Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 20.12.2014

Hallo, Welt!
In meiner Wahrnehmung sind es schwere Tage. Heute Morgen bin ich am Telefon in Tränen ausgebrochen, weil meine Mutter nur noch röchelt und eigentlich nicht mehr verständlich ist. Wie kann ich sie begleiten, wenn wir nicht kommunizieren können?

Höchste Zeit für Selbstempathie.
Wofür ich dankbar bin… Mit Michael Dillo entdecke ich gerade einmal neu Ho’oponopono, das hawaiianische Versöhnungsritual. Ich war ganz sicher, hier schon einmal darüber geschrieben zu haben, aber ich finde zu diesem Stichwort nichts. Michael überlegt, das in GFK zu übersetzen und ich bin völlig begeistert von dieser Idee.

Gestern hatte ich bezüglich der Empathischen Zeit eine Mail im Kasten, die ich schwer lesen konnte. Bei mir kam eine Forderung an. Ich habe mehrere Stunden gebraucht, um meinen zurzeit etwas wackligen Giraffenstatus wieder herzustellen. Nachdem ich eine Antwortmail verschickt hatte, ergab sich ein Empathiegespräch mit Nayoma. Dabei sind zwei Sachen deutlich geworden, die beide in die Schublade gehören: Ich bin niemals aus dem Grund verstimmt, den ich annehme…
Die AutorInnen der Mail hatten um Verschiebung eines Themas gebeten. Ich habe das als Misstrauensantrag an meine Kompetenz als Redakteurin wahrgenommen (Feind-Gedanke: du bist inkompetent, dieses Thema ohne unsere Hilfe darzustellen). Unerfüllte Bedürfnisse: Autonomie, Wertschätzung, Gemeinschaft. Das triggerte meine alte Angst, wenn du nicht so machst wie wir von dir erwarten, fliegst du hier raus. Und prompt bin ich in einen unerfreulichen Zustand der Rebellion gekommen, aus dem ich mich nur mühsam rausholen konnte. Ich möchte feiern, dass ich zum einen gerade in diesem Moment mit Nayoma reden konnte, die mir ein paar gute Tipps gegeben hat und mich gut führen konnte.
Zum anderen möchte ich feiern, dass ich erkannt habe, wie sehr ich immer wieder in meine eigenen Feindbild-Projektionen laufe. Je schneller ich das merke, desto eher kann ich mich davon verabschieden – zum Beispiel auch mit einem Ho’oponopono-Ritual (wollt mehr wissen? Ist noch ein Platz frei in unserem Neujahrs-Workshop).
Ich möchte anerkennen (nach Feiern ist mir nicht zumute), dass ich heute Abend meinen alten A-Freund H. angerufen habe und unsere Verabredung für Morgen abgesagt. Ich bin so unglaublich erschöpft, habe schon den ganzen Nachmittag im Bett gelegen… da traue ich mir diese Verabredung für den Nachmittag nicht zu. Ich trage Sorge für mich. Schön.
Und ich möchte ein Gespräch mit der Apple-Hotline feiern, das ich heute Mittag geführt habe. Unglaublich, was da passiert ist. Ich habe dem Mann mein technisches Problem beschrieben, und er antwortete: „Ich möchte gern wiederholen, was bei mir angekommen ist, damit wir auch das Problem beheben, das Ihnen am Herzen liegt.“ Mir ist vor Beglückung/Schreck fast der Hörer aus der Hand gefallen. So einfach kann die Welt ein wunderbarer Ort sein!

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: 18.12.2014

Hallo, Welt!
Gestern hatte ich es noch… Drei oder vier Momente, in denen ich Dankbarkeit gefühlt habe. Und ich dachte noch, schreib es auf… Und jetzt ist es futsch. Als ich um 1:10 Uhr das letzte Paket gepackt hatte, mochte ich keinen Blog mehr schreiben. Nicht dass ich den ganzen Tag durchgearbeitet hätte. Ich bin am Abend beim Essen vor dem Fernseher hängen geblieben und habe erst eine Dokumentation über Prinzessin Alice von England gesehen, die Mutter von Prinz Philip. Und dann gab es eine Doku über Hannelore Kohl, die mich immer wieder hinter dem Computer vorlockte. Also, was ist gerade gut in meinem Leben?

Ich kannte einen kurzen Austausch mit Mutter. Das erfreut mich. Ich hatte zwei Telefonate bzgl. des Seminars nach Neujahr. Die waren beide wertschätzend. Meine beiden Kollegen haben sich gemeldet, das waren schöne Kontakte.
In der Lokalzeitung fand ich einen Artikel über einen Unfall auf meiner Hauptstrecke. Dabei ist ein 26-Jähriger ims Leben gekommen. Da fühlte ich mich ganz demütig. Ich darf leben, meine Mutter darf leben… Heute…
Gestern hatte ich die Rechnung für meine Heizung im Briefkasten und habe mich ziemlich aufgeregt. Auf einmal sind wir 500 Euro teurer als im Voranschlag und als im Abschlag vor sechs Monaten. In der Zwischenzeit hat keiner einen Handschlag daran getan, wieso soll ich jetzt auf einmal 500 Euro nachzahlen? Und dann kam wieder Ruhe über mich. Auch wenn es mich nicht glücklich macht und ich damit nicht gerechnet habe – ich kann es bezahlen. Und dafür bin ich dankbar.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 16.12.2014

Hallo, Welt!
Dankbarkeit. Heute habe ich mit meinen Jugendlichen eine Unterrichtseinheit zum Thema „Heute will ich über nichts, was geschieht, urteilen“ gemacht. Und den Rest des Arbeitstages habe ich sie bei allen Urteilen mit der Frage getrietzt, „ist das ein moralisches Urteil oder ein Werturteil?“ Ich fand es zum Piepen, wie einer meiner Lieblingsteilnehmer dann immer mit seiner tiefen Stimme brummte, „Werturteil natürlich“, obwohl er gerade die heftigsten moralischen Urteile abgedrückt hatte. Dieses Konzept, „wie ich mit anderen umgehe, so gehe ich auch mit mir um“ war ihnen bis heute völlig unbekannt. Sie nehmen auf sich selbst immer noch Bezug als „faul“ oder „zu doof“, und es schmerzt mich, das zu hören. Na, jedenfalls hatten wir Spaß und ich bin sicher, dass ganz allmählich etwas hängen bleibt von drei Mal GFK pro Woche… „Immer diese doofen Gefühle…“
Dankbarkeit. Heute beginnt mein Urlaub. Oder so etwas Ähnliches. Jedenfalls muss ich morgen und übermorgen nicht zur Arbeit fahren. Dafür am Freitag, denn wir haben Weihnachtsfeier mit den Kollegen. Da ich neu bin, werde ich hingehen, weil ich ein Bedürfnis nach Respekt und Wertschätzung für die Kollegen habe. Gemäß dem Wurmindex von Maja Storch arbeite ich noch dran, meinen Lust- oder auch Enten-Index auf mehr als „5“ von „10“ zu bringen. Womöglich muss ich mir dafür neue Schuhe kaufen…
Dankbarkeit. Wir waren heute mit den Jugendlichen auf dem Weihnachtsmarkt. Vor einem Geschäft stand eine Werbung, die mich sehr ansprach und als ich heute Abend wieder die neueste Lieferung zur Post gebracht habe, bin ich im Anschluss zum Juwelier gegangen. Sie hatten das, was ich mittags auf dem Plakat entdeckt hatte: Engelsrufer.
Im Normalfall würde ich dafür nicht einen Cent ausgeben. Heute habe ich dafür 159 Euro beim Juwelier gelassen. Es geht doch nichts über gutes Marketing. Es handelt sich um eine gebrochene silberne Kugel mit rosefarbener Goldauflage, in der eine weitere Kugel wohnt. In meinem Fall ist die innere Kugel rosa:

ERS-16

Rosé ist eine sanfte, zärtliche Farbe.Rosé verleiht Ihrem
Träger Hoffnung und beruhigt in schwierigen Zeiten.
ERS-16-XS – ERS-16-S – ERS-16-M – ERS-16-L

und weiter schleimt es auf der Webseite des Unternehmens:

Das Schmuckstück gibt es in 3 Größen und im Inneren des Korbes, welcher sich öffnen lässt, befindet sich eine Klangkugel, die ebenfalls in sorgfältiger Handarbeit aus Metall hergestellt und lackiert wurde. Die klingenden Kugeln sind in 9 verschiedenen Farben erhältlich, wobei jede einzelne Farbe ihre ganz besondere Bedeutung hat.
Diese können in den verschiedenen Farben und Größen einzeln gekauft und individuell ausgewechselt werden.
Jedes „Engelsrufer“ – Glöckchen im Inneren der Klangkugel hat seinen eigenen feinen Klang.
Das zarte Klingen soll unsere Schutzengel an unsere Seite rufen, damit sie uns vor allen Gefahren behüten können.

Na, der Text geht natürlich noch eine Weile weiter. Aber ich war bezaubert von der Idee, meiner Mutter quasi zu Weihnachten einen Schutzengel an die Seite zu stellen. Die Kette ist lang genug, dass sie sie trotz Tracheostoma gut um den Hals tragen kann. Und das ganze Schmuckstück ist leicht genug, dass sie es hoffentlich tragen mag. Ist das ist schön, ihr wenigstens einen Schutzengel beizuordnen, wenn sie doch schon so viele Stunden am Tag allein ist?

Ich hätte – wäre sie katholisch – wahrscheinlich auch einen besonderen Rosenkranz oder ähnliches kaufen können. Ich kenne mich mit solchen Devotionalien nicht aus. Aber ich denke (und hoffe), dass ihr diese Symbolik gut gefällt. Was kann man sonst einem lieben Menschen von Herzen schenken, der keine Lebensspanne mehr vor sich hat? Wie heißt s in diesem beschissenen alten Witz? „Ne Langspielplatte würde ich mir an Ihrer Stelle nicht mehr kaufen…“
Ja, ich bin glücklich und dankbar, dass mir dieses Dingeling heute über den Weg gelaufen ist. Oder ich ihm. Eine Sorge weniger. Und Morgen in einer Woche ist ja auch schon Heiligabend…
So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: 15.12.2014

Hallo, Welt!
Ein guter Tag neigt sich dem Ende zu. ich habe so viele Gründe, für diese 24 Stunden dankbar zu sein.
Zum einen konnte ich heute Morgen schlafen bis ich von allein wach geworden bin. Das erfüllt mein Bedürfnis nach so was wie Natürlichkeit oder Rhythmus. Das war ganz wunderbar (wenn nicht der zweite Gedanke nach dem Aufwachen gewesen wäre: wieso hat Mutter nicht angerufen? Ist es so weit?). Eben gerade habe ich mit ihr telefoniert und sie war wieder ganz wach und klar in ihren Überlegungen. Wie wunderbar! Ich bin dankbar!
Dann hatte ich heute Besuch. Mein früherer Mann ist gekommen, um mich bei einer umfangreichen Übersetzungsarbeit zu unterstützen. Wow, 19 Jahre nach unserer Scheidung haben wir so ein tolles Verhältnis, dass wir uns gut gegenseitig zuhören und helfen können. Wie schön ist das denn? Als er kam, war er frustriert und traurig, als er ging, sagte er, es ginge ihm deutlich besser. Ich sag mal, Verbindung, Gemeinschaft, Unterstützung, Gesehen werden… Nur so im ersten Anlauf.
Dann hatte ich ein kurzweiliges Skype-onat mit meinem Kollegen in der Schweiz. Auch das hat meine Bedürfnisse nach Verbindung, Klarheit und Gemeinschaft genährt.
Ganz banal: Heute Abend krabbele ich in ein frisch bezogenes Bett. Das riecht so schön und fühlt sich gut an, denn ich leiste mir den Luxus und bringe die Bettwäsche noch immer in die Heißmangel, wie früher. Schön. Nur das mit dem Stärken kriege ich noch nicht so hin. Kann aber noch kommen.
Dann hatte ich heute Kontakt mit einigen Menschen aus meinem GFK-Leben. Ich hatte mehreren von ihnen gestern geschrieben und heute trudelten die Antworten ein. Total wunderbar! Das ist die Welt, in der ich leben möchte.
Ach… eben gerade kam eine Mail in den Kasten von der Uni Hamburg. Bevor meine Beziehung final das Leben aushauchte, schickte der Mann meines Herzens mir dieses Link zu mit dem Hinweis, ich könne das ja mal austesten. Ich fand diese Botschaft verwirrend. Warum sollte ich meine Beziehungsmuster austesten? Heute also, nach rund vier Monaten, kam das Ergebnis. 14 Seiten Statistik. Psychotest Dieses Chart gefällt mir am besten: In der Erläuterung heißt es:

Die blauen Punkte stehen für Ihre persönlichen Ausprägungswerte in den Persönlichkeitsmerkmalen. Innerhalb der grauen Balken liegen die Werte der meisten, nämlich von ca. 70%, der anderen befragten Teilnehmer. Die schwarzen Querstriche in der Mitte dieser grauen Balken zeigen den Mittelwert der gesamten befragten Personen. Befindet sich der blaue Punkt innerhalb des grauen Balkens, zeigen Sie also eine ähnliche Ausprägung in dem entsprechenden Persönlichkeitsaspekt wie die meisten befragten Menschen. Liegt der blaue Punkt darüber, ist diese Eigenschaft bei Ihnen relativ stärker ausgeprägt. Liegt Sie unterhalb des grauen Balkens, ist diese Eigenschaft bei Ihnen deutlich weniger stark ausgeprägt im Vergleich zu den anderen befragten Menschen.

Es gibt noch ein weiteres Chart, das mir ausgesprochen Spaß macht. Da kippe ich mal ziemlich aus der Norm und das stört mich gar nicht. „Attraktivität, Verführung, Eitelkeit“ liegt mein Punkt mal knapp unterhalb des grauen Balkens. Romantik, Intimität, zärtliche Liebe genau auf der grauen Mittellinie, Eifersucht und Rachsucht in Beziehungen punkte ich am unteren Ende, aber noch innerhalb des grauen Feldes. Der volle Ausreißer ist „Markt- und Statusorientierung in Beziehungen. Mal richtig, richtig weit unterhalb aller anderen. Knapp drunter Treue, Bindung, konservative Ehemoral. Krass! Wo ich doch so unglaublich treu bin…
Na, diese Auswertung hat mir jedenfalls Spaß gemacht, genau wie das Ausfüllen des Fragebogens. Und somit ist auch das wieder etwas, wofür ich heute dankbar bin.
Noch ein Grund zur Dankbarkeit: Wenn Morgen alles glatt geht, habe ich im Job freie Tage bis zum 29.12… Oh, wird mir das gut tun!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 14.12.2014

Hallo, Welt!
Heute danke ich für ein besonders nettes Gespräch mit Robert Macke vom Fachverband Gewaltfreie Kommunikation. Das war einfach nur schön und auf Augenhöhe. Ich danke Nayoma, die mich gefragt hat, ob ich ihr neues Buch überlesen möchte und ihr dazu ein Feedback geben. Ich nehme das als Kompliment. Auch wenn’s für Euch langweilig wird: Ich bin dankbar, dass meine Mutter heute noch lebt.

Ich habe eben einige Überweisungen fertig gemacht und bin dankbar, dass mein Konto das her gibt. Grundsteuer, Druckerpapier, Handpuppen – alles bezahlt. Wie wunderschön ist es, keine Schulden zu haben…
ich bin mir selber dankbar, dass ich heute noch einmal einige meiner GFK-WeggefährtInnen angeschrieben habe und sie zu meinem Workshop zum Jahresanfang eingeladen habe. ich glaube, es wird ganz wunderbar und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Michael Dillo.

Ich bin dankbar dafür, dass ich heute ausschlafen konnte, also von allein wach geworden bin. Und ich bin mir selbst dankbar, dass ich mir heute eine Mittagsstunde gegönnt habe: Zwei Stunden im Do-Nothing auf dem Sofa. Das hat mir gut getan.
Nachdem ich heute Mittag kurz an der Post war, bin ich anschließend über unseren Mini-Weihnachtsmarkt geschlendert. An einer Bude roch es sehr verlockend und ich habe mir einen Teller Spanferkelschinken und Sauerkraut mitgeben lassen, mein Mittagessen ganz ohne Kochen. Der Mann hinter dem Tresen hat mir eine RIESENPORTION aufgetan und dann nur fünf Euro abgezogen. „Hat keiner gesehen“, sagte er und drückte mir einen Fünfer Wechselgeld in die Hand. Das hat mich total gefreut.
Ein guter Tag. Ich bin dankbar. Jetzt nur noch fünf Lastschrift-Einzüge anlegen, und dann ist Feierabend.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 13. Dezember 2014

Hallo, Welt!
„Dankbarkeit ist der Schlüssel zum Glück“. So, oder zumindest so ähnlich heißt ein Kapitel in dem kleinen Büchlein „Lieben heißt die Angst verlieren“ von Gerald Jampolsky, das in den 90er Jahren für mich ganz wichtig war. Ich merke, dass es mein Leben bereichert, wenn ich mich auf meine glücklichen Momente besinne. Viele Jahre hat meine Mutter zu familiären Anlässen Gedichte geschrieben, heute hatte ich in der Post ihr neuestes Werk, überschrieben: „Das letzte“. Darin schreibt sie:

Doch Spass beiseite, mir fällt ein,
das Fest soll ja für alle sein.
Euch grüsse ich, geniesst die Tage.
Mit wem? Das steht doch außer Frage:
Mit Enkeln, Nichten, Neffen, Tanten,
und wer noch lebt von den Verwandten.
Umarmt Euch fest, seid froh und glücklich.
Nie wird‘s so sein wie augenblicklich.

Es ist offensichtlich, dass sie nur noch auf den Heiligabend hin lebt, und es berührt mich immer wieder aufs Neue, mit welcher Disziplin und eisernem Willen sie immer noch wieder die Kraft findet, an andere zu denken. Heute hat sie mir den Stapel Weihnachtspost gezeigt, den sie in der vergangenen Woche erledigt hat. Mehr als 20 Briefe…
Ich bin dankbar für jedes gekrächzte Telefonat mit ihr. Ich bin dankbar, dass ich nach all den Jahren voller Groll und Miss-Verstehen, nach all den Jahren, in denen ich für mich in ihrem Leben keinen Platz gesehen habe, sie noch einmal so zugewandt, ermutigend und fürsorglich erleben darf. Ein unerwartetes Geschenk.

Ich bin auch dankbar für Wertschätzung von Menschen, die ich kaum oder gar nicht kenne… Rückmeldungen zur „Empathischen Zeit“ wie zum Beispiel:

ich danke Ihnen für die Info und überhaupt für Ihr ganzes GFK-Engagement.
Auch ich finde es eine schöne Idee und hab das Heft voller Interesse gelesen.

Es erfüllt meine Bedürfnisse nach Beitragen, aber auch nach Gesehen werden und Wertschätzung. Gestern habe ich in einem Skype-Gespräch mit Michael Dillo noch etwas anderes gemerkt. Bisher habe ich auf keiner Liste ein Bedürfnis nach Kompetenz gefunden. Wir beschränken uns auf Effizienz und Effektivität, wobei das zwar in diversen Listen (auch in meiner) steht, aber ich nicht sicher bin, ob das echte Bedürfnisse sind, oder dahinter nicht doch etwas Tieferes liegt. Wenn ich Zeitung mache, oder Zeitschrift, dann fühlt sich das kraftvoll an. Ich genieße mein Tun. Ich freue mich daran, dass ich es kann. Ich wachse mit den Schwierigkeiten. Hier noch mal was am Text gefeilt, dort noch mal ein Foto dazu… Ich bin leider nicht auch noch grafisch begabt, ich wünschte, da wäre ich ebenso gut wie im Organisieren, Einpassen, Erfinden, Umformulieren…
Heute gilt also meine Dankbarkeit auch all denen, die es mir ermöglichen, eine zweite Ausgabe zu stemmen: Zum Beispiel den Trainern, die 50 Hefte gekauft haben und sie in ihrem Dunstkreis anbieten. Ich danke Euch dafür!

Und ich bin dankbar, dass ich wahrscheinlich nur noch zwei Tage in diesem Jahr zur Arbeit fahren muss: Zu viele Überstunden und vier Tage Resturlaub… Schöne Aussichten!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 10. Dezember 2014

Hallo, Welt!
Gerade eben hat meine Mutter ihren Morgengruß ins Telefon gekrächzt und ich bin dankbar für diesen Anruf. Ich war seit 4.45 Uhr wach und spürte eine seltsame innere Unruhe. Der Gedanke, dass ihr Leben gerade zu Ende geht, begleitet mich durch diese Tage. Und jedes Wort, jede Geste, die wir miteinander teilen dürfen, ist ein Geschenk.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: 6. Dezember 2014

Hallo, Welt!
Gerade halte ich einen Brief in den Händen, den mir ein GFK-Freund geschickt hat. Er schreibt darin über den Tod seiner Schwester, hat ein paar Fotos mit eingebaut. Dazu ein paar Zeilen von Hand.
Schon vor ein paar Tagen fand sich etwas Handgeschriebenes in meinem Briefkasten. Ein Adventsgruß von meiner lieben GFK-Freundin aus Hamburg. Verbunden mit dem Wunsch, gemeinsam über den Weihnachtsmarkt zu schlendern. Ich bin in Tränen ausgebrochen.
Aktuell kotzen mich Mails, Facebook, SMS und dieser ganze Kram an. Ich gratuliere mir selbst, dass ich noch nicht bei Whats App gelandet bin. Ich habe so einen Hunger nach Echtheit, nach wirklicher Begegnung. Brief und Adventsgruß erfüllen mir tiefe Bedürfnisse, von denen mir vorher nicht bewusst war, dass sie im Mangel sind. Wertschätzung, Verbindung, Gesehen werden, Innehalten. Nicht schnell, schnell. Nicht mal eben zwischendurch. Bedacht. Ich werde bedacht. Ich bin berührt und dankbar! Vielleicht gelingt es mir an diesem Wochenende auch, ein paar Zeilen von Hand zu schreiben. Es gibt so viele liebe Menschen in meinem Leben, denen ich etwas zu sagen habe.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: 5. Dezember 2014

Hallo, Welt!
Ich merke, dass es mir gut tut, in diesen Tagen meine Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, für die ich dankbar bin. Heute bekam ich die Nachricht, dass ein Mann aus unserem Familienkreis nach einem Schlaganfall gestorben ist. Er war kaum 50 Jahre hat. Da bin ich einfach dankbar, dass meine Mutter, deren Zustand sehr bedenklich ist, mich immer noch morgens und abends anruft, um Kontakt zu halten. Ich bin dankbar für jeden einzelnen Tag, an dem sie das noch tun kann.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: 4. Dezember 2014

Hallo, Welt!
Dieser Tage erhielt ich von einer GFK-Weggefährtin der ersten Stunde eine Rückmeldung zu meinem jüngsten Projekt:

Ich bin sehr beeindruckt von der Energie, mit der du immer wieder Schneisen schlägst, deinen ganz eigenen Weg weiter zu gehen.
Und ich bin beeindruckt von dem Netzwerk, in dem du dich inzwischen bewegst. Ich wünsche dir sehr, dass es dir mit der Zeit so viel Sicherheit gibt, dass du die Angst vor einer unsicheren finanziellen Zukunft verlierst.

Diese Zeilen haben mich sehr beschäftigt und kommen mir immer wieder in den Sinn. Dabei fällt mir auf, dass sich tatsächlich etwas verändert hat. Als ich 2012 lernte, dass mein bisheriges Leben in der Festanstellung ein Ende hat, bin ich oft nachts wach geworden und hatte Angst. Oder ich konnte gar nicht erst einschlafen, weil mich das Gedanken-Karussell wach hielt. Was wird? Wie werde ich meine Rechnungen bezahlen können? Was ist, wenn ich kein Arbeitslosengeld mehr bekomme? Mein alter Glaubenssatz, „ich kann nicht mit Geld umgehen“, meldete sich in dramatischen Chören. Aktuell habe ich einen Zeitvertrag über 19 Stunden, bekomme dafür ein Viertel von dem, was ich früher verdient habe, und mein Konto ist immer noch in den schwarzen Zahlen. Ich arbeite viel, mindestens so viel wie früher, aber ich entscheide, was ich wann arbeite, mal abgesehen von den 19 Stunden. Wenn ich nachmittags müde bin, lege ich mich hin und schreibe die Rechnungen von 21-23 Uhr. Wenn meine Mutter an einem Werktag Unterstützung braucht, weil etwas einzukaufen ist, setze ich mich ins Auto. Die Dinge, die ich tue, haben sich organisch entwickelt. Keine einzige meiner Tätigkeiten würde ausreichen, um davon leben zu können, aber alle Jobs zusammen ermöglichen mir einen sorgenfreien Tag, wenn ich es zulasse. Meine Angst hat sich verdünnt. Ich fühle mehr Vertrauen in das Leben, in meine Tatkraft, darauf, dass sich zur rechten Zeit Türen öffnen. Da gibt es inneren Frieden. Und dafür bin ich dankbar.

So long!
Ysabelle

Atempause

Hallo, Welt!
Heute hatte ich einen fast normalen Sonntag. Zusammen mit meinem geschätzten Kollegen Matthias schmeckt das Frühstück zur Mittagszeit in meinem Lieblings-Cafe besonders gut. Wir haben ein intensives Brainstorming veranstaltet und zumindest für mich ist das eine oder andere Neue dabei rausgekommen. Wofür bin ich heute dankbar?
Ich bin dankbar für unser vertrauensvolles, kollegiales Verhältnis, in dem auch Raum für anderes ist.
Ich bin dankbar für eine neue Erkenntnis… Neulich hatte ich am späten Abend noch Lastschrift-Einzüge in meiner Banking-Software eingeben. Und dann stellte ich Freitag fest, dass ich anscheinend einer Kundin Geld geschickt hatte, statt es bei ihr abzubuchen. Ich habe ein bisschen mit mir geschimpft, weil ich mutmaßlich nicht aufmerksam war. Ich werf doch den Kunden nicht noch den Kaufpreis hinterher… Heute dann habe ich meiner Bank einen Besuch abgestattet und dabei erfahren, dass ich keineswegs eine Überweisung getätigt habe. Vielmehr ist die Lastschrift geplatzt. Anscheinend hatte die Kundin keine 10,50 € mehr auf dem Konto… Also: Ich habe sorgfältig gearbeitet. Nicht immer gleich das Schlimmste annehmen!
Gleich habe ich noch ein Treffen mit einer alten Freundin, die mir hilft, einen Newsletter auf die Beine zu stellen. Das reicht dann auch wieder für einen freien Tag. Ich möchte auf die Dinge gucken, die mir Freude bereitet haben, und nicht auf all das, was noch unerledigt ist…

So long!

Ysabelle

Alte Gespenster

Hallo, Welt!
Die Tage verstreichen und hier im Blog geschieht nichts. Das löst eine Kaskade unangenehmer Gefühle aus, an Bedürfnissen erkenne ich mit Leichtigkeit Sicherheit (für meine Leser, da kommt was) und Verbindung. Dahinter liegt sicher noch mehr, aber ich belasse es dabei. Wer mehr darüber wissen möchte, warum ich in den vergangenen Wochen nicht in Sachen Giraffenohren unterwegs war, findet Infos dazu hier.

Vorgestern hatte ich ein an sich banales Erlebnis, das mich noch immer schüttelt.
Morgens hatte eine Teilnehmerin unseres Projektes an meine Kollegin eine „Bitte“ gestellt. Meine Kollegin sagte sinngemäß, „ich habe dich gehört. Als nächstes spreche ich noch einmal mit Dozentin XY darüber, was sie dazu meint. Grundsätzlich denke ich, da gestern das und das passiert ist, ist das, was du gerade möchtest, nicht dran. Ich halte dich auf dem Laufenden.“

Ich war total entzückt von der Antwort. Ich habe für so etwas einfach keine Textbausteine.
Zwei Stunden später, ich erläuterte gerade an der Flipchart das Eisenhower-Prinzip, äußerte ein Teilnehmer seinen Unmut über die Inhalte des Unterrichts. Er wolle jetzt Bewerbungen schreiben. JETZT. Und deshalb würde er jetzt nach Hause gehen. Er kramte auf dem Tisch herum, suchte Unterlagen. „Wo ist meine Bewerbung?“. Ich wies darauf hin, dass er sie mir morgens gegeben hatte und sie in meinem Büro eingeschlossen hatte. „Geben Sie mir die jetzt raus?“ Der Ton war laut und in meinen Ohren scharf. Ich spürte, wie ich den Büroschlüssel aus der Hosentasche zog und erinnerte mich an die Szene morgens mit meiner Kollegin. Und ich merkte, nein, das passt so nicht für mich. Das Beste, was ich gerade noch rauskriegte, war, „ich habe hier acht Leute im Unterricht sitzen, dann muss das warten, bis wir hier Pause haben.“

Ungefähr 15 Minuten später war Pause. Der Teilnehmer, der zwischenzeitlich den Raum verlassen hatte, wartete vor der Tür. Er war noch immer sehr aufgebracht (gesehen gehört werden, Wertschätzung, to matter), er nahm seine Bewerbung und verschwand.
… Empathie wäre sicher eine coole Reaktion gewesen, aber ich hatte gerade keine. Ich war vollauf damit beschäftigt festzustellen, was in mir los war. Und das war eine ganze Menge.
Inzwischen habe ich herausgefunden, dass ich es hier mit einem uralten Muster/Glaubenssatz zu tun habe. Und über den bin ich schon häufiger im letzten Vierteljahr gestolpert. Er setzt sich vermutlich aus mehreren Kommandos zusammen und ich bin tiefenerschüttert zu erkennen, dass ich noch immer so unreflektiert alten Programmierungen folge.
Eine Programmierung lautet anscheinend: Tu was man dir sagt.
Und da sagt jemand, gib mir meine Bewerbung und mein erster Impuls ist, ich setze mich in Bewegung, um genau das zu tun. Da setzt kein Nachdenken ein, da ist keine Reflexion, will ich das? – Na ja, diesmal schon! Aber in meinem Alltag ist das oft nicht der Fall, und mit Sicherheit war das auch nicht der Fall, als ich versucht habe, mein Kind zu erziehen.
Die zweite Programmierung lautet: Was dein Gegenüber will, hat eine höhere Priorität als das, was du selbst willst.
Diese Erfahrung habe ich auf dem IIT in Birmingham gemacht. Jemand stellte eine Bitte und das, was ich gerade geplant hatte, verblasste, schien auf einmal nicht mehr wichtig.
Darüber scheint es ein Haupt-Kommando zu geben, das ich mit den Buchtitel von Alice Miller gut beschrieben finde: Du sollst nicht merken. Spür gar nicht erst, wie es dir geht. Mach einfach, was ich dir sage. Deine Meinung spielt sowieso keine Rolle.
Gerade gruselt es mich, denn ich finde diese Art von Umgang mit einem Menschen – und sei es – ich mit mir – erschreckend, beängstigend und frustrierend. Die Botschaft ist, der andere sagt, wo es lang geht. Der andere ist wichtiger als ich. Was ich will, tut nichts zur Sache. Deins ist, was du siehst, wenn du die Augen zu machst. Nichts. Und es gibt kein Aufbegehren, nicht einmal eine bewusste Unterwerfung. Ich funktioniere einfach auf diese Weise. Da kommt ein Impuls von außen und ich setze mich wie ferngesteuert in Bewegung.
Herausforderung für die kommenden Wochen soll daher sein, meine Selbstverbindung zu stärken. Wie geht es mir, wenn ich etwas höre? Was löst es in mir aus? Ich möchte mich beobachten ohne mich zu bewerten.

Ach ja… und am Montag ist der 1. Dezember. Wie es schon gute Tradition ist, will ich den Dezember wieder zum Dankbarkeitsmonat erklären und versuchen, möglichst häufig hier zu beschreiben, wofür ich gerade dankbar bin.

In diesem Augenblick bin ich dafür dankbar, dass es bei mir zu Hause gemütlich warm ist. Ich konnte eben beim Einkaufen meinen Korb voll packen, ohne Angst zu haben, dass das Geld nicht reicht. Ich bin dankbar für meine Fortschritte in der GFK, denn eine Begegnung im Supermarkt konnte ich voller Wertschätzung feiern, obwohl ich vorher noch einen Wolf am Start hatte. Ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich in den vergangenen Wochen erfahren habe. Ich habe ein gutes Leben!

So long!

Ysabelle

Der Sieg der gelben Hose

Hallo, Welt!
Was für ein Tag! Vor ein paar Wochen habe ich eine Bewerbung abgegeben, die mich wieder in die Nähe meines alten Berufes rückt. Ach, wie verlockend… eine unbefristete Stelle! Mittlerweile überwiegen die Kröten in diesem Job und ich hoffe, man sagt mir ab (denn dann muss ich nicht absagen, denn das macht mir Angst…). Heute nun hättet Ihr mich mal wirbeln sehen können! Ich habe ein neues Projekt angeschoben, das die deutschsprachige GFK-Welt noch nicht gesehen hat. Und es wird auf dem Trainertreffen in Düsseldorf in nur drei Wochen Premiere haben. Oh Mann, da hab ich mir was ausgedacht. Es ist im wahrsten Sinne ein Sieg der gelben Hosen: Gelbe Hose Diesem preiswerten Angebot konnte ich dann nach meinem letzten Blogbeitrag nicht widerstehen. Heute war es in der Post und hängt nun gewaschen auf der Leine. Zugehörigkeit, Beitragen, Gesehen werden – mein neues Projekt schießt mich mitten in die GFK-Gemeinschaft und ich freu mich wie Bolle. Und auf einmal fühlte ich mich wie energetisiert. Kraft, Begeisterung, Kompetenz, Leichtigkeit – ich war in meinem Metier. Ein unglaublich schönes Gefühl. Aber um das zu spüren, muss ich keinen festen Job annehmen. Da gab es doch mal ein Buch „Dein Job ist es frei zu sein“, über Management und Zen. Vielleicht sollte ich das erst mal lesen…

So long!

Ysabelle

Feedback und gelbe Hosen

Hallo, Welt!
Eine TrainerfreundinKollegin bat mich vor einiger Zeit um ein Feedback für ihre Zertifizierung. Gerade eben habe ich es zu Ende geschrieben und ihr zugeschickt. Und dann habe ich noch mal in den Feedbacks gestöbert, die ich für meine Zertifizierung eingesammelt habe. Das ist nun kaum 18 Monate her, und gleichzeitig habe ich den Eindruck, ich hätte mich seither noch mehr weiter entwickelt.
Mein Rauswurf bei diesem namhaften Medienhaus erweist sich mehr und mehr als Glücksfall. 2012 habe ich mich noch sehr über meine Funktion definiert. Ich bin stellvertretende Chefredakteurin und trage Woche für Woche dazu bei, 1,5 Millionen Hefte auf den Markt zu bringen… Beim Trainertreffen in Niederkaufungen habe ich ganz deutlich gespürt, dass das für mich nur noch als Teil meiner Vergangenheit eine Rolle spielt. Dort bin ich einigen Kolleginnen näher gekommen, die lustigerweise und ohne Verabredung alle gelbe Hosen tragen. Seither durchstöbere ich das Internet auf der Suche nach einer gelben Hose Gelbe Hose und bin sehr stolz auf mich, dass ich den diversen Kaufimpulsen noch nicht nachgegeben habe. Eine gelbe Hose als Ausdruck meiner Zugehörigkeit…

In Niederkaufungen ging es in wechselnden Prozessen darum, wie wir uns als Trainergemeinschaft organisieren wollen. Unter diesem Link findet Ihr einen wunderbaren Überblick über diese Tage, verfasst von Andrea Wiedel. Ehrlich gesagt habe ich erst beim Lesen kapiert, was wir da drei Tage lang gemacht haben… Ein selbstorganisierter Prozess zur Selbstorganisation02
Ein Feedback der besonderen Art habe ich gestern von den Teilnehmern dieser Maßnahme erhalten, in der ich drei Tage pro Woche GFK-Inhalte verstreue. „Danke für alles“ stand auf einem Bild, das die jungen Männer und Frauen gemeinsam gestaltet haben. Ein rahmenloser Bildhalter, viel Herbstlaub und die Unterschriften aller, die am diesem Tag gekommen waren. Wohlbemerkt, das Projekt läuft erst sechs Wochen, wir sind nicht etwa am Ende, sondern nicht einmal mittendrin! Ich hatte echt Tränen in den Augen!

Ja… die Feedbacks für meine Zertifizierung… und jetzt habe ich selbst schon drei Feedbacks für andere geschrieben… es ist spannend noch einmal nachzulesen, wie mich meine Kolleginnen und Kollegen vor zwei Jahren eingeschätzt haben. Und noch spannender ist es, wie ich darauf reagiert habe. Meine Güte, was für mittelprächtige Dramen waren damit verbunden… Und heute bin ich voller Freude und Gelassenheit. Na, jedenfalls meist! Und wenn mich etwas aus der Bahn wirft, finde ich schneller als früher zurück in ruhiges Fahrwasser. Ist das nicht wunderbar?

So long!

Ysabelle

Entweder, oder. Oder?

Hallo, Welt!
Ich bin noch immer ganz benebelt von einem Erlebnis am Freitagabend. Wir hatten Seminar, aber aus verschiedenen Gründen sind nur sehr wenige Teilnehmer vor Ort gewesen. Unser Vorschlag, deshalb sehr konzentriert nur 1,5 Tage in der Kleingruppe zu arbeiten, stieß auf ein gemischtes Echo. Letzten Endes haben sich die Teilnehmer dafür entschieden, das Seminar zu verschieben und auf die anderen Teilnehmer, die zu diesem Block verhindert waren, zu warten.
Wir hatten zu Beginn des Seminars ein paar Punkte an der Tafel gesammelt. Warum interessieren sich Menschen für die Gewaltfreie Kommunikation? Was bringt ihnen das?
Whiteboard 2014_10_17
Was in der Diskussion über unsere Vorgehensweise fürs Wochenende immer wieder deutlich wurde: Es ging um Schutz. „Dann stehe ich als einzelner ja so im Mittelpunkt…“ „Dann bin ich ja ständig dran…“ Ich merkte, wie meine Stimmung immer weiter in den Keller ging. Dabei ging es mir nicht darum, dass Seminar auf jeden Fall durchzuziehen. Ganz und gar nicht, denn die vergangenen Wochen waren extrem anstrengend und ich freue mich, dann heute zu meiner Mutter fahren zu können. Nein, was mich schmerzt ist etwas Anderes.

Einer der Punkte auf der Liste war: Ausstieg aus dem Entweder – Oder. GFK eröffnet mir neue Möglichkeiten. Die ganze Palette der Grautöne statt nur schwarz-weiß. Hier eine Auswahl an Farben von meinem Lieblings-Farbberater Loriot:
http://www.youtube.com/watch?v=ckIrhRKwgCg
In der Seminarsituation landeten wir nun in einer Sackgasse. Entweder ausfallen lassen oder Überforderung. Ich war – und bin – noch immer fassungslos. Es gibt gute Gründe dafür, in der größeren Gruppe arbeiten zu wollen, und mit diesem Anliegen kann ich mich zutiefst verbinden. Aber zu glauben, ich würde in der Kleingruppe überfordert, es gebe keinen Schutz für mich, meine Grenzen würden nicht gewahrt – das schüttelt mich schon sehr. Und ich nehme es als Zeichen, dass wir eben nicht gewohnt sind, für uns selbst Sorge zu tragen AUSSER indem wir aus einer Situation herausgehen. Entweder – oder. Wir haben kein Vertrauen darauf, dass unsere Bedürfnisse ernst genommen werden, dass wir nach unseren Bedürfnissen leben dürfen. Und ich glaube, dass wir auch unsicher sind, in herausfordernden Situationen mit unseren eigenen Bedürfnissen verbunden bleiben zu können und uns für sie einzusetzen. Dann denken wir, andere überrollen uns. Wir seien machtlos. Und der Ausweg, den wir kennen, heißt Rückzug.
Ich spüre eine große Traurigkeit, wenn ich mich mit der Situation am Freitag verbinde. Wo ist unsere Fähigkeit, gut für uns zu sorgen? Jenseits von Entweder, oder. Wo, wenn nicht in dem geschützten Rahmen eines GFK-Seminars, kann ich denn üben, mit mir selbst in Verbindung zu sein und nach Strategien zu suchen, die mich rausnehmen aus dieser Zwei-Wege-Technik? Wenn ich es hier nicht probieren mag, weil ich kein Vertrauen habe, dass ich gut für mich sorgen kann – ja wo denn dann?
Ich betrauere eine verpasste Chance zum Lernen und Wachsen. Und ich möchte feiern, dass ich an dieser Stelle in den vergangenen Jahren gewachsen bin. Vorige Woche war ich in Niederkaufungen zum Trainertreffen. Und in einer herausfordernden Situation bin ich für mich und für mein Thema eingetreten, im Vertrauen darauf, dass die Bedürfnisse eines jeden einzelnen zählen. Das Echo war in einer Weise, wie ich es in einer Veranstaltung von GFK-Trainern nicht erwartet hätte. Und trotzdem bin ich zufrieden damit, für mich eingestanden zu sein. Das wäre vor einigen Jahren noch nicht in dieser Weise möglich gewesen. Vielleicht ist es mir deshalb so wichtig, dass auch andere Menschen eine Chance haben, sich selbst auszuprobieren und zu trainieren, wie sie mit ihren Bedürfnissen verbunden sein können… Vorausgesetzt, sie haben das Vertrauen, dass ihre Bedürfnisse zählen. Und das Vertrauen gab es vielleicht am Freitag noch nicht.

So long!

Ysabelle

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