Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 18. Dezember

Hallo, Welt!

Ich bin dankbar.
Dankbar für die SMS aus Göttingen gestern Abend, mit der drei GfK-Mädels die Weichen für eine grandiose Silvesterfeier gestellt haben. Denn das hat heute einiges an Mailverkehr verursacht und nun gibt es eine wunderbar beglückende Verabredung für den Jahreswechsel.

Dankbar bin ich meinem Sohn, der sich bei mir gemeldet hat. Ich wünsche mir, dass ich bei schwierigen Gesprächen noch besser im Giraffenmodus bleiben kann, und dem Drang mich zu erklären besser widerstehe, als es mir heute gelungen ist. Anscheinend ist der Schmerz bei mir aber einfach zu groß; mehr als ich in dem Gespräch geleistet habe, war heute nicht möglich und ich möchte mit dem zufrieden sein, was heute machbar war.

Dankbar bin ich für den zauberhaften Besuch, den ich heute hatte. Er wollte gar nicht entertained werden, sondern schien ganz zufrieden damit fernzusehen, während ich einen recht großen Korb Bügelwäsche weggefiedelt habe. Das erfüllte aufs Wunderbarste mein Bedürfnis nach Gemeinschaft, Verbindung, Austausch, Nähe, Wärme und Leichtigkeit. DANKE!

Ein Dank geht auch an mich, dass ich mir wirklich Pausen und sogar einen wenn auch späten Mittagsschlaf gegönnt habe.
Überhaupt war mein Tag heute voller Verbindung und Austausch, Wertschätzung und Unterstützung, das möchte ich feiern.

Gerald Jampolsky hat für heute im Angebot:

Lektion 18

Ich sehe keinen Wert mehr darin, daß ich
mir oder anderen Vorwürfe mache

Äh. Ja.
Super. Das hätte ich gern während des Gesprächs mit meinem Sohn vor Augen gehabt. Natürlich sehe ich da keinen Wert mehr drin. Da hat noch nie ein Wert drin gelegen. Wozu soll das (denn) gut sein, pflegte ein langjähriger Freund gern zu sagen. Zu nichts, Leute, zu nichts!!! Ich gebe mein Bestes, mein Sohn gibt mein Bestes, wir alle versuchen zu jedem Zeitpunkt nur auf unsere beste Art unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir es besser könnten, würden wir es besser tun…
Nach diesem Bericht auf Arte über das automatische Gehirn ist allerdings mein Vertrauen, dass die Erkenntnis von der Großhirnrinde mal da hinsickert wo eigentlich die Entscheidungen getroffen werden, deutlich geringer. Aber in dem Bericht heißt es auch, dass man neue Möglichkeiten üben kann und dass das Gehirn elastisch genug ist, um neue Lösungen zuzulassen. Also bleibt wenigstens noch ein bisschen Hoffnung.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 17. Dezember

Hallo, Welt!

Wofür möchte ich heute danken? Zum einen war ein Päckchen in der Post von Ursula in Bremen. Uih, hübsch bemalt und es klappert… Ich werde es erst Weihnachten öffnen. Aber gefreut habe ich mich schon heute. Ich bin auch dankbar für die wohltuende Fußpflege, die mir heute zuteil wurde. Das tat mir richtig gut. Im Gespräch habe ich deutlich gespürt, wie unterschiedlich wir Menschen sind, und wie verschieden wir auf bestimmte Herausforderungen reagieren. Die Person, die mir die Behandlung angedeihen ließ, fand Sachen bemerkenswert, die ich für völlig normal hielt, und andere Dinge waren für sie normal, die mich fast aus den Latschen kippen ließen. Äh – na ja, ich hatte keine an.

Ich bin dankbar dafür, dass ich mir heute Pausen gegönnt habe. Es ist nicht ganz ein Do-nothing-Tag geworden, aber ich habe einen Mittagsschlaf gehalten und auch sonst den inneren Drohungen widerstanden, ganz viel zu richten. Zwei Maschinen Wäsche sind durch, ich war in der Heißmangel und habe für Weihnachten Brot vorbestellt – das muss reichen für einen Samstag.

Und ich bin dankbar für ein Telefongespräch. Wenn Männer weich sind, sind sie nicht sexy? Oh Himmel, hört denn diese Scheiße nie auf? Was ist weich? Warum soll ein Mann nicht seine Traurigkeit zum Ausdruck bringen dürfen? Was soll daran unmännlich sein? Vielleicht dürfen Frauen ja auch eines Tages tough sein und ihre eigenen Ziele verfolgen und bleiben trotzdem als Partnerin interessant. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch erlebe, aber wünschenswert finde ich das auf jeden Fall.

Ach, und das schöne Telefonat wegen meiner Silvesterpläne! Ja, ich werde gesehen, es gibt Menschen, die verbringen gern Zeit mit mir… Hurra!

Gerald Jampolsky hat eine Lektion zusammengestellt, die 1:1 von Marshall Rosenberg stammen könnte:

Lektion 17

Ich erkläre
inneren Frieden zu meinem Lebensziel

Es gibt ein Poster bei Junfermann, das geradezu perfekt dazu passt:
Das Poster kostet bummelig acht Euro. Und im Grunde ist das genau so ein Ding wie „ich habe die Wahl, in jedem Menschen Liebe oder Angst zu sehen.“ Ich entscheide, was ich sehe. Na ja. In meiner Pause habe ich heute einen sensationellen Bericht auf Arte gesehen, meinem Lieblingssender.
und danach frage ich mich, was ich eigentlich wirklich selbst entscheide. Zumindest hilft mir GfK, gelegentlich die Großhirnrinde zuzuschalten. Denn ansonsten werde ich wohl mehr gesteuert als dass ich selbst wirklich unbeeinflusst von Mustern und Vorauswahlen aktiv werden kann. Ganz schön frustrierend, wenn man sich bewusst macht, wie wenig man eigentlich wirklich selbst entscheidet. Der Beitrag blieb für mich die Antwort auf die Frage schuldig, warum ich mich in jemanden verliebe. Gelernt habe ich, dass ich es nicht beeinflussen kann und dass die ersten Monate der Verliebung im Drogenrausch ablaufen. Na ja, neu war mir letzteres ehrlich gesagt nicht.

Also, es sind meine Muster. Prima. Wenigstens nicht die Gene. Und im Beitrag habe ich auch gelernt, dass ich neue Muster einüben kann. Da frage ich mich doch, ob sich das in meinem Alter noch lohnt. Aktuell merke ich gerade, dass die Not eines bestimmten Menschen diesen Menschen nicht begehrenswerter macht. Das ist ein Lernerfolg. Na, wenn das kein Grund für Dankbarkeit ist!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 16. Dezember 2011

Hallo, Welt!

Wofür bin ich heute dankbar? Knurr. Mir fällt gerade nichts ein. MIR bin ich dankbar. Ich war beim Sport. Und ich hatte vorhin eine Anliegenarbeit am Telefon, und mein Gegenüber gab mir die Rückmeldung, dass meine Infos und Einfühlung hilfreich waren. Da war ich total dankbar. Mir, meinem Gegenüber, Gerhard und Kirsten und all den anderen wunderbaren Trainern, bei denen ich lernen darf.

Also: Wenn ich zum Sport gehe, bin ich mir dankbar, weil ich etwas für meine Gesundheit und mein Wohlbefinden tue. Ich nehme mich Ernst und ich kümmere mich um das Bedürfnis nach Bewegung und Stressabbau. Ich bin zufrieden.

Ich bin dankbar für das Labskaus, das es heute Mittag in der Kantine gab. Glückliche Fügung: Es gab keinen Fisch dazu, der war versehentlich nicht geliefert worden. Das ganze sah zwar aus wie Spiegelei auf Erdbeerquark, schmeckte aber klasse!

Ich nähere mich dem Stadium, dass ich einer neuen Herausforderung dankbar bin. In einem persönlichen Austausch war ich heute Nachmittag noch ein bisschen verwirrt, im Schmerz, zeitweise wütend, traurig, einsam und hilflos. Inzwischen bin ich bei mir angekommen und kann auch mein Gegenüber wieder sehen. Geradezu grandios passt zu diesem Erleben die heutige Weisheit von Gerald Jampolsky:

Lektion 16

Ich habe die Wahl, in jedem Menschen Liebe oder Angst zu sehen

Dieser Satz gehört zu meinen absoluten Lieblingszitaten. Das ist so wahr für mich! Jampolsky schreibt in seinem Buch „Liebe ist die Antwort“ dazu: Wenn wir einen Menschen als ängstlich wahrnehmen, den wir vorher als unseren Angreifer gesehen haben, geht uns innerlich ein Licht auf, und wir stellen fest, dass wir nach Möglichkeiten suchen, Hilfe zu leisten. Wir entdecken, dass wir wirklich die Wahl haben, die Welt entweder nur als einen Ort von Angriff und Verteidigung zu sehen oder als Platz, an dem sowohl Liebe wie auch Angst existieren.
Im Grunde plädiert Jampolsky hier genau wie Rosenberg dafür, sich von einer Welt aus Richtig oder Falsch zu verabschieden. Aus eigenem Erleben kann ich sagen: Wenn ich durch das Verhalten eines anderen Menschen sehr irritiert bin – so wie es mir heute Nachmittag ging – hilft mir die Frage, ob ich Liebe oder Angst sehen kann. Heute Nachmittag war es Angst. Auch ich hatte Angst, vor Zurückweisung und Ablehnung. Jetzt kann ich Liebe sehen. Für mich. Aber auch für die Äußerungen meines Gegenübers. Das Leben ist schön. Ich bin dankbar.

So long!

Ysabelle

Ach… ich bekam heute einen Tannenbaum geschenkt. Dafür bin ich natürlich auch dankbar. Und für die Pakete, die bei mir ankamen. In einem waren Nudeln, Nudelsauce, Olivenöl und Balsamico, im anderen Kataloge für eine neue Tür. Ich kann mich noch nicht entscheiden, was ich toller finde…

Dankbarkeit: 15. Dezember

Hallo, Welt!

Heute nur eine kurze Meldung. Ich komme gerade von der Weihnachtsfeier und freue mich, einige Kollegen wiedergesehen zu haben, die ich schon länger nicht gesprochen hatte. Und jetzt bin ich mir dankbar, dass ich den Weg nach Hause finde, obwohl die Party gerade erst richtig los geht.

Gerald Jampolsky hat wieder eine Nuss zu knacken, die ich heute mal Euch überlasse. Ich freue mich über Rückmeldungen dazu.

Lektion 15   

Ich bin entschlossen, alle meine Wahrnehmungen
als Spiegelungen meiner eigenen Gedanken zu betrachten

Na, das ist doch eine schöne Herausforderung. Bin gespannt, was Euch dazu einfällt.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 14. Dezember

Hallo, Welt!
Corinna hat mich darauf gebracht noch einmal zu reflektieren, warum ich das hier mache. Warum schreibe ich über Dankbarkeit? Warum „verpflichte“ ich mich, hier abends herzukommen und meinem Gehirn etwas über Dankbarkeit abzuringen?

Ich merke, dass es immer dann nicht hinhaut, wenn ich es als Verpflichtung wahrnehme, wenn dahinter ein „Muss“ steckt. Die inneren Kommentare sind dann gern vorwurfsvoll: Du wolltest doch… du hattest doch zugesagt, versprochen… Das sind dann keine freudvollen Minuten.

Es gibt aber noch eine andere Energie. Manchmal macht es allerdings ein bisschen Arbeit, mich mit ihr zu verbinden. Ein Hauch von Scham wird mitgeliefert: Dir geht es so gut! Und andere Menschen haben kein Zuhause…
Der Bettler, der immer am Seiteneingang von Kaufhof saß, ist schon seit Tagen nicht mehr da. Ist es der Obdachlose, bei dem die Sanitäter am Montag versucht hatten, ihn zu reanimieren? Mein Kollege hatte die Szene im Vorbeigehen beobachtet…

Andere Menschen haben keine Arbeit. Andere Menschen kriegen kein Gehalt oder müssen sich Sorgen machen, wie sie ihre Miete bezahlen können. Ich habe es warm, ich habe nette Kollegen, es gibt Menschen, die echtes Interesse an mir haben. Ich finde Unterstützung und Wärme, Gemeinschaft, Verbindung, Humor, Wertschätzung… Ich bin reich!

Wofür bin ich heute besonders dankbar?
Für mein schönes Zuhause! Und für die hilfreichen Geister, die mit dafür sorgen, dass es so schön bleibt. Oder sogar noch schöner wird! Ich bin dankbar für die Unterstützung meines Freundes, der die ganze Technik für mich pflegt, updatet, hostet, nach dem Rechten guckt, wenn es irgendwo klemmt. Heute bin ich auch besonders dankbar für ein Telefonat. Ich habe mich nämlich was getraut! Zuhören und Einfühlung geben kann ich ganz gut. Aber mich zeigen und sagen, wie es mir geht und was ich will – das ist schon hohe Schule. Und heute habe ich es gewagt und es hat sich gut angefühlt. Ich möchte auch ein Gespräch wertschätzen, das ich gestern Abend geführt habe. Im Grunde ging es dabei genau um diesen Themenkreis: Wie geht es dir & wie geht es mir/ was brauchst du & was brauche ich?! Es liegt kein Segen darin, wenn ich nur um den anderen kreise und keine Rückkopplung zu mir selber vornehme, mich auch nicht äußere, offenbare… Wir beide haben die gleichen Rechte und die gleiche Wichtigkeit. Was brauchst du, was brauche ich… Empathie ohne Selbstempathie ist Co-Abhängigkeit, ich zitiere es immer gern wieder. Und gestern und heute ist mir das noch einmal besonders deutlich geworden. Zu meiner Freude und Bereicherung.

Ich bin auch dankbar, dass ich mithilfe einer Hotline das Weihnachtsgeschenk für meine Mutter organisiert bekam. Und dass ich ein schönes Buch für meinen Vater fand. Ich bin dankbar, dass ich gesund bin. Es geht mir gut.

Gerald Jampolsky lädt mich heute wieder ein, meine bisherige Haltung in Frage zu stellen:

Lektion 14

Verletzen können mich nur
meine eigenen Gedanken
und Einstellungen

Heute habe ich viel über Projektionen gehört. „Das war eine Projektion. Da habe ich eine Projektion gehabt“. Das ist eine gute Gelegenheit, sich zu verletzen. Ich spüre förmlich das „autsch“ hinter diesen Worten. Ich hätte doch wissen müssen, dass das alles nur Schein ist, dass ich mir selbst etwas vormache… Ich glaube, wenn ich etwas erreicht habe in Sachen GfK, dann ist es eines: Diese verurteilenden inneren Stimmen bei mir und anderen wahrzunehmen und zu übersetzen. Ja, ich bin auf dem Weg zu aufrichtiger Selbstliebe. Wenn das kein Grund für Dankbarkeit ist…

So long!

Ysabelle

Gnade

Hallo Ihr Lieben!

Ich hatte neulich beim GFK-Netzwerk Treffen eine interessante Unterhaltung über Gnade. Bei dem Wort stellen sich mir normalerweise sofort die Nackenhaare auf. Gnade, unverdiente Güte, all das wurde in dem christlichen Kontext in dem ich groß geworden bin ungefähr so interpretiert:

>>Wir Menschen sind sündig, fehlerhaft, haben eigentlich überhaupt keine Daseinsberechtigung. Dass Gott uns duldet und vielleicht, ganz vielleicht leben lässt kommt nur durch seine Gnade zustande, verdient hätten wir es nicht.<< Na, Hallelujah!

Meine Partnerin in unserer Übung verstand das Wort ganz anders, freundlicher, liebevoller, positiver. Ich glaube ich kann es nicht mehr exakt wiedergeben, so wie sie es mir beschrieben hat. Und gleichzeitig hat es meine Sicht auf Gnade geändert:

Etwas geschenkt bekommen kommt mir jetzt in den Sinn.

Manchmal ist es doch so: Wir können Seminare besuchen, üben bis der Arzt kommt, meterweise Bücher lesen, die GFK immer besser verinnerlichen – wenn es drauf ankommt, Verbindung zu erzeugen, können wir nichts erzwingen. Die letzten Meter müssen einem geschenkt werden.

Besonders in der Heilungsarbeit wird mir das immer wieder bewusst, ob ich nun selber im Prozess bin oder jemanden begleite spielt dabei keine Rolle. Ich kann zwar meine Fähigkeiten einbringen, Methoden benutzen, einen Rahmen schaffen, den Raum halten, was auch immer – tiefe Verbindung, Heilung durch Empathie ist nichts was Ich zuwege bringe. Die „geliebte göttliche Energie“ wie Rosenberg sie nannte trägt die Heilung mit sich, und das Beste, was ich tun kann ist, das demütig anzuerkennen und mein Ego aus der Gleichung rauszunehmen.

Ich heile nicht. Manchmal wird mir das Geschenk gegeben, das durch mich Heilenergie fließt. Aber ich möchte nicht dem Irrtum verfallen, ich könnte das willentlich hervorbringen oder erzwingen. Ich möchte einfach lernen, alles anzunehmen was da kommt, zu folgen, ohne einen Weg im Kopf vorgezeichnet zu haben und neugierig zu sein, auf das, was da kommt. Vielleicht bekomme ich dann ein Geschenk…

“ Auf dem Bauch liegend zog [Artréju] sich weiter, dann hob er langsam den Blick und sah einen spiegelblanken, elfenbeinernen Bergkegel und auf dessen Spitze den blendend weißen Magnolienpavillon. Kein Weg führte hinauf, keine Treppe.

Artréju ließ den Kopf auf die Arme sinken.

Niemand, der je dort hinaufgelang ist und noch hinaufgelangen wird, kann sagen, wie er dies letzte Stück wegs zurückgelegt hat. Es muß einem geschenkt werden.“

Michael Ende, Die unendliche Geschichte

Markus

 

Ist das wirklich ein Bedürfnis?

Hallo Ihr Lieben!

Eine beliebte Beschäftigung in GFK Kreisen scheint die Beschäftigung mit Bedürfniswörtern zu sein. Ist Sex ein Bedürfnis? Sicherheit? Wie steht es mit Effektivität?

Ich finde die Unterscheidung zwischen Strategie und Bedürfnis sehr wichtig für Klärung und Wachstum. Wenn ich wirklich an die Wurzel komme eröffnen sich mir viele neue Möglichkeiten.

Ich glaube allerdings, dass ich diese Unterscheidung nur für mich selbst treffen kann. Kein anderer Mensch kann mir sagen, ob ich Sicherheit brauche. Es kommt einerseits darauf an, wie gut ich mich und mein Leben kenne, ob ich hinter der Sicherheit noch andere Bedürfnisse sehen kann, für die Sicherheit eine Strategie darstellt. Und andererseits auch, was ich mit dem Begriff verbinde, welche gefühlsmäßigen Qualitäten und Konnotationen hinter dem Wort stehen.

Einer der Grundgedanken hinter der GFK Philosophie ist, den Blick nach innen zu wenden, aufs innere Erleben zu schauen statt auf äußere Autoritäten. Marshall maßt sich zum Beispiel in seinen Büchern nie an zu schreiben „das ist falsch“ oder „Das ist kein Bedürfnis“, er schreibt „ich bin derselben/anderer Meinung“. Und das finde ich wichtig! Denn ich kann 100mal anderer Meinung sein, wenn ich weiß, dass es keine richtige oder falsche Meinung gibt kann das zu fruchtbarem Austausch führen. Wenn ich mich daran erinnere dann kann ich das Rechthaber-Spiel in der Ecke verstauben lassen und mich viel interessanteren Fragen zuwenden, wie zum Beispiel:

„Was bedeutet Effektivität für dich?“

„Woran erkennst du, dass dein Bedürfnis nach Sicherheit erfüllt ist?“

„Wie fühlt sich das an, wenn dein Bedürfnis nach Abstand erfüllt ist?“

„In welchen Lebensbereichen ist dir Selbstentfaltung besonders wichtig?“

 

Markus

Dankbarkeit: 13. Dezember

Hallo, Welt!
Heute Morgen habe ich irgendetwas erlebt und fühlte mich dabei total dankbar. Ich dachte, das musst du dir merken für den Blog heute Abend, und jetzt kriege ich es nicht rekapituliert. Ist es das Alter, Alzheimer oder die Nachwirkungen vom gestrigen Kartenturnier? Oder bleibt Freude einfach nicht so gut haften?

Ein Ereignis erinnere ich: Als ich aus dem Zug ausstieg, sprach mich eine Bekannte an, die neulich meine Hummerhandschuhe bewundert hatte. Ich habe nämlich ein paar handgearbeitete Filzhandschuhe mit total coolen farbigen Elementen drauf, die perfekt zu meiner Snowboardhose passen, die ich aber auch so trage. Besagte Freundin, die am Wochenende so elegant meine Gardinen gekürzt hat, hat sie im Frühjahr für mich maßgefertigt. Also: Die Handschuhe fielen auf, und die Bekannte war begeistert zu hören, dass meine Freundin solche Fingerlinge auch mit allen möglichen Wappen und Logos machen kann – also auch mit der HSV-Raute… Ich habe also am Wochenende eine Visitenkarte übergeben und die beiden Frauen haben auch schon miteinander geklärt, dass mal sehr umgehend vier Paar Spezial-HSV-Handschuhe hergestellt werden… Und das erfuhr ich heute Morgen auf dem Bahnsteig. Ich habe mich riesig gefreut. Jetzt, da ich mich wieder mit den Gefühlen verbinde, merke ich, dass es wahrscheinlich genau dieses Zusammentreffen war, das mich heute morgen so tiefe Dankbarkeit empfinden ließ. Für die Kreativität meiner Freundin und dass ich dazu beitragen durfte, dass jemand anderes ein ganz großartiges Weihnachtsgeschenk hat.

Gerald Jampolsky hat als aktuelle Weisheit die Aussage:

Lektion 13

Es gibt noch eine andere Sicht der Welt,
und ich bin entschlossen, sie zu finden

und dazu kann ich auch noch etwas teilen, das Dankbarkeit in mir ausgelöst hat.
Die grandiosen GfK-Karten, die Gabriel gestaltet hat, sind aus der Druckerei gekommen und ich hatte sie am Samstag mit zum Hamburger GfK-Netzwerktag. Als ich sie wieder einsammelte, war der Satz mich mehr vollständig. Später bekam ich eine Nachricht, dass einer der teilnehmenden Menschen die „Zärtlichkeit“ zwischen seinen Unterlagen gefunden hat. Heute Abend haben wir uns kurz getroffen, damit ich die Karte wieder mitnehmen konnte. Was für eine – im wahrsten Sinne – berührende Begegnung! Mein Gegenüber, seit langem GfK-erfahren, hatte mit intensiven inneren Urteilen zu kämpfen. Und obwohl wir nur 20 Minuten Zeit hatten, konnten wir einige davon in einem anderen Licht sehen. Was soll falsch sein mit dem Bedürfnis nach Unterstützung und Gemeinschaft? Warum sollen wir nicht Sehnsucht nach Verbindung und Wärme haben dürfen? Es gibt eine andere Sicht der Welt, und wenn ich sie manchmal am Zipfel erwische, ist das ein Grund zu feiern. Ich bin dankbar, auch für das wunderbare Telefonat, das ich eben führen durfte.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 12. Dezember

Hallo, Welt!

Eben noch einmal mit meiner Dankbarkeit verbinden, bevor ich ins Bett kippe. Heute Abend habe ich am Weihnachtsturnier des Kartenspiel-Clubs teilgenommen, den ich vor fast 20 Jahren mit gegründet habe. Da ich berufsbedingt fast nicht mehr spiele, bin ich mit einem Dutzend roter Laternen nach Hause gekommen. LETZTE! Ich danke meiner Partnerin, die es den ganzen Abend mit mir ausgehalten hat. Und ich danke mir, dass ich mich nicht völlig zerfleischwolft habe, denn ich habe einfach ganz viel vergessen, seitdem ich nicht mehr regelmäßig spiele. Das stimmt mich traurig. Ich bin dankbar, in mein schönes Zuhause zu kommen. Und ich bin dankbar, so ein gemütliches Bett zu haben, in das ich gleich sinken kann. Ich bin auch dankbar, dass ich heute eine Erinnerung vorfand, dass die Weihnachtsfeier des Clubs heute statt fand. Denn eigentlich war ich darauf gepolt, heute zum Sport zu gehen. Wie gut, dass ich erinnert wurde!!!

Herr Jampolsky hat auch für heute wieder einen lieblichen Spruch:

Lektion 12

Ich bin verantwortlich für das, was ich sehe

Ich kann mich natürlich drüber aufregen, dass ich so schlecht gespielt habe. Ich kann mich aber auch an der Verbindung zu den netten Menschen im Club freuen. Ich kann mich über die Wertschätzung freuen, die mir entgegen gebracht wurde, und über das Interesse. Es ist meine Entscheidung. Seltsamerweise entscheiden wir uns ganz oft dafür, den Fokus auf die Dinge zu legen, die unser Herz nicht erfreuen. Wieso eigentlich? Und warum gehen wir so oft davon aus, der andere mache „absichtlich“ etwas falsch? Eine Beobachtung, die ich heute Abend mehrmals gemacht habe. „Warum hast du denn jetzt den Trumpf gespielt?“ Ja, warum wohl? Wahrscheinlich weil der andere dachte, das sei eine gute Idee… Oder weil er gerade keine andere hatte. Oh, wie himmlisch ist das Leben, wenn ich verinnerliche, dass der andere sich mit seinem Tun einfach nur wundervolle Bedürfnisse erfüllt!

So long!

Ysabelle

Nachtrag:
Gerade fand ich in meiner Post noch eine Nachricht von der Liedermacherin Iria. Und sie stellt auf ihrer Webseite eine kostenlose Hörprobe des Liedes „Das kleinste Licht vertreibt die größte Dunkelheit“ zur Verfügung. Lauscht mal rein!

Dankbarkeit: 11. Dezember

Hallo, Welt!

Manchmal ereignen sich einfach erstaunliche Dinge.
Im Verkauf der letzten zwei Jahre stolperte ich mehrmals über den Begriff „Focussing“. Ich glaube, zuerst entdeckte ich ihn auf einer Bücher-Empfehlungsliste von Markus Sikor. Dann kam ein Vortrag, den ich im Zusammenhang mit den Lindauer Therapietagen fand. Ich habe dann schließlich das empfohlene Buch gekauft. Als ich anfing, meine Ziele für 2012 zu formulieren, entschied ich: Ich will ein Focussing-Seminar machen. Meine Kumpel, die Wölfe, hatten mich schon länger benagt, wieso ich das denn noch nicht angeleiert hätte. Irgendwie war ich immer zu müde, fühlte mich hilflos, ohne Orientierung.

Gestern nun fand ich abends eine Mail in meinem Briefkasten. Mein Lieblings-Schrumpfkopf, der Psychosynthese-Therapeut Harald Reinhardt lud zu einem Seminar ein: Focussing für Anfänger. Ist das nicht wunderbar und bereichernd, wie sich die Dinge manchmal einfach fügen? Ich bin zutiefst dankbar darüber, dass das Seminar zu mir kommt und ich nicht erst eins suchen muss. Dazu kommt, dass ich zu Harald absolutes Vertrauen habe. Und das macht es natürlich noch schöner. Ein Grund für Dankbarkeit.

Ebenso dankbar bin ich für den Besuch meiner Freundin H.
Sie hat heute mit leichter Hand die Gardinen in meinem neuen Zimmer gekürzt. Oh, ich war so beeindruckt, dass sie ein sehr klares Konzept davon hatte, wie man so etwas macht. Und dann dauerte es eine Stunde, und die Stores hingen wieder am Fenster – in der richtigen Länge. Weiß und duftig. Ich bin dankbar!

Ich bin auch dankbar für ein Meeting, das ich heute hatte, und den Input, den ich mitnehmen durfte. Und noch immer schwingt das GfK-Treffen von gestern nach. Die Gemeinschaft, die sich heute in vielen Mails ausdrückte, wärmt mein Herz.

Gerald Jampolsky hat wieder einen Schwedenhappen für uns im Angebot.


Lektion 11

Ich kann wählen, alle verletzenden Gedanken zu verändern

Na, wenn das kein GfK-Thema ist! Was lernen wir, wenn wir uns mehr mit der Gewaltfreien Kommunikation befassen? Zum Beispiel Sätze wie:

Ein Nein ist nur ein Ja zu etwas anderem

Wenn du wütend bist, möchtest du mich einfach nur wissen lassen, dass wunderbare Bedürfnisse bei dir unerfüllt sind

Liebe ist kein Gefühl, sondern ein Bedürfnis

Mit solchem Wissen ausgestattet, verlieren viele Gedanken, die uns früher verletzten, ihre Schärfe.
Es tut gut, sich daran zu erinnern.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 10.12.

Hallo, Welt!

Der Dankbarkeitsmonat ist auch Auslöser für Stress. Ich fühle eine Verpflichtung, täglich etwas zu produzieren, und dabei bin ich sehr müde und erschöpft.

Gerald Jampolsky bietet heute an:

Lektion 10

Statt dessen könnte ich Frieden sehen

und das hat ja vielleicht auch was mit dem Thema zu tun. Statt „muss“ und „sollte“ kann ich mich dafür entscheiden, das Schreiben entweder für heute zu lassen, oder einfach nur so viel zu schreiben, wie es für mich passt.

Dankbarkeit – wofür bin ich heute dankbar?
Ich war zu Gast bei einem wunderbaren GfK-Treffen der Hamburger Trainer. Zum einen habe ich Leute wieder getroffen, die ich lange nicht gesehen habe, und ich hatte große Freude daran, unsere Verbindung aufzufrischen.
Und ich habe neue Leute kennen gelernt, deren Ideen und Anregungen mich sehr bereichert haben. Das war total großartig und nährend, und zu essen gab es auch. Wir haben viel gelacht und Spaß gehabt, aber durchaus auch ernsthafte Dinge angesprochen oder ausprobiert. Open Space auf hohem Niveau – ein Vergnügen!

Und dann habe ich mich mit einer Freundin am Bahnhof getroffen. Wir werden gleich wunderbar zusammen essen und den Rest des Abends entspannt auf dem Sofa rumgammeln. Das ist doch mal ein cooler Plan, oder? Ich bin dankbar für die Gemeinschaft und die Leichtigkeit, die wir miteinander erleben dürfen. Das nährt meine Bedürfnisse nach Verbindung, Wärme, Nähe… ach, es tut einfach gut.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 9. Dezember

Hallo, Welt!

Eben habe ich ein Telefonat mit Ikea geführt. Bis ich endlich die Nummer für Reklamationen hatte, war mein Puls schon auf 150. Bis dann endlich ein echter Mensch am Telefon war, auf 180. Gerade höre ich Marshalls Stimme in meinem Kopf: Stop and become concious of what you’ve been telling yourself and that’s making you so angry…
Ich war wütend, dass ich eine 08105-Nummer anrufen musste, um eine defekte Lichterkette zu reklamieren, und ich wollte nicht – wie die Ansage der Blechelse vorschlug – 50 Kilometer zum nächsten Einrichtungshaus fahren, um das Ding zu tauschen. Nein!

Am liebsten wäre es mir gewesen, ein MENSCH hätte mir einfach gesagt, schicken Sie die Lichterkette an folgende Adresse, wir erstatten ihnen das Geld, denn demnächst ist Weihnachten eh vorbei und die Dinger sind ausverkauft. Gleichzeitig spürte ich ein Bedauern, denn wenn ich diese spezielle Lichterkette nicht so toll gefunden hätte – zum ersten Mal im Leben – dann hätte ich sie ja gar nicht erst gekauft!

Schließlich nahm eine Dame das Gespräch an. Ich gab mir Mühe, meinen Dampf bei mir zu behalten, denn die arme Frau im Callcenter kann ja nichts dafür.
Im ersten Schritt hieß es nun, ich müsse lediglich den Original-Kassenbon an das zuständige Ikea-Haus schicken, dann würde der Kauf rückabgewickelt. Jetzt stellte sich heraus, dass die Lichterkette in „meinem“ Ikea tatsächlich noch verhanden ist. Noch zwei Mal wurde ich auf Musik geschaltet, dann meldete sich die Callcenter-Lady wieder und sagte: Sie brauchen gar nichts zu machen. Ich habe Ihre Reklamation erfasst, der Warenwert liegt unter 30 Euro. Sie können die defekte Lichterkette entsorgen oder anderweitig benutzen (es ist nur einer der Sternstränge dunkel…), und wir senden Ihnen per DHL eine neue zu.

Whow.
Mich überflutete eine Welle der Dankbarkeit. Wie toll ist das denn! Meine – wie ich fand – ohnehin schon „High Hopes“ auf eine unkomplizierte Rückabwicklung des Verkaufs wurden noch weit übertroffen. Ich brauche gar nichts zu tun und bekomme tatsächlich eine neue Lichterkette!

Wenn das kein Grund für Dankbarkeit ist…

Gerald Jamposlky hat natürlich auch was für den 9.12. zu sagen:

Lektion 9

Die Vergangenheit ist vorbei, sie kann mich nicht berühren

Ach, du meine Güte!
Intellektuell weiß ich, dass das wahr ist. Und gleichzeitig schleppe ich einen Rucksack voll mit Kränkungen und schmerzhaften Erinnerungen mit mir herum, die das Leben nicht gerade bereichern. In einem konkreten Fall habe ich gerade neulich festgestellt, dass die Fragen von Byron Katie inzwischen doch ein bisschen bei mir eingesickert sind:

1. Ist die Vorstellung wahr? 2. Können Sie mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? 3. Wie reagieren Sie, wenn Sie diesen Gedanken glauben? 4. Wer wären Sie ohne diesen Gedanken?

Ich konnte in der Situation plötzlich überprüfen, wie es mir gehen würde, wenn etwas Bestimmtes nicht vorgefallen wäre. Ich spürte spontane Erleichterung und gute Laune. Und dann konnte ich für den Moment entscheiden einfach so zu tun, als sei dieser unangenehme/schmerzhafte Vorgang nicht erfolgt. Und prompt ging es mir gut. Vermutlich kann das so ähnlich mit der Vergangenheit klappen. Es ist eine bewusste Entscheidung, mich davon berühren zu lassen. Wenn es mir gut tut – na dann! Aber wenn es mir Schmerzen und Kummer bereitet, gibt es einen Weg, mich davon zu verabschieden… Und manchmal finde ich ihn sogar.

So long!

Ysabelle

Nachtrag:
Heute bin ich mit dem Auto einkaufen gefahren, was ich sonst nicht mache. Ich musste leider den schönen Parkplatz fast vor der Tür räumen und war sehr besorgt, wie ich denn den Kram später ausladen soll, denn die Parkplätze hier sind sehr begehrt und ich war sicher, dass meiner im Nu weg sein würde.
So war es auch. Aber meine Höhere Macht hat es gut mit mir gemeint und mir unmittelbar vor dem Haus einen doppelt so großen beschert, in dem ich auch noch rangieren konnte. Das ist noch ein Grund, dankbar zu sein!

Dankbarkeit: 8. Dezember

Hallo, Welt!

Ich bin supermüde und erschöpft. Ich gebe mir selbst Wertschätzung, indem ich mir erlaube, ins Bett zu gehen, statt ausführlich über meine heutige Dankbarkeit zu schreiben. Ich bin dankbar über ein Telefonat, das ich eben geführt habe. Ein Freund hat mir zurückgemeldet, dass er jetzt mehr Klarheit über eine unbehagliche Situation hat und das freut mich sehr. Ich bin dankbar, dass all meine neuen Regale festgeschraubt sind und ich anfangen kann, die Bücher einzuräumen. Ich bin dankbar für das Stück Kuchen, dass mir meine Nachbarin gebracht hat. Und weitere Weihnachtsgeschenke sind heute bei mir eingetroffen – Geschenke, die ich verschenken werde!

Ein riesiges Geschenk kam gestern per Post: Ein ganz besonderes Kartenspiel: Bedürfnispoker! 55 grandiose Spielkarten mit Bedürfnissen. Demnächst wird man sie über die Webseite www.empathieschmiede.de und diesen Blog hier bestellen können. So cool!

Gerald Jampolsky hat wieder ein Schmankerl für mich auf Lager:

Lektion 8

Dieser Augenblick ist die einzige Zeit, die es gibt

Und genau weil es so ist, verabschiede ich mich für heute und gönne mir die Ruhe, die ich dringend brauche. Ich gehe sorgsam und liebevoll mit mir um. Das fühlt sich stimmig an.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 7. Dezember

Hallo, Welt!

Wofür möchte ich heute dankbar sein? Ganz spontan für den aktuellen Blogbeitrag von Markus, der mich sehr anspricht. Der Gedanke, dass wirklich jede Erfahrung für unser persönliches Wachstum genutzt werden kann und damit sinnvoll ist, kam mir in anderem Zusammenhang vor ein paar Wochen. Und es ist schön, damit heute wieder in Berührung zu kommen.

Mich spricht auch der Gedanke an, dass ich der/die bin, der/die ICH sein will. Zurzeit habe ich schwer damit zu kämpfen, dass andere Menschen mich großzügig mit Urteilen und Diagnosen versorgen. Und als sei das Loch, in dem mein Ich zu Hause ist, immer wieder mit Erdklumpen zugeworfen, muss ich mich im Moment ständig wieder daraus hervorarbeiten. Wer war der Stummfilmheld, über dem die Trümmer zusammenschlugen, und er klopfte sich die Hose sauber und ging weiter? Buster Keaton?
Wer bin ich? Meine eigene Schöpfung, das was ich sein will? Oder das, was andere in mir sehen? Danke, Markus, für diesen Input.

Ich bin dankbar für den Abend in der Übungsgruppe. Wieder verlief nichts nach Plan, aber ich konnte meine Bedürfnisse nach Beitragen und Unterstützung erfüllen. Ein wenig im Mangel sind die Bedürfnisse nach Struktur, Effizienz und Gemeinschaft. Aber es passt schon so.

Ich bin auch dankbar über den heutigen Kontakt mit einem Kollegen. Er hat ein bisschen von seiner Situation erzählt und das nährt mein Bedürfnis nach Verbindung und Gemeinschaft, nach Wertschätzung und Nähe.

Gerald Jampolsky hat für den heutigen Tag ein Adventskalender-Sprüchlein parat, das wie für mich gemacht ist.

Lektion 7

Heute will ich
über nichts, was geschieht, urteilen

In der Übungsgruppe haben wir heute Abend noch einmal kurz das Thema gestreift, GfKler „dürften“ nicht bewerten. Natürlich dürfen sie! Ohne Bewertungen ist unser Leben in akuter Gefahr, weil wir dann auch nicht mehr einschätzen können, ob wir noch vor dem Auto sicher über die Straße gehen können. Was sich verändert, sind unsere Kriterien. Erfüllt mir das, was da geschieht, oder was ich plane, meine Bedürfnisse? Ich kann immer noch beobachten, dass die Frau, die vor mir die Treppe hinaufgeht, schiefgelaufene Absätze hat. Und ich kann mir bewusst machen, dass das meinem Bedürfnis nach Schönheit und vielleicht nach Wertschätzung nicht entspricht. Aber das sagt eben nur etwas über meine Bedürfnisse aus und sonst nichts…

Im Moment habe ich ganz viele Baustellen in meinem Leben, auf denen ich es gern schaffen würde, nicht zu urteilen. Ich schätze, dass meine Bedürfnisse nach Empathie, Schutz, Respekt, Wertschätzung, gesehen und gehört werden in einer Beziehung komplett im Mangel sind. Vielleicht ist Samstag eine Gelegenheit, ein bisschen aufzutanken.

So long!

Ysabelle

Wer bist ich?

Hallo Ihr Lieben!

Ich möchte heute gerne ein paar Gedanken über das Leben mit euch teilen. Seit ich darauf achte ist es für mich immer wieder erstaunlich offensichtlich, wie sehr wir unser eigenes Schicksal erzeugen. Ich merke es an vielen kleinen Beispielen in meinem Leben und bei Menschen die ich treffe: Wenn ich überzeugt bin, dass ich nichts wert bin, zu dick, zu doof, zu wenig Geld habe oder was auch immer, dann werde ich immer wieder Erfahrungen produzieren und in mein Leben ziehen, die mir ganz genau das bestätigen. Finde ich mich zu dick? Dann werde ich an keinem Spiegel vorbeigehen können, ohne mich zu kritisieren. Finde ich, dass ich zu wenig Geld habe? Dann wird mir vielleicht jede Anschaffung von Freunden, die ich mir nicht leisten kann das bestätigen.
Und wenn mein Leben mich mit etwas konfrontiert, das nicht in mein Schema passt? Ein unerwarteter Geldsegen, ein Lob vom Chef, ein Kilo weniger auf der Waage?Mit genügend Offenheit kann ich dann dazu lernen und plötzlich in einer ganz anderen Welt aufwachen. Ich habe zum Beispiel eine zeitlang geglaubt, dass ich kein Geld habe, damals kam ich in etwa auf 1100€ im Monat. Ich habe gespart, jede Ausgabe tat mir weh und ich war überzeugt, kein Geld für irgendwelche Anschaffungen zu haben. Heute lebe ich von 800€ im Monat und kann unseren Wohlstand und Reichtum manchmal gar nicht fassen!Ich komme gut über die Runden und freue mich kringelig über das, was wir uns leisten können. Die Veränderung fand einzig und allein in meinem Kopf statt!Aber wenn ich dafür nicht offen genug bin lehnen ich diese Erfahrungen wahrscheinlich ab, sehe sie meistens noch nicht einmal oder lasse gar nicht zu, dass sie stattfinden.

Erich Fromm schrieb viel über Besitzorientierung, haben wollen und festhalten wollen an dem was man hat und weiß. Am schwierigsten herzugeben, schrieb er an einer Stelle, sind unsere Vorstellungen über uns und die Welt, unser Weltbild, unsere Feindbilder, und ganz besonders unser Selbstbild. Ich habe Menschen erlebt, die buchstäblich lieber sterben wollten, als ihr Selbstbild zu verändern.

Ein Kommilitone ist ein gutes Beispiel dafür. Es scheint für ihn kein anderes Thema zu geben, als sein Leiden im Leben. Selbst was ein Prüfer ihm vor 15 Jahren angetan hat weiß er noch genau zu berichten,und es hat sich nichts geändert, alle sind sie immer noch genauso fies zu ihm. Ja, wahrscheinlich braucht er Empathie, gehört werden, gesehen werden. Und gleichzeitig behaupte ich, entscheidet er sich dafür, immer wieder dasselbe zu erleben, und es ist seine Verantwortung, etwas daran zu ändern oder aber sich an dem Leben zu erfreuen, das er sich auswählt.

Natürlich ist es leichter, bei anderen Menschen zu versuchen, den Strohalm aus dem Auge zu ziehen, und ich habe es lange eifrig versucht. Das neueste Werkzeug dafür war natürlich Empathie und Zuhören,in der Hoffnung, solche Leute auf andere, bessere, klügere Gedanken über sich und die Welt zu bringen. Alte Gewohnheiten gehören wohl auch zu dem, was ich nur widerstrebend aufgebe  🙄

In letzter Zeit denke ich nämlich öfter den Gedanken, dass vielleicht jede dieser Erfahrungen wichtig und richtig ist – keine ist besser oder schlechter als die andere. Ob jemand an Magersucht stirbt oder sich am Leben erfreut, geizig oder spendabel ist, sich schön oder häßlich findet, für die Seele sind das alles absolut wertvolle Erfahrungen, eine so gut wie die andere. Und wahrscheinlich werden wir in diesem und vielen anderen Leben solange dieselben Erfahrungen machen, bis wir genug von ihnen haben und uns für andere entscheiden.Und das ist der Punkt auf den ich hinaus will: Wir können und dürfen uns entscheiden, etwas zu erleben.

Die entscheidende Frage ist dabei nicht, was um mich herum passiert, sondern  „Was möchte ich in mein Leben ziehen?“, oder wie Neale Donald Walsch es in „Gespräche mit Gott“ schreibt, „Was ist deine größte Vision von dir selbst?“, „Wer möchtest du sein?“

Wie ein Kind zu Fasching ausprobiert, wie es sich anfühlt, Pirat oder Cowboy zu sein, kann ich ausprobieren, wie es ist, arm zu sein, schön, häßlich, reich, mitfühlend oder brutal. Alles das kenne ich,alles ist nur einen Gedanken entfernt.

Was möchte ich erleben – wer möchte ich heute sein?

Markus

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