Hallo, Welt!
Heute Mittag sah ich jemanden in der Kantine sitzen, der einem Bekannten sehr ähnlich ist. Schon vorige Woche war mir der Mann aufgefallen, fast hätte ich mich zu ihm gesetzt, aber in letzter Minute erkannte ich meinen Irrtum und schwankte mit meinem Tablett an einen anderen Tisch.
Heute hatten wir Blickkontakt und zuerst dachte ich wieder, Mensch, da sitzt doch Dr. XY. Aber nein… der gleiche fremde Mann wie im letzten Jahr.
Heute habe ich es gewagt, mich zu ihm zu setzen und hatte eine interessante Unterhaltung. Er hat mit meiner Profession (und der von Dr. XY) überhaupt nichts am Hut und kommt einfach als externer Gast in die Kantine. Während unseres anregenden Gesprächs dachte ich bei mir, „ist doch gut, dass du dich getraut hast, dich zu jemand Fremden zu setzen.“
Beim Nachspüren ging mir auf, dass ich damit zurzeit ganz offensichtlich ein Thema habe: How dare you! Wie kannst du es wagen…
http://youtu.be/AAb-Y6pB07Y
(Achtung, da passiert nichts, das ist nur die Musik von dem alten 10CC-Album aus den 70er Jahren.)
Also: ich setze mich zu einem fremden Menschen an den Tisch. Ich richte mir einen Do-Nothing-Raum ein, der überhaupt nicht aussieht wie ein Wohnzimmer. Ich wage etwas! Gestern habe ich gewagt, einem Freund am Telefon zu sagen, du bist mir ganz wichtig und unsere Freundschaft hat einen ganz großen Stellenwert für mich, und trotzdem bin ich gerade zu erschöpft, um mit Dir zu reden. Boah! Geradezu tollkühn! Meine Teilnahme am GfK-Netzwerktreffen kommenden Samstag werde ich absagen, weil ich am Sonntag einen wichtigen Termin habe und sonst überhaupt keine Pause bekomme. How dare you! Wie kannst du es wagen…
Und was hat das mit GfK zu tun?
Gerhard Rothhaupt stellt seine Jahresgruppe unter das Motto: „Abenteuer Ehrlichkeit“. Und tatsächlich ist es ein Abenteuer, sich auf Ehrlichkeit einzulassen. Nicht dass mir ständig Lügen aus dem Mund perlen. Aber um mein Bedürfnis nach Schutz und Harmonie zu befriedigen, sage ich oft nicht wirklich, was ich brauche. Und weil es in meinem Kopf noch immer einen Haufen Bilder davon gibt, wie Dinge zu sein haben, finde ich es unendlich schwer herauszufinden, was für MICH passt. „Das tut man nicht“ ist eines der Brandzeichen auf meiner Kehrseite, geprägt in fetter Fraktur.
Wohnzeitschriften informieren, wie „man“ sich einzurichten hat, Modepostillen und Versandhaus-Kataloge zeigen, wie eine Frau auszusehen hat, welche Figur sie haben darf, wie sie sich in akzeptabler Form ver- oder enthüllt. Hat einer von Euch schon mal ein am Menschen fotografiertes Nachthemd in Kleidergröße 48 gesehen, in einem Katalog, einer Modezeitschrift? So haben Menschen nicht zu sein! Die normative Kraft von Bildern hat mich in den vergangenen Tagen ziemlich erschreckt. Mir war gar nicht bewusst, wie sehr mich diese Fotos prägen.
Oliver Heuler sagte in seinem Fernsehbeitrag etwas über Kindererziehung. Es ist ihm (sinngemäß) ein Anliegen, seinen Sohn nicht in eine vorgefertigte Form zu pressen oder so zu ziehen und zu zerren, bis er seinen Vorstellungen entspricht. Im Nachgang habe ich gemerkt, dass ich genau das tue. Ich drücke und schiebe mich in irgendwelche Formen, von denen ich ohne Bewusstsein annehme, so müsste ich sein, aussehen, mich entscheiden, mich äußern, wohnen… Und über allem wacht die eingebaute Geschmackspolizei, mein ganz privater Sicherheitsdienst.
Ich glaube, 2012 möchte ich anfangen, Dinge zu wagen. Ich möchte zunächst einmal merken, wo ich nicht authentisch bin. Uuuuiiih, ich denke doch, dass ich authentisch bin! Aber noch nicht immer…
Ich will mich zeigen. Ich will mich zumuten. Ich will mich näher kennen lernen.
Leute, das ist sehr wahrscheinlich der Beginn einer wunderbaren Liebesgeschichte.
Der letzte Tag des Jahres. Nicht nur die Chance, für den heutigen Tag dankbar zu sein, sondern für all das Gute, das mir in diesem Jahr widerfahren ist.
Ich denke als erstes an die Fortgeschrittenen-Jahresgruppe bei Gerhard mit den vielen bereichernden Begegnungen und neuen Freundschaften. Ich bin auch dankbar, dass ich heute so gesund in die Zukunft sehen darf. Beide Augenoperationen sind gut gelaufen, ich kann wieder Auto fahren und bin in meinem Beruf nicht mehr beeinträchtigt. Das bedeutet mir unendlich viel, denn hilflos mitzuerleben, wie die Sehkraft immer weniger wird, war eine schwierige Zeit für mich.
Die Veränderungen an meinem Zuhause machen mich stumm und dankbar. Die schöne Terrasse, ein Gäste-WC, dieser traumhafte Do-nothing-Raum… es ist (auch) Wertschätzung für mich, denn ich wohne hier.
Gleichzeitig gilt mein Dank auch den Menschen, die dazu beigetragen haben. Klempner, Elektriker und mein Hausmeister. Und mein Dank gilt einem Mann, der mich über Jahre sehr ermutigt hat, es mir schön zu machen und ebenfalls oft einen Beitrag dazu geleistet hat. Er hat mir gezeigt, dass Träume (wie etwa von einem Kamin) Wirklichkeit werden können. Falls Du das liest – ja, DICH meine ich.
Ich bin dankbar für meine Arbeit und die Freude, die ich durch sie immer noch erleben darf. Auch wenn es im vergangenen Jahr diverse Unerfreulichkeiten gab, bin ich Teil eines netten Teams, ich kann etwas tun, das mir Freude macht und das meine Bedürfnisse nach Beitragen, Gestalten, Wachstum und Autonomie erfüllt, denn Geld gibt es dafür auch noch.
Ich danke all den Menschen, die 2011 mit mir auf dem Golfplatz waren. Ich gehe nicht so gern allein, da ist es wunderbar, in so netter Gesellschaft durchs Grüne zu ziehen.
Ich bin dankbar für ein Jahr in materieller Sicherheit. Ich bin dankbar für jeden Tag in materieller Sicherheit. Ich bin dankbar dafür, dass mein Kühlschrank gefüllt ist und dass es mir möglich ist, Freunde zu beköstigen.
Ich bin dankbar für die Verbindungen, die ich halten kann. Und ich bin dankbar für all die Gefühle, die ich wahrnehmen kann. Nur 15 Jahre in der Vergangenheit konnte ich meine Gefühle überhaupt nicht benennen. Heute bin ich oft mit mir verbunden und darf erkennen, was ich brauche und was mir gut tut.
Ich bin dankbar für die warme Verbindung zu meinem früheren Mann. Dass die Ehe zerbrach, erschien mir damals folgerichtig, dass die Freundschaft, die Verbindung dabei zerbrach, hat mich lange sehr bestürzt und traurig gemacht. Heute haben wir einen innigen Umgang auf Augenhöhe und das ist wirklich ein unerwartetes Geschenk.
Ich bin neugierig. Wofür seid Ihr im abgelaufenen Jahr dankbar? Und welche Ziele setzt Ihr Euch für 2012?
Ich erfahre so viel Unterstützung, ich bin wirklich reich!
Zum einen hat meine Freundin hier heute Morgen ausgeharrt, während die Schüssel-Hexer eine neue Leitung für den Fernseher gelegt haben. Ich hab’s eben kontrolliert: Es gibt ein Bild und es ist scharf.
Zum zweiten hat Christa, die Chefin meines Fitness-Studios, mir heute Abend eine Sonderbetreuung zuteil werden lassen, denn seit mittlerweile vier Wochen tut mir der Steiß unerfreulich weh und die Schmerzen werden nicht weniger. Heute also nun unter sorgsamster Anleitung krankengymnastische Übungen und 21.42 Min. auf dem Liegefahrrad bei 130 Puls. Danach hat mich Christa in die Rotlicht-Kabine gesteckt, und obwohl es nicht so irrsinnig bequem war, bin ich darin fast eingeschlafen. Wunderbar!
Dankbar bin ich auch Gabriel. Er baut gerade etwas für mich und es ist für mich kaum zu glauben, wie gut er genau das trifft, was ich mir vorstelle. Unglaublich! Kommt das, weil wir uns schon ein bisschen besser kennen, oder ist es seine besondere Gabe? Der, der sein Passwort tanzt? Also, kann man auch technische oder geschmäcklerische Sachen besser, wenn man geschulter Empath ist?
In den letzten Tagen habe ich mehrere Nachrichten von GfK-Freunden bekommen, von denen ich zum Teil länger nichts gehört habe. Oh, wie dankbar ich bin für diese warmen Mitteilungen, diese Zeichen von Verstehen und Verbundenheit! Es gab sogar die Anfrage eines Herrn, ob er mit mir in die Badewanne steigen dürfe? An solche charmanten Anträge kann ich mich kaum noch erinnern 😉 und es tut mir gut, von einem Freund als Frau wahrgenommen zu werden.
Im Echo der anderen merke ich, dass sich wirklich etwas verändert hat in den vergangenen sechs Jahren. In manchen Dingen bin ich noch immer ängstlich. Heute war so eine Situation, und ich habe festgestellt, dass meine Bedürfnisse nach Harmonie und Frieden einfach so groß waren, dass ich gerade keinen Konflikt ertragen konnte. Und auch das ist in Ordnung.
Für heute habe ich für Euch nur noch was zu lachen im Angebot. Ich habe es schon fünf Mal gesehen und könnte mich immer noch beeimern. Na ja, das Original habe ich bestimmt schon 50 mal gesehen, unter anderem auch auf Plattdeutsch, und das finde ich auch noch immer lustig.
Liebe Leute, falls wir uns nicht mehr lesen: Kommt gut rein ins neue Jahr! Dieses Webangebot wird fortbestehen, auch wenn ich nicht (weiterhin) täglich schreibe. Es ist einfach zu anstrengend, denn ein paar andere Sachen habe ich auch noch auf dem Zettel. 57740 Clicks hat der Blog inzwischen, es gibt 550 Artikel und rund 300 genehmigte Kommentare. Genug Lesestoff, ich muss nicht jeden Tag nachlegen und mich Candle-in-the-wind-technisch an beiden Enden in Flammen setzen…
Als ich heute Morgen lüftete, ging mir noch einmal mit Wucht auf, warum ich mich trotz Erschöpfung und Müdigkeit abends vor den Rechner setze um über Dankbarkeit zu schreiben. Es ist die Änderung des Blickwinkels, die ich ein bisschen verankern will. Es ist leicht, immer auf das zu gucken, was mein Herz eben nicht mit Freude erfüllt. Dies hat mich geärgert und das hat nicht geklappt – kommt ganz automatisch. Aber das Schöne wahrzunehmen und zu feiern ist anstrengend. Ich möchte üben, dass ich das Schöne auch in den anderen elf Monaten des Jahres im Auge behalte.
Mein Kollege Markus Asano hat dazu ein inspirierendes Tool ins Netz gestellt: Einen Jahresrückblick auf 2011 im Giraffenformat. Danke, Markus!
Ich bin dankbar, dass die Jungs von der Haustechnik für Morgen noch mal einen Termin für mich freigeschaufelt haben. Außerdem kommt meine Freundin und macht hier Sitzwache, während geschraubt und gebohrt wird. Hurra! Das erfüllt mein Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit und Unterstützung. Sie war heute auch unterwegs und hat für mich ein paar Sachen eingekauft. Auch das erfüllt mein Herz mit Freude und großer Dankbarkeit. Und während ich heute Abend Bandnudeln und zweierlei Sauce zubereitet habe, die für einen Kollegen morgen bestimmt sind (er hatte Geburtstag und bekommt ein Geburtstagsessen), hat sie mir in der Küche Gesellschaft geleistet. Oh, wie wunderbar! Meine Bedürfnisse nach Gemeinschaft, Leichtigkeit, Verbindung, Nähe und Gesehen werden sind erfüllt!
Heute Mittag erreichte mich eine Mail einer GfK-Freundin, die sehr in Not war. Ich bin dankbar, dass ich die Zeit rausschinden konnte, um ihr zu antworten. Die Tatsache, dass sie schreibt, und die Tatsache, dass ich antworte, nähren meine Hoffnung, dass auch für mich jemand da sein wird, der mir zur Seite steht, wenn es gerade ganz schwierig ist. Ich müsste mich nur mal trauen zu fragen. Corinna hat ja schon mehrmals gesagt, dass ich sie gern fragen darf.
Gefreut habe ich mich heute über eine Information über eine Firma, in der die Mitarbeiter genau so viel zu sagen haben wie der Chef. Was für ein Traum! Dazu blubbert bei mir noch nach, was Oliver gestern in dem Film über Erziehung gesagt hat, nämlich dass er keine feste Vorstellung hat, wie sein Kind zu sein hat, und er es dann in die Richtung ziehen oder stoßen muss. Auch für diesen Gedanken bin ich dankbar. Es wäre schön, wenn ich zuerst mal bei mir selber aufhören könnte, mich zu stoßen und zu ziehen.
Noch immer überrollt mich die Dankbarkeit, wenn ich in meinen Do-Nothing-Raum komme. So schön, dass ich dieses Refugium haben darf, einen Raum, in dem ich nichts tun muss. Sein reicht.
Eigentlich war ich schon fast auf dem Weg ins Bett, da entdeckte ich einen Programmhinweis auf meinen GfK-Kollegen Oliver Heuler beim NDR: Statt Blog zu schreiben und Zähne zu putzen, saß ich wie angenagelt vor der Mattscheibe (hier der Hinweis auf den Beitrag in der Mediathek). Ich denke mal, ich spiele SO schlecht Golf, dass eine Stunde bei ihm wahrscheinlich rausgeworfenes Geld wäre. Dafür habe ich in dem Filmbeitrag jemanden wieder erkannt, der neulich in einer Einführung bei Gerhard Rothhaupt saß. Unbelievable!
Ach ja, hier geht es ja um Dankbarkeit.
Was fällt mir heute dazu ein? Das folgende Bild aus der Kantine heute Morgen. Spontan gefiel mir das Schild nicht, meine Wölfe souflierten etwas von Bevormundung und wieso soll ich für die abwaschen?. Ich habe den Kollegen hinter dem Tresen gefragt, was mit dem Satz beabsichtigt werden soll und er sagte, manchmal kommen hier die Becher schwarz von Gammel und Schimmel an, und wir müssen das sauber machen. Das ist eklig! Und ich dachte, ah! Bedürfnis nach Respekt! Und ich konnte mich darüber freuen, meine Bewertungen über Bord zu werfen. Und ich war dankbar, dass mir die GfK die Möglichkeit eröffnet, meine Angriffsgedanken fallen zu lassen.
In diesem Augenblick bin ich gerade sehr dankbar für eine Tüte Marzipankartoffeln, die ich in meiner Küche fand. Sehr lecker und nicht zu süß. Bin ich froh, wenn Jahreswechsel ist! Dann sind hoffentlich alle Naschies vertilgt und ich kann in ein Süßigkeiten-freies Leben durchstarten. Knapp zwei Jahre hatte ich das schon mal. Wieso ich wieder angefangen habe, das Zeugs zu essen, ist mir ein Rätsel. Nur so lange hier noch Köstlichkeiten rumliegen, kann ich auch nicht daran vorbeigehen. Da ist mein Bedürfnis nach Ordnung im Mangel. Oder so was Ähnliches.
Jemand anderes war heute dankbar und hat mir Worte der Wertschätzung auf den Anrufbeantworter gesprochen. Inzwischen habe ich so viele liebe Nachrichten aufgehoben, dass bald kein Platz mehr für neue ist und ich tue mich schwer mit Löschen. Es fiel mir schwer, dem Anrufer zuzuhören. Wertschätzung für mich, für eine Anliegenarbeit der vergangenen Tage?! Uff, schwer auszuhalten.
Und ein alter GfK-Freund hat sich gemeldet und mir eine erbetene Rückmeldung geschickt:
ich war überrascht und erstaunt, als ich erleben durfte, wie schnell und wie klar du dich in die Bedürfnisse anderer Menschen einfühlen kannst. Darüber hinaus hast du mir mit deinem Wissen und deiner besonderen Fähigkeit strukturiert zu denken und dabei das Wesentliche klar zu erfassen (ich glaube, dass nennt man Klugheit :)) sehr geholfen!
Wie schön, solche Mails zu bekommen. Und auch ein bisschen lustig. Denn bei allerlei Persönlichkeits-Tests im Internet wird mir bescheinigt, ich wäre in Sachen Empathie eher am unteren Ende der Skala verortet. Man muss ja zum Glück nicht alles glauben.
So. Jetzt genieße ich noch ein halbes Stünchen meinen Do-Nothing-Raum und falle dann ins Marzipankartoffel-Koma.
Heute Abend hatte ich ein Coaching-Telefonat.
Ich bin dankbar, dass ich heute so viel mehr hören kann, ohne meinen Senf dazu abgeben zu müssen. Ich bin dankbar, dass ich erkenne (und benennen kann), wenn ich die Spur verliere. Und ich bin dankbar, wenn es mir gelingt, auf Ratschläge zu verzichten, wenn gerade keine gefragt sind. Jawoll!
Heute wurde ich im Büro gefragt, ob ich jemanden wisse, der eine bestimmte (eilige natürlich…) Arbeit übernehmen könne, oder ob ich es selbst machen wolle? Normalerweise kotzt mich so was an. Leute, macht Euren Scheiß doch allein! Ihr könnt doch auch so toll Personalplanung ohne mich machen, dann macht diesen Kram doch auch ohne mich… Gleichzeitig hatte ich ein innerliches Grinsen drauf, weil diese Arbeit zehn Jahre zu meinen Kernkompetenzen gehörte. Ich habe das immer gern gemacht.
Natürlich war der Kram nicht in einer halben Stunde erledigt, sondern hat bestimmt zweieinhalb Stunden gebraucht. Aber als ich damit fertig war, habe ich mein Werk überprüft und war höchst zufrieden mit mir. „Guck mal, was du kannst!“ Handwerk, keine Kunst. Aber auch dabei kann ja durchaus was Gelungenes herauskommen.
Dankbar bin ich für den kurzen Anruf eines alten Freundes, der gerade in der Nähe ist – im Vergleich zu München mal ganz nah. Vielleicht schaffen wir es morgen noch, uns zu sehen. Das würde mich komplett beglücken.
Dankbar bin ich, dass die zurückliegenden Feiertage mein Bedürfnis nach Gemeinschaft so wunderbar genährt haben. Das hat SO gut getan! Und ich bin dankbar, dass ich die Rechnung bezahlen kann, die heute in der Post war. Nicht, dass sie mich mit Begeisterung erfüllt. Aber ich bin dankbar, dass ich sie bezahlen kann, dass ich das Geld vom Sparbuch holen kann. 30 Jahre war das nicht so. Und es gibt ein paar Menschen, die mir sehr geholfen haben, dass das heute ziemlich gut funktioniert. Allen voran Hanna und Friedrich. Ach, was für eine Erleichterung!
Ich bin dankbar, dass ich so viel Hilfe und Unterstützung erleben durfte in meinem Leben.
Gemeinsam schaffen wir’s.
Hallo, Welt!
Dankbarkeit löst ganz interessante Gefühle aus. Eben habe ich mir die Hände im Gäste-WC gewaschen und war so froh und dankbar und glücklich, diesen Raum haben zu dürfen. 23 Jahre wohne ich in diesem Haus, wohl kaum etwas war so überfällig wie ausgerechnet ein Gäste-WC. Alles Mögliche hatte Priorität, nur das nicht. Noch vor einem Jahr war ich zögerlich, ob ich dafür Geld ausgeben sollte… Ja, ja ja! Wunderbar!
Dann habe ich einen Wäschekorb ins Gästezimmer gebracht und mich über den zarten Duft gefreut, der mich empfing. Ein Gruß von der letzten Bewohnerin. Ich glaube, das Lächeln kam ganz automatisch auf mein Gesicht. Eine wohltuende Erinnerung. Ich bin dankbar.
Dankbar bin ich auch, dass ich heute Abend den einzigen Tatort, den ich ohnehin nur gucke, auch noch in lieber Gesellschaft genießen durfte. Leider nicht im großartigen Do-Nothing-Raum. Der Fernseher kachelt die Bilder nach wie vor. Ich schätze, ich brauche eine neue Leitung vom Dach. Grummel.
Heute habe ich außerdem wieder mal was Neues Technisches angeschoben, eine neue Webseite. Und dabei ist mir wieder aufgegangen, wie gesegnet ich bin, dass ich Menschen kenne, die mich bei solchen Projekten unterstützen, begleiten, anregen, fordern… Ich danke Euch!
Und ich danke auch den Menschen, denen ich heute Abend eine Mail geschrieben habe und um Rückmeldungen zu einem bestimmten Thema gebeten. Als ich die Mail adressierte und durch mein Adressbuch blätterte, wurde mir ganz warm ums Herz und ich fühlte mich unglaublich reich! So viele Menschen sind durch die GfK in mein Leben gekommen, wir können zusammen arbeiten und lachen, Gemeinschaft pflegen oder uns gegenseitig unterstützen. Gerade jetzt über die Feiertage ist mir noch einmal so bewusst geworden, wie viel sich in meinem Leben zum Guten gewandt hat in den vergangenen zehn Jahren! Ich danke allen, die daran Anteil hatten. Ich bin reich. Das möchte ich nicht nur für heute im Bewusstsein behalten.
Heute erreichte mich eine Mail von meinem GfK-Kollegen Michael Schlicksbier-Hepp mit den folgenden Zeilen. Besser kann ich das heutige DANKE nicht ausdrücken, darum belasse ich es dabei.
Be blessed everyone!
Ysabelle
Ein kleines Licht
Die Glocken läuten am Weihnachtstag
und auf dem Marktplatz steht ein großer Baum.
Der Papst verteilte heute seinen Segen an alle Welt
seine Schätze füllen das vatikanische Museum.
Er geißelt den Kaufrausch der Massen und die Gier
der Geschäftemacher zum Fest überall.
Auch der Papst bekommt wieder Geschenke:
dafür segnet er und spricht im Fernsehen vom Licht.
Jesu Geburtslegende spricht von einem armen Kind;
seine Familie ist mittellos, stammt aus der Fremde.
Niemand will sie haben, sie werden abgewiesen.
Die Notunterkunft, halb im Freien, ist der Geburtsort.
Auch im Heiligen Land des auserwählten Volkes
waren und sind die Reichen unter sich und doch
laden Christen Muslime ein und Muslime Christen
manchmal zu Weihnachten in Palästina. Ein kleines Licht.
In Deutschland spricht der Bundespräsident
in seiner Weihnachtsansprache im Fernsehen
nicht von seinen Privatgeschäften mit reichen Freunden,
sondern von Bürgersinn und Zivilcourage.
Eine deutsche Familie besucht eine Türkische
und lädt die muslimische Freundin zum Festtag ein,
sie sprechen freundlich und respektvoll miteinander,
lernen sich kennen und schätzen. Ein kleines Licht.
Politiker brechen wieder zu ihren Weihnachtsreisen auf,
auch in die Landhäuser und Villen betuchter Freunde.
Gemeinden nehmen Flüchtlingsfamilien auf,
gewähren Kirchenasyl vor der Abschiebung,
mahnen die Politiker eines reichen Landes
zu mehr Mitmenschlichkeit und weniger Härte,
laden Wohnungslose zum gemeinsamen Mal,
besuchen einsame Alte. Ein kleines Licht.
Menschen nehmen andere in den Urlaub mit,
öffnen ihr Haus und ihr Herz in dunkler Zeit.
Junge machen Platz für Alte im überfüllten Zug.
Eine alte Frau fragt einen ausgeglittenen Mann
wie es ihm geht und ob sie ihm helfen kann.
Ein Busfahrer steht auf und geht hinaus,
schiebt selbst den Rollstuhl in seinen Bus.
Ein Lächeln belohnt ihn – ein kleines Licht.
Drei große Jungen pöbeln ein schüchternes Mädchen an,
angstvoll sucht ihr kleiner Hund Schutz:
„Na, wehr dich doch, du Opfer“, grölen sie,
als eine junge Frau vorbei kommt und ruft,
„Na, Jungs, lasst das Mal, der Hund beißt Euch doch nicht“
und nimmt das kleine Mädchen ein wenig mit
von den betreten ‚dreinblickenden Großen.
Die Augen der Kleinen leuchten voller Licht.
Eine Familie, die immer streitet oder schweigt,
kocht und isst zusammen, hört Weihnachtslieder,
noch einmal sind sie von weit zueinander gereist.
Sie lachen und necken sich, doch ohne Bosheit,
als wüssten sie, wie kurz das Leben und lang das Leid ist.
Eine Mutter glaubt an ihren Sohn, ob schuldig oder nicht
und ruft ihn voll Freude im fernen Gefängnis an:
Für sie zählt nur in seinem Herzen das kleine Licht.
Ist es banal, Heiligabend über Dankbarkeit zu schreiben? Ein Monsun an Geschenken ist über mich hereingebrochen, ganz wunderbare Dinge. Zum einen scheint der Kosmos der Ansicht zu sein, dass ich noch mehr Giraffisches internalisieren muss, denn es sind weitere dieser possierlichen Tierchen ins Haus gekommen. Süßigkeiten, Musik, eine wunderbare Kerze, selbst gemachte vegane Tomatensauce, ein Windlicht und, und, und…
Zum Fest der Liebe gab es auch eine Familienzusammenführung, die wir alle mit Anstand über die Bühne gebracht haben. Auch das ist ein Grund, dankbar zu sein.
Und ebenso dankbar bin ich für die Gesellschaft, die ich heute hatte. Wir haben zwischendurch Tränen gelacht. Und es war auch besinnlich. Und bewegend. Anna Maria hat Märchen erzählt. Und wir haben ziemlich gut gegessen, auch wenn ich persönlich fand, dass die Mousse au Chocolat irgendwie klumpig war. Auch wenn die Klumpen aus Schokolade bestanden.
Als letzte Lektion hat Gerald Jampolsky den folgenden Satz parat:
Lektion 24
Wenn ich anderen helfe, heile ich mich selbst
Das bearbeite ich mich gemischten Gefühlen. Denn Anna Maria hat heute Abend auch ein Märchen vorgetragen, das in meinem Leben eine große Rolle spielt:
Die Sterntaler
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gib mir etwas zu Essen, ich bin so hungrig.“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s“, und ging weiter. Da kam ein Kind das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich es bedecken kann.“ Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: ‚Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben‘, und gab es auch noch hin.
Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und es waren lauter harte, blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war von allerfeinstem Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.
Ein Märchen der Gebrüder Grimm
Im echten Leben fallen weder harte blanke Taler vom Himmel, noch habe ich plötzlich ein neues Hemd aus Linnen an. Aufgewachsen bin ich mit der Botschaft, dass ich zuerst an alle anderen zu denken habe, und erst wenn alle befriedet sind, und dann noch etwas übrig ist, komme ich. Fatal im Umgang mit anderen Menschen, denn Selbst-Losigkeit erlebe ich nicht mehr als Tugend. Denn verborgen hinter dieser Selbstlosigkeit war der Wunsch, es möge eine kosmische Belohnung für meine Entbehrungen und mein Daherschenken geben. Und hier meine Mütze, und hier mein Hemd… Oft genug war es allerdings so, dass meine Gegenüber weder Hemd noch Mütze wirklich wollten. Dieses Verhalten erfüllt mich heute nicht mehr mit Freude, und deshalb würde ich nur für heute für mich die Jampolsky-Lektion umdrehen:
Ich bekam gestern eine Mail, die mich echt umgehauen hat. Da schrieb jemand an mich:
„Verbindung ist da oder nicht – ich kann nichts dafür und nichts dagegen tun.“
Ich fühle mich Dir verbunden. Und traue mich jetzt, Dir das zu schreiben. Ich habe Dich gern.
ICH bin gemeint! Die Mail ging an meine Adresse. Ich habe heute morgen geantwortet: (…) Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk für mich! Danke, dass Du Dich getraut hast. Wie geht es mir, wenn ich Deine Zeilen lese? Ich bin überrascht, berührt, ich spüre so etwas ähnliches wie Scham, als dürfe gerade zu mir niemand sagen, dass er mich mag, wo doch mit mir so vieles nicht richtig sei. Und jetzt spült Schmerz und Trauer hoch…
Und in meiner Dankbarkeit für den Mailgruß dachte ich, hoffentlich fällt dir das heute Abend ein, wenn du am Dankbarkeitsfaden weiter strickst. Puh! Ja, das war schön heute Morgen.
Dankbar bin ich auch meiner Freundin, die in den letzten Tagen die restlichen Weihnachtseinkäufe für mich erledigt hat und heute auch noch das Essen für den ersten Feiertag gerettet hat, denn sie hat noch auf die Schnelle Fonduegabeln herbeigezaubert. Das wäre sonst wohl schwierig geworden – Käsefondue mit dem Suppenlöffel?
Und sie hat heute meinen Besuch am Bahnhof eingefangen und nach Hause gebracht. Oh! Das erfüllt mein Bedürfnis nach Gesehen werden, Unterstützung, Leichtigkeit, Gemeinschaft, Wärme, Verbindung, ja sogar nach Liebe. Danke! Danke!
Ich bin dankbar für eine Einladung zum Mittagessen. Die Mittagsjungs, alles Herren um die 50, haben mich mitgenommen zur Curry-Queen, einem Lokal, in dem es eine erstklassige Currywurst gibt. Wir hatten eine wunderbare Pause voller Humor, gutem Essen, Gemeinschaft, Leichtigkeit und Verbindung.
Ich bin dankbar für den Anruf des Freundes, der mir den Kürbis per Post geschickt hat. Fast eine halbe Stunde konnten wir plauschen, dann hatte uns der Alltag wieder am Wickel. Aber diese halbe Stunde nährt unsere Verbindung.
Ich bin dankbar für meinen Besuch, der irgendwie gar nicht wie Besuch ist. Es fühlt sich eher so an, als sei er einfach länger nicht da gewesen, gehöre aber hier her. Sehr schön und bereichernd!
Gerald Jampolsky hat als vorletzte Übung einen besonderen Leckerbissen, den ich sehr schätze:
Lektion 23
Heute werde ich
meine Mitgliedschaft
im Club der Wartenden kündigen
Oh ja! Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich Dinge nicht angefasst, losgetreten, weiter verfolgt oder beendet habe. Ich bin Ehrenpräsidentin im Club der Wartenden. Warten auf einen Anruf, Warten auf Klarheit, auf ein Wort, auf Verbindung, Warten auf mehr Gehalt… die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Gern übergebe ich damit die Verantwortung für mein Leben der Gegenseite, dem anderen. Inzwischen ist mir natürlich längst klar: If you want something done, do it! Wenn du willst, dass etwas getan wird, tue es (selbst). Also, nicht warten, dass jemand anruft, sondern selbst zum Hörer greifen.
Vor diesem Schritt schrecke ich noch immer gelegentlich zurück. Schade eigentlich. Wie lange ist eigentlich die Kündigungsfrist?
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein friedliches Weihnachtsfest.
Ich leide an einem akuten Anfall von Alzheimer.
Am Wochenende hatte ich für Weihnachten ein Rezept rausgesucht und die Zutaten aufgeschrieben. Die wurden heute geliefert, aber auch noch zweistündiger Suche in meiner Kochbuch-Bibliothek habe ich das Rezept nicht wieder gefunden. Aber die Backobst-Sauce, die ich heute Abend zusammengeworfen habe, war mal extrem lecker. Na, ist sie noch. Gibt es morgen zu Kartoffelklößen. Vegetarische Weihnachten – was für eine Herausforderung.
Hier stapeln sich inzwischen die Weihnachtsgeschenke. Ich bin ganz irritiert, von wie vielen verschiedenen Seiten mich die Grüße erreichen. Das gilt alles mir? Jedenfalls steht mein Name drauf. Wie wunderbar. Unter anderem bekam ich heute ein Paket von Fehmarn mit einem Kürbis und zwei köstlichen Gläsern Pflaumenmus. Da kann man doch nur dankbar sein. Dankbar bin ich auch meiner lieben Freundin, die heute für mich shoppen war und mir das Zeug bei Sturm und Regen nach Hause geschleppt hat. Und die heute den Schlüssel gehütet hat, denn es musste wieder ein Handwerker ins Haus.
Dankbar bin ich dafür, dass ich in einer bestimmten Situation die Ruhe bewahren konnte und mich entspannt zurücklehnen. Das fällt mir sonst nicht gerade leicht.
Ansonsten möchte ich darauf vertrauen, dass ich das geplante Weihnachtsessen auch hinkriege, wenn das Rezept nicht wieder auftaucht. Jedenfalls sieht es im Moment ganz so aus.
Jampolski hat für den 22. die folgende Lektion parat:
Lektion 22
Heute vergebe ich meinen Eltern von ganzem Herzen und entlasse uns alle aus der Vergangenheit
Ach, wie weiß noch:
Als ich die Bücher von ihm damals gekauft habe, war das wirklich ein Thema für mich. Heute kann ich sehen, dass meine Eltern es so gut gemacht haben, wie sie konnten. Für mich würden da besser andere Familienmitglieder stehen. Es ist mir schwer zu vergeben, und dabei weiß ich, dass auf Groll und Entfremdung kein Segen liegt. Gleichzeitig merke ich, dass ich wirklich Abstand brauche.
Alles nicht so einfach. Auch nicht zwei Tage vor Weihnachten.
Heute hat der Fernsehtechniker alles bei mir fertig angeschlossen, Stecker repariert, Leitungen verlegt. Ich glaube, ich muss heute Abend noch voller Dankbarkeit zehn Minuten auf dem Liegesofa verbringen, fernsehen und das Leben genießen. Außerdem sind schon wieder zwei unerwartete Weihnachtsgeschenke bei mir eingetroffen. Ein drittes musste gleich aufgegessen werden.
Ich hatte eine Mail, die mich sehr gefreut hat, und ich bin dankbar, dass ich mit der Arbeit einigermaßen auf dem Laufenden bin.
Nicht ganz unerwartet hat mir heute ein Mensch seine Verbundenheit und Dankbarkeit ausgedrückt, der in meinem Leben lange eine wichtige Rolle gespielt hat. Das hat in mir warme Gefühle ausgelöst. Warm, leicht, vertraut. Wohlig. Verbunden. Meine Bedürfnisse nach Respekt, Wertschätzung, Gesehen werden, Gemeinschaft, Austausch und Unterstützung waren damit zu 1000 Prozent erfüllt. Whow! Schön, mich damit noch mal zu verbinden.
Und ich bin dankbar, dass ich heute eine Unterrichtseinheit für die Übungsgruppe zum Thema Dankbarkeit aus dem Hut zaubern konnte. Das hatte ich schon 2009 ausgearbeitet. Ein bisschen umfangreich, aber inhaltlich sehr zu meiner Zufriedenheit.
Ich bin heute auch dankbar, dass wir pünktlich Schluss gemacht haben, denn das erhöht die Chancen, dass ich vor Mitternacht ins Bett komme.
Gerald Jampolsky bietet als heutige Lerneinheit an:
Lektion 21
Heute beschließe ich,
anderen keine Vorschriften mehr zu machen
Nun ja. Heute werde ich nicht mehr so viele Leute treffen, nehme ich mal an. Tagsüber ist es mir ganz gut gelungen, mich mit Vorschriften zurückzuhalten. Aber der Vorsatz ist ja auch für morgen klasse. Ich glaube, ich schreibe mir eine Erinnerung.
Heute geht echt nichts mehr. Ne Scholle ist gegen mich ein Kugelfisch.
Dankbar bin ich für
* einen Brief von Maite Kelly mit ein paar Ohrringen. Ungelogen!!!
* ein obernettes Telefonat mit Anna-Maria.
* den Feierabend.
* Die Rechnung vom Klempner. Nicht höher als erwartet. Puh.
* Eine Bitte um Empathie aus unerwarteter Ecke. Ein Kompliment für mich, finde ich.
* ein First-Aid-Empathie-Telefonat, dass ich heute Morgen trotz Stress und Druck einschieben konnte und das mutmaßlich hilfreich war.
* das leckere Hühnerfrikassee in der Kantine.
* ein schönes Dienstag-Abend-Telefonat.
* dass es heute mehrere Situationen gab, in denen ich meine Kompetenz fühlen konnte: Freude, Wärme, Leichtigkeit, sicherer Stand.
Ich bin mir dankbar, dass ich mir erlaube, an dieser Stelle ins Bett zu gehen und Euch die heutige (Jampolsky-)Nuss zum Knacken überlasse.
Lektion 20
Es gibt keinen Feind, nur den Konflikt in
meinem eigenen Denken
Tempus fugit – die Zeit rast! Und ich wollte schon eine Stunde im Bett sein, weil ich vergangene Nacht so schlecht geschlafen habe. Stattdessen stelle ich etwas für eine liebe Kollegin zusammen, die Samstag Geburtstag hatte. Ich habe ich eine CD/DVD von Eric Clapton und Wynton Marsalis geschenkt und zu meiner Begeisterung war sie begeistert. So macht Schenken RICHTIG Freude, wenn andere sich einfach so richtig über ein Geschenk freuen. Wunderbar, ich bin beglückt. Beglückt bin ich auch über ein Päckchen mit einer entzückenden kleinen Tasche und einem zauberhaften Kopfkissenbezug mit lauter Katzen drauf. Ach, ich werde verwöhnt! Dazu duften diese Liebesgaben auch noch nach Wildrose!
Also: Danke, dass sich die Freundin gefreut hat und Danke für die Geschenke. Danke, dass ich heil nach Hause gekommen bin. Ein Kollege hat heute die Nachricht bekommen, dass ein Mitglied seiner Familie ermordet wurde. So was sieht man doch sonst nur im Krimi, das kann doch nicht wirklich Menschen in echt passieren, nicht Menschen, die ich kenne und lieb habe! Ich bin in der dunklen Jahreszeit abends spät nicht gern allein unterwegs. Heute war alles gut.
Ich bin dankbar für die nette Mittagspause mit meinen Kumpels und für den kurzen Besuch eines früheren Kollegen. Schön, immer mal wieder Verbindung zu haben! Und jetzt werde ich dankbar ins Bett trotten, allerdings nicht ohne Euch den Jampolsky des Tages zu servieren (ist es Euch schon langweilig? Heiligabend ist Schluss damit…)
Lektion 19
Meine Beziehungen haben für mich nur noch den Sinn, Verbundenheit statt Getrenntheit zu fördern
Ja, vielen Dank auch, Herr Jampolsky. Es gibt einen Grund, warum auf meinen Bedürfniskärtchen drauf steht: Ist meine Absicht Verbindung?
Bin ich bereit, einen Weg zu finden, bei dem meine UND die die Bedürfnisse des anderen erfüllt werden? Bin ich bereit, meine bevorzugte Strategie aufzugeben?
Ja, noch steht da „aufzugeben“. In der nächsten Fassung wird dort stehen: Bin ich bereit, meine bevorzugte Strategie in Frage zu stellen?
Ich habe heute zu meinem Kummer wieder gespürt, wie meine „Rechthaberei“ der Verbindung im Weg steht. Ich finde es leicht mich mit jemandem wie Gabriel oder Corinna oder Christel oder Markus zu verbinden, weil wir alle miteinander davon ausgehen, dass jeder zu jeder Zeit sein Bestes gibt und wir sind bereit, beim anderen wunderbare Bedürfnisse zu vermuten, auch wenn wir die Strategie nicht feiern können. Aber im Gespräch damit konfrontiert zu sein, wie der andere mich bewertet, tadelt, kritisiert, die Hälfte weglässt und ich bin dann die Böse – uff. Es gelingt mir nicht, Verbundenheit zu erreichen. Dann brauche ich Schutz, Respekt und Abstand. Und wenn ich dann für mich sorge, dann bin ich mir wieder ein Stück dankbar.
Da schließt sich der Kreis, würde Dittsche jetzt sagen.
Eine befreundete Trainerin hat mir einen interessanten Kommentar zu meinem letzten Artikel geschrieben:
„… Und klar ist es sinnvoll sich zu entscheiden – ich frage mich nur, ob man das kann, wenn eine Quelle so heftig sprudelt?
Kann, ohne einen wesentlichen Teil von sich abzuspalten?
Wie komme ich zu freier Entscheidung darüber, wer ich sein will?“
Die Frage finde total spannend! Habe ich das überhaupt selber in der Hand? Kann ich selbst entscheiden, wer ich sein will?
In der GFK gibt es ja das Axiom, dass niemand etwas tut, für das er sich nicht entscheidet. Oder positiv formuliert, ich entscheide mich für alles, was ich tue.
Ich möchte die Einschränkung hinzufügen, dass ich mich nicht unbedingt für alles bewusst und eigenmächtig (self-empowered) entscheide, oder auch alles will, wofür ich mich entscheide.
Und an der Stelle wird es interessant. Was führt mich dazu, bewusste Entscheidungen zu treffen? Was veranlasst mich, bewusst über mein Leben nachzudenken, eine Vision von dem zu entwickeln, was ich sein will, meinen eigenen Lebensplan zu erspüren und Schritte in Richtung Freiheit und Selbstverwirklichung zu gehen?
Ich muss natürlich nichts bewusst entscheiden, ich kann mein Leben auch rein passiv leben. Dann stoßen mir die Dinge halt irgendwie zu und ich darf reagieren. Das muss noch nicht mal unangenehm sein, ich kann auf die Weise auch schlafwandlerisch alle meine Bedürfnisse erfüllt bekommen wenn es gut läuft. Ich bin mir dessen dann halt nur nicht wirklich bewusst, ich weiß dann nicht, welche Kräfte am Werk sind, was von mir kommt und was von außen, ich sammle dann wenig Erfahrung darin, mein eigenes Leben zu gestalten und in eine Richtung zu lenken die meinem Geist oder meinem Körper gefällt. Schlecht ist das nicht, sowenig wie der Kindergarten im Vergleich zur vierten Klasse schlecht ist.
Aber es ist eben nur ein Teil dessen, was das Leben für mich bereithält. Wenn ich mein Leben wirklich wach lebe kann ich die Höhen und Tiefen wesentlich aktiver genießen und auskosten. Insofern ist diese bewusste Entscheidung für mich sehr wertvoll. Um das aber überhaupt einmal zu merken brauch es oft eines Aufwachens.
Menschen wie mein leidender Kommilitone haben sich wahrscheinlich noch nicht aktiv und bewusst dafür entschieden, welche Richtung ihr Leben nehmen soll. Das verurteile ich nicht, im Gegenteil, ich habe ja selbst noch tausend blinde Flecken die ich noch nicht angeguckt habe. Und wahrscheinlich brauchen sie auch noch einiges an Empathie oder Begleitung, bis sie wirklich an ihrem Kern angekommen sind.
Ich habe allerdings bei manchen den Verdacht, dass Empathie ihnen eher hilft, ihren Zustand länger auszuhalten. Dass sie Zuhören eben nicht dafür nutzen, sich zu klären um etwas zu verändern, sondern um weiter das marode System aufrechtzuerhalten. In dem Fall halte ich Ehrlichkeit für sinnvoller, in seinem Fall vielleicht die Ehrlichkeit, dass ich mir das nicht länger anhören möchte, weil ich Bedürfnisse nach Sinnhaftigkeit und Verbindung habe, und seine Worte nicht dazu beitragen sie zu erfüllen. Und dass ich auch nicht die Kapazitäten dafür habe, ihm so zuzuhören, wie er es bräuchte. (Wahrscheinlich würde ich es anders ausdrücken)
Irgendwie bezweifle ich, dass er schon oft von irgendwem ein ehrliches Feedback bekommen hat – ehrlich im Sinne von „ich fühle und brauche“, nicht im Sinne von „du bist zu anstrengend“. Vielleicht würde es ihm helfen, wirklich mal klar zu sehen, was er da macht, und auch tatsächlich mal Empathie anzunehmen wenn sie irgendwoher kommt.
Ich möchte aber noch erwähnen, dass Empathie meiner Meinung nach nicht dazu dient, Gefühle oder Leiden „abzustellen“. Sehr oft ist es ein Resultat der Empathie, dass sich Probleme und schwierige Gefühle leichter ertragen lassen, vielleicht sogar auflösen. Und wichtig dafür ist paradoxerweise grade, die Gefühle anzunehmen und zu betrachten, ohne sie wegmachen zu wollen. Vielleicht ist es noch nicht an der Zeit, dass sich bei mir ein Schmerz auflöst, weil ich noch nicht gesehen habe, womit er zusammenhängt und was ich daraus lernen kann. Das gilt es dann erst einmal herauszufinden.
Denn vielleicht ist es sogar so, dass wir Schwierigkeiten, Probleme und Leiden in unserem Leben brauchen, um uns weiterzuentwickeln. Es gibt da diesen Witz wo sich der bisher stockstumme fünfjährige Peter plötzlich am Frühstückstisch beschwert, die Marmelade sei alle. Die Eltern sind ganz schockiert, weil sie schon alles versucht haben, um ihn zum Sprechen zu bewegen. „Bisher war doch alles perfekt“ meint Peter da nur.
So ähnlich denke ich mir manchmal das Leben. Wir kommen auf diese Welt und nehmen erst mal das, was wir vorfinden, als gegeben hin. Sind unsere Eltern religiös, Vegetarier, gewalttätig? So funktioniert das Universum halt, so funktioniert bald auch unser Denken. Als Kinder übernehmen wir erst einmal alles von unseren Bezugspersonen, nehmen sie als Orientierung ohne uns bewusst abzugrenzen. Das muss noch nicht einmal heißen, dass wir dieselbe Meinung haben wie sie. Es heißt einfach, dass wir nur einen bestimmten Ausschnitt der Realität sehen und mit der Gesamtheit verwechseln.
Das erste Mal wo wir uns selbst positionieren kommt spätestens und hoffentlich in der Pubertät, wo wir vieles ablehnen, unseren eigenen Weg gehen wollen, oft ist es ein wahres Ringen um das eigene Selbst. Aber nicht nur die Pubertät, jede Situation in unserem Leben, wo unsere erlernten Schemata nicht mehr funktionieren, ist eine Chance zur Weiterentwicklung des eigenen Selbst. Wenn wir zum Beispiel ein Buch lesen, einen Vortrag hören oder uns mit jemandem unterhalten und denken uns „so ein Quatsch“, „das ist falsch“, oder irgendso etwas, immer dann haben wir die Möglichkeit, etwas neues zu lernen. Was wir als richtig erachten kennen wir ja schon, deswegen können wir nur neues lernen, wenn wir uns auf „falsche“ Ansichten einlassen.
Auch Krankheiten, Krisen, Schicksalsschläge, Depressionen und andere psychosomatische Erkrankungen sind meiner Meinung nach gute Weckrufe, die leider viel zu häufig nicht als solches gedeutet werden. Ich habe Menschen kennengelernt, die erst drei (!) Herzinfarkte brauchten, um sich wirklich bewusst mit ihrem Leben auseinanderzusetzen. Das wünsche ich niemandem, und doch kann so etwas manchmal nötig sein, weil sonst einfach keine Veranlassung besteht, sich wach mit dem eigenem Leben auseinanderzusetzen.
Nicht umsonst kommen die meisten Menschen eher mit Konflikten als mit freudigen Ereignissen in GFK Gruppen. Ich kann mir auch Empathie holen wenn ich mich freudig erregt, dankbar, wohlig gestimmt, geborgen fühle. Auch diese Gefühle kann ich mit einfühlsamer Begleitung wesentlich intensiver erleben. Aber wie viele kommen auf den Gedanken, bei ihren Empathie Buddys anzurufen wenn es ihnen grade so richtig gut geht? (Probiert es mal aus, es lohnt sich)
🙂
Wenn wir in unserem Leben Hindernissen oder fremden Ansichten gegenüberstehen haben wir also jedes Mal die Wahl, stehenzubleiben und zu leiden oder sie zu erklimmen und zu wachsen. Das Leben hat da keine Präferenz, ich bekomme ein und dieselbe Aufgabe immer und immer wieder gestellt, bis ich mich von ihr löse, eine Lösung von ihr finde um nicht länger daran zu kleben. Aber ob das heute oder morgen oder im nächsten Leben geschieht spielt keine Rolle, es gibt keinen Highscore.
Die Frage bleibt, kann ich mich frei für das eine oder andere entscheiden?
Eine endgültige Antwort wird es auf diese Frage glaube ich nie geben. Deswegen möchte ich einfach so tun als ob und mich weiterhin an meiner Weltsicht freuen. Selbst wenn ich Unrecht haben sollte macht mir das Leben so jedenfalls wesentlich mehr Spaß 😉
>>Darum scheint mir das, was ist, gut, es scheint mir Tod wie Leben, Sünde wie Heiligkeit, Klugheit wie Torheit, alles muss so sein, alles bedarf nur meiner Zustimmung, nur meiner Willigkeit, meines liebenden Einverständnisses, so ist es für mich gut, kann mich nur fördern, kann mir nie schaden.<<