In der Hundeschule … mal wieder …
Hallo, Welt!
Beruhigend festzustellen, dass ich immer noch dazu lerne …
Gestern Morgen bekam ich um 6:54 Uhr eine Nachricht in einem Whatsapp-Faden:
Guten morgen, heute treffen wir uns in der Hundeschule 😉
LG, Person XY
Ich schrieb um 7:32 Uhr zurück:
…..
Leitet (die Leiterin) das Training?
Um 8:17 Uhr meldete sich noch eine weitere Person, dann war Schweigen in dem Faden.
Ich ging zu um 17 Uhr zum Training in die Hundeschule, grummelnd und unzufrieden, weil ich gern vorab gewusst hätte, wer das Training leitet.
Vor Ort waren Person XY und vier bis fünf HundehalterInnen, die sonst auch bei dieser Gruppe mitwirken. Ich sagte: „Ich habe heute Morgen eine Whatsapp Nachricht bekommen und daraufhin um 7:30 Uhr gefragt, wer heute das Training leitet. Darauf habe ich keine Antwort bekommen. Person XY entgegnete: „Ich war bei der Arbeit und konnte nicht antworten.“
Ich: Nun, die Leitung der Hundeschule hätte ja zwischen halb acht und 17 Uhr mal antworten können.
Person XY: „Die arbeitet auch. Aber du musst ja nicht mit trainieren, wenn es dir nicht passt …“
Da rang ich schon mühsam um Beherrschung und kriegte nur noch ein „Darum geht es überhaupt nicht“ heraus.
Die nächsten zwei Stunden war ich damit beschäftigt, mich über die Reaktion von XY zu ärgern. Warum sie meine Frage als Ablehnung von sich selbst interpretiere … wieso ich nicht einfach eine Antwort haben kann … Ich bin doch nicht verantwortlich dafür, wie andere Leute meine Frage hören … grummel grummel, groll groll …
Als ich dann den Hund nach Hause gebracht hatte, schnappte ich mir eine Tasche und ging noch mal ins Büro. Auf dem Weg dorthin fragte ich mich freundlich, warum ich denn nun so an dieser Antwort zu kauen hatte. Ich kam also endlich weg von Person XY und ihrer Reaktion hin zu MIR und meiner Befindlichkeit.
Zunächst mal habe ich mich gewundert, dass diese „läppische Szene“ so viel Energie für mich hat. Was waren meine Bedürfnisse, als ich morgens die Nachricht abschickte? Klarheit und Wahlfreiheit. Als über Stunden keine Antwort kam, ging es auch um Respekt und Wertschätzung für mich als Kundin. Ich habe eine (berechtigte …) Frage und darf eine Antwort haben. Immerhin handelt es sich um ein Wirtschaftsunternehmen, mit dem ich einen Vertrag habe. Die Antwort „du musst ja nicht mit trainieren, wenn es dir nicht passt …“ erfüllte nicht meine Bedürfnisse nach Respekt, Wertschätzung und Gesehen werden. Statt mich also für meine Bedürfnisse einzusetzen, habe ich meinem Gegenüber die Schuld zugeschoben: Person XY „hört“ falsch, ist zu empfindlich, hat keinen Respekt.
Nachdem ich so weit gekommen war, dämmerte mir allmählich: Person XY hatte vollkommen Recht! Ich brauche kein Training mitzumachen, das mir nicht gefällt, oder das bei mir Wünsche offen lässt. Aber den Mut zu sagen, das Training bei der Leitung gefällt mir besser als bei Person XY, hatte ich nicht.
So einfach war es auch nicht …
Ich mag das Training der Leitung. Ich glaube, dass diese Person sehr viel von Hunden versteht und im Kontakt spüre ich Wohlwollen und Akzeptanz für mich und meinen Hund. Ich bin aktuell wieder mal sehr eingebunden und es fällt mir schwer, Zeit für den Hundesport freizuschaufeln.
Meine Motivation ist ungleich höher, wenn ich weiß, ich trainiere mit einer Person, die mich und meine gewaltfreie Haltung bzgl. Hundeerziehung akzeptiert und die bereit ist, mich zu unterstützen, als mit einer Person, von der ich den Eindruck habe, dass sie mit Schimpfen und Strafen (Hund einsperren) reagiert, wenn ihr Hund nicht wie gewünscht reagiert.
Jetzt hatte ich mich schon durchgerungen zum Unterricht zu kommen, wohl annehmend, dass Person XY das Training leiten würde. Es ging also jetzt nicht mehr ums Gehen. Es ging um Gehört werden und um Wahlfreiheit. Meine eigene Ängstlichkeit hindert mich also daran, Dinge anzusprechen, die ich weniger als wunderbar finde, nämlich dass ich bei der Leitung den Eindruck habe, mehr Akzeptanz zu erleben, und dass ich mir das auch von Person XY wünschen würde. Warum ich das nicht ausgesprochen habe? Es geht mir um Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Unterstützung und Schutz. Meine Haltung ist in dieser „normalen“ Hundeschule sowieso schon exotisch. Ich mag nicht noch mehr von mir zeigen.
Seufz.
Aber immer erst mal auf den anderen rumhacken.
Drei Stunden hat es gedauert, bis ich wieder bei mir angekommen bin. Immerhin BIN ich angekommen. GFK ist nichts für Weicheier, sagt Marshall. Wie recht er hat …
So long!
Ysabelle