nicht die beste Zeit für süße Enthaltsamkeit…

Ich bin dankbar, dass ich die vergangenen Tage fast frei war von Rückenschmerzen. Und in mir keimt ein böser Verdacht. Liegt es vielleicht daran, dass ich an einem ganz ordinären Küchenstuhl am Schreibtisch sitze statt auf meinem geliebten Swippo ? Also, meiner hat ja noch ein Kuhfell, ist daher noch viel schöner als dieser… kann es denn sein, dass dieser viel gepriesene Gesundheitsstuhl meinen letzten vier Bandscheiben und Rückenwirbeln einfach keine Freude macht? Ich werde das im Auge behalten.

Eigentlich denke ich, meine Rückenschmerzen stammen daher, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes zu oft den Schwanz einziehe. In Situationen, in denen ich sehr angespannt bin, merke ich inzwischen eine starke Spannung in der Po-Muskulatur. Und das verzieht wahrscheinlich irgendwelche Bänder oder klemmt irgendwelche Nerven ein. Na, heute feiere ich einen Tag, an dem mir der untere Rücken nur einmal kurz im Auto fiepte. Wunderbar!

Ich bin dankbar, dass ich gestern den Schreibtisch so wunderbar aufgeräumt habe. Morgen Vormittag kommt der Papierkram in der Küche dran. Wie doof, dass die Papiertonne das nächste Mal am 24.12. geleert wird. Wer tut das den armen Müllmännern an!

Und ich bin dankbar über eine Mail, die mich heute Morgen erreichte. Eine Blog-Leserin schrieb etwas darüber, wie es ihr mit einer bestimmten Angelegenheit geht. Und das nährt mein Bedürfnis nach Gemeinschaft, Verbindung, Verstehen und Austausch. Ja, ich merke, wie mich das richtig froh macht im Inneren. Es wärmt!

Jetzt lade ich noch 180 Fotos vom Seminar hoch, damit die Teilnehmer eine Chance haben, einen Blick drauf zu werden. Vielleicht lädt sich das auch allein hoch und ich kann ins Bett…

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 2 Dezember 2012

Hallo, Welt!
Heute gibt es einiges, wofür ich mir selbst dankbar bin. Ich habe mir die Freude gemacht und sechs Stunden meinen Schreibtisch aufgeräumt. Unter anderem fand ich dabei einen Gruß von meiner Freundin aus der „Nähe“ von Karlsruhe. Das ganze Jahr über hat sie mich mit kleinen Grüßen und Aufmerksamkeiten beschenkt und ganz unvermutet bin ich daran erinnert worden. Ich lasse die gute Gelegenheit aus, mich dafür zu wolfen, dass ich sie nicht im gleichen Maß so liebevoll begleitet habe. „Egoistisch. Ichbezogen“, mosert der Wolf. Ok, ich hör dich, heute lass ich das mal so stehen.
Also: Ich sitze voller Freude an einem aufgeräumten Schreibtisch.
Alle Rechnungen sind geschrieben, alle Papiere von Schreibtisch sind wegsortiert, alle Überweisungen getätigt. Dafür bin ich mir total dankbar. Wie schön, hier wieder freien Platz zu haben! Mal sehen, wann ich dazu komme, mir die Stapelbox aus dem Schlafzimmer vorzunehmen, das ist bestimmt auch eine Tagesaufgabe.
Und ich habe nahezu vier Stunden gebügelt. Und dabei über die ARD-Mediathek den Tatort aus Münster vom vorigen Sonntag gesehen, den ich Sonntag nicht sehen konnte. Zum Bügeln genau das Richtige. Irre ich mich oder werden Prof. Boerne und Thiel immer klamaukiger?

Dann bin ich dankbar für mehrere Anrufe. Ach, wie wunderbar, wenn andere Menschen einfach zum Hörer greifen, wo ich noch hadere, wann ich das tun soll und ob sie womöglich meine Email nicht bekommen haben… Leichtigkeit, Verbindung, Gemeinschaft… Ich habe von Petra ein kleines Armband mit einem spiralförmigen Anhänger bekommen. Es soll mich daran erinnern, dass ich Teil einer Gemeinschaft bin und aus meinem Schneckenhaus kommen kann, wenn mir nach Verbindung, Austausch, Wärme und Leichtigkeit ist. Ich brauche nicht darauf zu warten, dass jemand Bedürftiges an meiner Tür klingelt, um Kontakt zu haben, haben zu dürfen.

Ich bin dankbar, dass es heute nicht geschneit hat. Sonst hätte ich nämlich Schnee fegen müssen, und dazu habe ich keine Lust.
Ich bin meinem Schlachter dankbar, der sehr leckere Königsberger Klopse mit Putenhack herstellt. Das war nämlich heute mein Mittagessen. Also: Selbstfürsorge.
In Richtung Work-Life-Balance hate ich mir heute einen späten Mittagsschlaf gegönnt (zwischen Schreibtisch aufräumen und bügeln). Auch dafür möchte ich mir danken. Ich bin sehr erschöpft – wenn ich mir auch nicht erklären kann, wieso – und freue mich, dass ich die Pause hatte und sie nicht mit Fernsehen oder Passiance spielen verdaddelt habe.

Ich bin meiner Kollegin Marion dankbar, die heute das Protokoll vom letzten Block der Jahresgruppe rumgeschickt hat. Und bei dieser Gelegenheit gab sie mir Wertschätzung für mein Protokoll vom dritten Block und schrieb sinngemäß, wie gut ihr das gefallen habe. Hmmmmm… schmeckt gut!

Ich bin dankbar für das Essen und das saubere Wasser, das wir hier haben. Ich bin dankbar, dass ich einfach nur die Heizung aufdrehen muss, wenn ich es wärmer haben will. Und ich bin dankbar, dass ich dem Klempner heute den Auftrag geben konnte, auf dem Schornstein ein Schutzblech anzubringen. Ich bin in der Lage, das zu bezahlen. Und dafür bin ich gerade heute besonders dankbar.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 1. Dezember 2012

Hallo, Welt!
Ein Jahr neigt sich dem Ende zu. Und wie schon in den beiden Vorjahren will ich den Dezember zum Anlass nehmen, möglichst täglich ein kleines Posting zum Thema „Dankbarkeit“ zu schreiben. Und wie immer freue ich mich über Kommentare oder Eure eigenen Dankbarkeits-Geschichten.

Ich bin dankbar für einen Anruf, der mich vorgestern errichte. Eine mir bis dahin unbekannte Frau hatte im Buchladen meine Telefonnummer erhalten und wollte nun Einzelheiten über meine GfK-Übungsgruppe in Erfahrung bringen. Wir haben uns heute Vormittag getroffen und fast zwei Stunden geklönt. Das war wunderbar, bereichernd, heilsam. Ach, die GfK ist doch eine wundervolle Angelegenheit.

Dieser Tage habe ich bei einem Internet-Unternehmen einen Design-Auftrag gestellt. Mit einer Anbieterin stehe ich im direkten Austausch. Sie schrieb mir heute Morgen:

und übrigens… es gibt nur sehr, sehr selten in diesen foren einen auftraggeber oder eine auftraggeberin, der-die soviel respekt den designern entgegenbringt wie sie. dafür danke ich ihnen sehr, und allein das macht schon freude!

ich werde mal weiter mit dem ganzen schwanger gehen und wenn was kommt, reiche ich es ein.

Wie schön, mit meiner Wertschätzung anzukommen. Und wie traurig, dass das so selten vorkommt auf dieser Internet-Plattform! Vielleicht sollte mich mir für diesen Monat (auch) bewusst vornehmen, jeden Tag mindestens einmal bewusst Wertschätzung zu schenken.

Vorhin fiel mir noch einmal auf, wie dankbar ich Markus für seinen ausführlichen Urlaubsbericht bin. Seine Ferien waren eine Lektion in Sachen „Vertrauen ins Leben“, und ich möchte mich daran erinnern, wenn ich gerade selber sehr kleinmütig bin.

Am vergangenen Sonntag fand die Jahresgruppe am Osterberg-Institut ihren Abschluss. In diesem Block habe ich deutlich gemerkt, dass sich in mir etwas verändert hat. Eine neue Sicherheit ist in mir entstanden. Ich vermute, das hat auch etwas mit der Arbeit mit den Jugendlichen zu tun, die ich im September und Oktober gemacht habe. Und mit der Mediationsausbildung, in der es ja auch immer wieder um Methoden geht. Am letzten Abend haben die TeilnehmerInnen ein wunderbares Fest gestaltet, in dessen Verlauf alle Trainer und Assistenten nacheinander auf einem geschmückten Stuhl Platz nahmen. Dann traten einzelne Teilnehmer vor und überreichten uns kleine Kärtchen oder Zettelchen, auf denen sie notiert hatten, was sie an der jeweiligen Arbeit/dem Einsatz der einzelnen Person besonders schön, bereichernd oder nützlich fanden. Ich bekam ein ganzes Säckchen voll mit solchen Rückmeldungen. Bis jetzt bin ich noch zu scheu, das Säckchen noch einmal aufzumachen und die Zettelchen zu genießen. Ich bin noch immer ganz gefangen vom Eindruck dieser Wertschätzungsdusche.

Als ich von diesem Block nach Hause kam, habe ich Marianne Sikor angeschrieben: Jetzt bin ich bereit fürs Pre-Assessment. Die Zeit ist reif: Zertifizierung, ich komme! Und die wunderbaren Erfahrungen der vergangenen Wochen haben dabei eine wichtige Rolle gespielt. Ich bin dankbar für diese Klarheit und für das neue Vertrauen in mich.

Am Dienstag hatte ich einen ganz besonderen Termin. Eine Spitzenfotografin nahm sich meiner an. Wir haben Bewerbungsfotos gemacht. Inzwischen habe ich eine Auswahl zu sehen bekommen und werde diverse Bilder bestellen. Wir hatten allerdings auch einige Fotos für meine Webseite gemacht. Als ich diese Bilder sah, schossen mir die Tränen in die Augen. Ich mit der Giraffe in der Hand, oder auch mit Wolf und Giraffe – das ist es. Das bin ich. Da geht mein Herz hin. Ein ganz anderer Gesichtsausdruck, eine Leichtigkeit, ein Strahlen – jaaaaa! Da will ich hin! Mal sehen, auf welche Weise mir das Leben einen Weg zeigt, wie ich diese Verbindung leben kann. Der Anruf der jungen Frau war sicher ein weiterer Baustein…

Das war’s zum Start des diesjährigen Dankbarkeitsmonats. Morgen geht’s weiter! Jetzt ist es 0.46 Uhr und ich muss ins Bett…

So long!

Ysabelle

Horror Vacui

Mit seinen Versuchen widerlegte Guericke auch die Hypothese des horror vacui, der „Abscheu vor der Leere“, die jahrhundertelang Philosophen und Naturforschern ein Problem war. Guericke bewies, dass Stoffe nicht vom Vakuum angesaugt werden, sondern vom Umgebungsdruck in das Vakuum gedrückt werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Guericke

Hallo, Welt!
Auf das „Honig“-Posting gab es eine Resonanz hier im Blog (danke, Gabriel), und eine via Mail. Danke, liebe Autorin! In letzterer heißt es:
Liebe Ysabell, dein Satz
“Alter, der Honig kann nichts dafür… du machst es dir unnötig schwer!”

Das wäre keine Gfk gewesen, jedoch sehr lebendig und möglicherweise genau das, was ihm geholfen hätte.

Mein „Verdacht“ ist, dass manche Freunde die Empathie genießen als Aufmerksamkeit und um diese Aufmerksamkeit immer wieder zu bekommen, bleiben sie gerne in ihren alten Schleifen hängen.

Das ist doch ein Gedanke, den wir hier trefflich diskutieren können.
Neulich Nacht hatte ich einen besonders unruhigen Schlaf. Nachdem ich drei Mal die Kachelabteilung aufgesucht hatte, wurde ich um fünf wach und konnte nicht wieder einschlafen. Mir war klar, dass der Wecker um 5.45 Uhr klingelt, und diese knappe „Start-Stop-Zeit“ stand einer Entspannung im Weg. Der Mensch an meiner Seite murmelte etwas von „was ist los, kannst du nicht schlafen?“. Ich antwortete so ungefähr, „ne, mir schwirrt der Kopf mit allem, was heute noch zu erledigen ist, ich glaube ich steh auf.“ Daraufhin hörte ich: „Jeder ist für seine Verrücktheiten selber zuständig.“ Au au!!!
Es kann sein, dass ich mit fortschreitendem GfK-Gebrauch immer empfindlicher werde. Aber in dem Moment war in mir einfach eine schmerzhafte Leere. Ich habe wohl mit sarkastischem Unterton „danke“ oder ähnliches geknirscht und hatte das Glück, dass mein Mitschläfer sich sehr flott zu mir umdrehte, mich in den Arm nahm und sagte, „hey, was kreist denn da bei dir?“ Für morgens um fünf eine preiswürdige Leistung, finde ich.
Es tut so gut, einfach verstanden zu werden. „… and it feels damn‘ good…“, sagt Marshall Rosenberg, und ich kann ihm nur beipflichten. Heute sprach ich mit einer Frau, die eine Zahnarzt-Phobie hat. Als junge Frau wurden ihr drei Zähne ohne Betäubung gezogen, weil sie im sechsten Monat schwanger war. Nach dem Eingriff hat sie ihr Baby verloren. Ich denke nicht, dass es ihr gut tun würde, wenn ich ihr erzähle, wo der nächste Zahnarzt wohnt, der sich auf Angstpatienten spezialisiert hat.
Hatten wir überhaupt jemals eine einfühlsame Natur? Wir – also wir Menschheit? Wenn ja, wieso bekriegen wir uns? Warum müssen wir dann mühsam lernen, empathisch zu sein? Ich habe Trainigsjahre gebraucht, um wenigstens ab und zu zu merken, was in mir lebendig ist, wenn ich den anderen beratschlage oder ihm mal erzähle, wie die Welt aus meiner Perspektive aussieht. Ich kann das aktuell bei meinen Schülern trainieren, aber auch im Freundeskreis oder bei meiner Mutter. Die will auch nicht hören, dass sie sich nicht so anstellen soll. Ein IPad bedienen können zweijährige Kinder, also warum nicht sie… Ich glaube, wenn ich einen solchen Satz vom Stapel lasse, wird sie das keinen Millimeter dichter an die Technik führen, sondern vielmehr dafür sorgen, dass sie sich in ihren Ängsten noch weniger gesehen wahrnimmt. Zufällig weiß ich, dass ihr dieses ganze Multimediakram totale Angst macht. Sie fürchtet, das nicht zu verstehen, sie fürchtet, etwas falsch zu machen, versehentlich etwas zu löschen, Dinge loszutreten, die sie nicht versteht und nicht kontrollieren kann. Und da sie 78 Jahre ohne diese Technik klargekommen ist, sieht sie auch keine Veranlassung, sich damit anzufreunden…

Der „Honig“-Freund durfte sich natürlich zu einem späteren Zeitpunkt unseres Gesprächs mit der Frage befassen: „Dieses Verhalten erfüllt dir ja ein bestimmtes Bedürfnis. Das machst du ja nicht einfach so. Worum genau geht es dir da?“ Und wir fanden heraus, dass es Schutz war. Schutz vor Schmerz, Schutz vor Verletzung, auch Schutz vor der Macht der unerfreulichen Erinnerung.

Wenn ich merke, dass ich nicht gesehen oder nicht verstanden werde, dass mein Gegenüber nicht bei mir ist, spüre ich häufig eine schmerzhafte Leere. Ich merke auch, dass diese Leere dann aber keine Dinge ansaugt, außer vielleicht Snickers, Joghurette, Lakritzschnecken, Ritter Sport Nougat, Salmilollis oder Lünebest Nussjoghurt. Und es gibt einen Impuls, dieses Loch mit irgendetwas zu stopfen. Gern genommen: Bücher. Aber wie in dem Experiment von Guericke beschrieben kommt nicht von innen der Sog. Vielmehr ist es der Druck der Umgebung, der signalisiert: Sei nicht so wie du bist. Die von mir so geschätzte Autorin Melody Beattie schrieb dazu in der Tagesmeditation vom 5. März:

5. März – Sei so, wie du bist:

Wenn ich Menschen begegne oder eine neue Beziehung eingehe, unterwerfe ich mich vielen repressiven Einschränkungen. Ich lasse meine Gefühle nicht zu. Ich unterdrücke meine Wünsche und Bedürfnisse. Ich wehre mich gegen meine eigene Geschichte. Ich erlaube mir nicht, die Dinge zu tun, die ich tun möchte, die Gefühle zu haben, die ich spüre, oder das zu sagen, was ich sagen muss. Ich verwandle mich in einen unterdrückten, perfektionistischen Roboter, anstatt der zu sein, der ich bin: ICH.
(Anonym)

Manchmal befiehlt unsere instinktive Reaktion in einer neuen Situation: Sei nicht so, wie du bist.

Wer sonst könnten wir sein? Wer sonst möchten wir sein? Wir brauchen nicht anders zu sein, als wir sind.

Das größte Geschenk, das wir in eine Beziehung einbringen, ist: der zu sein, der wir sind.

Wir denken vielleicht, andere fänden uns nicht sympathisch. Wir haben Angst, ein Mensch könne uns verlassen oder beschämen, sobald wir loslassen und wir selbst sind. Wir machen uns Sorgen darüber, was andere von uns denken.

Die Menschen schätzen unsere Gesellschaft, wenn wir uns selbst akzeptieren und entspannt sind, nicht aber, wenn wir steif und gehemmt sind.

Wollen wir wirklich mit Menschen zusammen sein, die keinen Gefallen an uns finden? Müssen wir uns und unser Verhalten von der Meinung anderer abhängig machen?

Wenn wir uns die Freiheit nehmen zu sein, wer wir sind, üben wir damit eine heilsame Wirkung auf unsere Beziehungen aus. Der Umgangston wird entspannter. Wir entspannen uns. Der andere entspannt sich. Alle fühlen sich weniger gehemmt oder beschämt, da alle aufrichtig sind. Wir können nicht anders sein, als wir sind. So ist es uns zugedacht. So ist es gut.

Unsere Meinung über uns selbst ist wirklich das einzige, was zählt. Und wir können uns die Anerkennung zollen, die wir wünschen und brauchen.

Heute entspanne ich mich und bin in meinen Beziehungen so, wie ich bin. Ich tue das nicht in unangemessener oder herabsetzender Weise, sondern in einer Weise, die zum Ausdruck bringt, dass ich mich selbst annehme und mich als die Person schätze, die ich bin. Hilf mir, Gott, dass ich keine Angst mehr habe, ich selbst zu sein.

Mein Honig-Freund darf genau so sein, wie er ist. Wenn er sich in seinen Schleifen verstrickt, ist das sein gutes Recht. Wenn er da raus will, wird er einen Weg finden. (Ich unterstütze ihn gern, das habe ich ihm auch gesagt). Und wenn ich um fünf aufsstehe, weil ich keine Ruhe mehr finde, ist das auch in Ordnung. Das letzte, was ich brauche, ist dass mich jemand bewertet. Es bleibt die Frage: Was brauche ich? Und was brauchst Du?

Liebe Mailschreiberin,
bist Du besorgt, dass andere Menschen nicht aus ihren schädlichen Mustern aussteigen können? Ich hoffe, jeder kann sich verändern. Wenn die Zeit reif ist. Und mein Beitrag ist, ihn oder sie empathisch zu begleiten. ODER: Mich selbst auszudrücken. Mich. Und nicht etwa meins mittels Umgebungsdruck in den anderen hineinpressen. No, no!

So long!

Ysabelle

Das Glas Honig

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Quelle: Erich Fried „Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte“, Berlin 1996

Hallo, Welt!
Dieser Tage hatte ich Besuch zum Mittagessen. Der Freund erzählte eine Geschichte aus seinem Leben, die mich sehr nachdenklich stimmte.
Seit rund 15 Jahren ist er von seiner Frau geschieden. Die beiden haben gemeinsame Kinder. Seine betagte Mutter pflegt nach wie vor den Kontakt zur Ex-Frau, denn sie ist auch die Mutter ihrer Enkelkinder. Die Ex-Frau hat einen neuen Partner, der Hobby-Imker ist. Vor einigen Monaten bekam der Freund von seiner Mutter ein Glas Honig geschenkt. „Ich konnte den Honig nicht essen. Ich wusste, woher der kam: Vom Lebensgefährten meiner Ex-Frau. Da war einfach immer der Gedanke an die Ereignisse, die zum Ende meiner Ehe geführt hatten, an Zeiten, in denen meine Bedürfnisse nach Vertrauen, Klarheit, Schutz, Sicherheit und Ehrlichkeit vollkommen unerfüllt waren“. (Ich hab das mal in Giraffisch übersetzt).
Bald darauf bekam der Freund von einer alten Dame, mit der er seit 20 Jahren geschäftlich zu tun hat, quasi zum Jubiläum ein Glas Honig geschenkt. „Und das konnte ich essen. Das war die Würdigung von 20 Jahren guter Zusammenarbeit, es war für mich ein Zeichen von Vertrauen und Wertschätzung…“

Und ich dachte: Mein Gott… es ist ein Glas Honig! In beiden Fällen ist es nur ein Glas Honig! Wenn wir die Etiketten tauschen, du würdest es nicht merken. Das alles passiert nur in deinem Kopf! Das eine Mal löst dieses Glas Honig angstvolle, schmerzhafte Erinnerungen aus, das andere Mal sind es warme, wertschätzende Gedanken. Der Honig ist doch nur der Auslöser. Ein Brotaufstrich, ein Naturprodukt, eine klebrige süße Masse im Glas mit Schraubdeckel. Es ist, was es ist: Ein Glas Honig. Alls andere machen wir uns selbst…
Ich bin dankbar, dass es mir in der konkreten Situation gelungen ist, dem Freund einfühlend zuzuhören, ohne ihn zu belehren. Jedenfalls hoffe ich, dass mir das gelungen ist. Noch immer kostet es mich Kraft, noch immer muss ich das Bewusstsein wie einen Allradantrieb zuschalten, um nicht zu sagen, „Alter, der Honig kann nichts dafür… du machst es dir unnötig schwer!“ Ich weiß heute: In diesen Situationen brauche ICH Einfühlung, um weiterhin beim anderen sein zu können. Vielleicht greift „Einfühlung“ zu hoch. Vielleicht ist es nur eine Form der Anerkennung meiner Gedanken zu dem Thema. Und dann kann es mir auch wieder gelingen, mich dem anderen mitfühlend zur Seite zu stellen. Eine spirituelle Übung.

So long!

Ysabelle

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